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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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bemüht, ihre Gefühle zu ignorieren. Ihre Empörung über DI Stewarts Bemerkungen, ihre Ungeduld angesichts der Routinearbeit, zu der man sie verdonnert hatte, ihre pubertäre Eifersucht - lieber Himmel, war es das wirklich? -, als sie sah, dass Lynley Winston Nkata als Sekundant für sein Duell mit dem Assistant Commissioner auswählte. Also hatte sie ihrer Ansicht nach zu dieser vorgerückten Stunde wirklich einen Orden am Revers verdient, und den sollte die Zigarette repräsentieren.
    Andererseits musste sie einräumen - so sehr es ihr auch missfiel -, dass die endlose Schinderei an Computer und Telefon ihr neue Munition geliefert hatte, die sie bei ihrem nächsten Besuch bei Colossus verwenden konnte. Unwillig musste sie anerkennen, dass es einiges für sich hatte, eine ihr übertragene Aufgabe vollständig zu erledigen, und sie erwog sogar, ihren Bericht pünktlich zu schreiben, quasi als Eingeständnis ihres Irrtums. Doch sie verwarf diese Idee schnell wieder und ging lieber eine Zigarette rauchen. Sie sagte sich, wenn sie das heimlich im Treppenhaus täte, wäre sie schon ein gutes Stück näher an der Einsatzzentrale, wo die vorschriftsmäßigen Berichtformulare bereitlagen ... sobald sie ihrem Körper das Nikotin zugeführt hatte, nach dem er verlangte.
    Also ging sie ins Treppenhaus, ließ sich nieder, steckte sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Glückseligkeit. Nicht der Teller Lasagne mit Pommes frites, den sie jetzt vorgezogen hätte, aber ein anständiger Ersatz.
    »Havers, was genau tun Sie hier?«
    Verfluchter Mist. Barbara stand hastig auf. Lynley war gerade ins Treppenhaus gekommen, in der Absicht, hinaufoder hinabzugehen. Er hatte den Mantel über die Schulter gehängt, also nahm sie an, es sollte abwärts gehen. Es war ein ziemlich weiter Weg bis zur Tiefgarage, aber die Treppe bot immer Gelegenheit zum Nachdenken, was er vermutlich beabsichtigte, es sei denn, es war sein Ziel, unentdeckt zu entkommen, was die Benutzung der Treppe ebenfalls ermöglichte.
    »Ich sortiere meine Gedanken«, antwortete sie. »Ich bin mit der Griffin-Strong-Sache fertig und überlege gerade, wie ich die gewonnenen Erkenntnisse am besten präsentieren kann.« Sie hielt ihm die Notizen hin, die sie sich bei den Recherchen am Computer und beim Telefonieren gemacht hatte. Sie hatte in ihrer Spiralkladde angefangen, aber unglücklicherweise war diese irgendwann voll gewesen, und sie hatte mit dem vorlieb nehmen müssen, was zur Hand war: zwei Briefumschläge aus dem Papierkorb und ein Papiertaschentuch, das sie aus ihrem Schulterbeutel gekramt hatte.
    Lynley betrachtete all dies, ehe er sie wieder anschaute.
    »Hey«, sagte sie. »Bevor Sie mich jetzt wieder abkanzeln ...«
    »Das habe ich aufgegeben«, erwiderte er. »Was haben Sie erfahren?«
    Barbara richtete sich auf einen gemütlichen Plausch ein, die Kippe im Mundwinkel. »Erstens: Laut Aussage seiner Frau betreibt Griffin Strong Matratzensport mit Ulrike Ellis. Arabella - so heißt die Ehefrau - sagt, er war zu jeder Tatzeit mit Ulrike zusammen, ganz egal, wann es war - ohne auch nur eine Sekunde drüber nachzudenken, möchte ich betonen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich schließe daraus, dass sie verzweifelt darauf angewiesen ist, dass er das Geld nach Hause bringt, während sie das Baby versorgt und den ganzen Tag vor dem Fernseher turnt. Schön. Das ist verständlich, nehm ich an. Aber es stellt sich raus, unser Griff hat die Gewohnheit, es mit den Frauen an all seinen Arbeitsplätzen zu treiben. In all seinen Stellungen, könnte man auch sagen, wenn Sie das Wortspiel verzeihen wollen. Jedenfalls verstrickt er sich dabei regelmäßig zu sehr, verliert die Kontrolle und dann den Überblick, was seine Pflichten betrifft.«
    Lynley lehnte am Geländer und ertrug geduldig ihre epischen Ausführungen. Er sah sie gebannt an, sodass sie sich die Hoffnung gestattete, sie sei im Begriff, ihren Ruf, ganz zu schweigen von ihrer Karriere, wieder auferstehen zu lassen. Sie erwärmte sich für ihr Thema: »Es stellte sich raus, sie haben ihn in Lewisham gefeuert, weil er seine Berichte gefälscht hat.«
    »Das ist eine interessante Wendung.«
    »Angeblich machte er Kontrollbesuche bei Pflegekindern, hat aber tatsächlich nur eins von zehn geschafft.«
    »Warum?«
    »Das Übliche. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Kollegin zu vögeln, mit der er das Büro teilte. Er wurde ein Mal verwarnt und zwei Mal abgemahnt, bevor die Axt schließlich fiel, und

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