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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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lange wir nicht wissen, was er gekauft hat ... Sie sehen das Problem, nicht wahr?«
    »Klar. Er arbeitet schon Gott weiß wie lange dort an Gabriel's Wharf. Im Laufe der Zeit hat er wahrscheinlich in diesem und jedem anderen Laden was gekauft.«
    »Genau. Aber sprechen Sie trotzdem noch mal mit den Leuten dort.«
    Oben angekommen, führte Judi MacIntosh sie umgehend in Hilliers Büro. Hillier erwartete sie, stand da, umrahmt von seiner großzügigen Fensterfront und dem Blick auf St. James's Park. Er betrachtete diese Aussicht, als sie eintraten. Auf dem Sideboard unter dem Fenster lag eine säuberlich gefaltete Zeitung, und er hatte die Fingerspitzen darauf gestützt.
    Hillier wandte sich um. Als posiere er vor einer unsichtbaren Kamera, ergriff er die Zeitung und ließ sie aufklappen, sodass er die Frontseite wie ein Handtuch hielt, das seine Genitalien bedeckte. »Wie konnte das passieren?«, fragte er ruhig.
    Nkata sah, dass es sich um die jüngste Ausgabe des Evening Standard handelte. Die Titelstory befasste sich mit der Pressekonferenz, die Bram Savidge früher gegeben hatte. Die Schlagzeile sprach von der Verzweiflung eines Pflegevaters.
    Verzweiflung gehörte nicht zu den Reaktionen auf Sean Laverys Tod, die Nkata bei Savidge bemerkt hatte. Aber ihm war klar, dass »Verzweiflung« mehr Zeitungen verkaufte als »gerechtfertigter Zorn über Inkompetenz bei der Polizei«. Obwohl auch das gute Verkäufe garantiert hätte, um die Wahrheit zu sagen.
    Hillier warf die Zeitung auf seinen Schreibtisch und fuhr an Lynley gewandt fort: »Es ist Ihre Aufgabe, Superintendent, die Familien der Opfer zu betreuen und nicht, ihnen Zugang zu den Medien zu verschaffen. Das ist Ihr Job, also warum tun Sie ihn nicht? Wissen Sie eigentlich, was er der Presse alles gesagt hat?« Hillier stach bei jeder der folgenden Aussagen mit dem Zeigefinger auf die Zeitung ein: »Institutioneller Rassismus. Polizeiliche Inkompetenz. Endemische Korruption. All das begleitet von Forderungen nach einer gründlichen Untersuchung durch das Innenministerium, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, den Premierminister oder sonst irgendjemanden, der gewillt ist, sich eines gründlichen Hausputzes bei New Scotland Yard anzunehmen, denn das ist es, was wir seiner Aussage nach hier brauchen.« Er fegte die Zeitung vom Tisch in den Papierkorb, der gleich daneben stand. »Dieser Drecksack hat die Aufmerksamkeit der Presse«, ereiferte er sich. »Das muss aufhören!«
    Es war etwas Selbstzufriedenes in Hilliers Miene, das weder mit seinen Worten noch seinem Tonfall zusammenpasste. Während Nkata dies beobachtete, dämmerte ihm, dass Hilliers Verhalten mehr mit der Vorstellung zu tun hatte, die er hier gab, als mit seiner Empörung. Er wollte Lynley vor einem Untergebenen fertig machen, erkannte Nkata. Und er hatte Nkata für die Rolle dieses Untergebenen gewählt, weil die Pressekonferenzen ihm eine gute Ausrede dafür lieferten, wo Nkata an seiner Seite gesessen hatte wie ein dressiertes Hündchen.
    Ehe Lynley antworten konnte, sagte Nkata zu Hillier: »'tschuldigung, Chef, ich war bei Savidges Pressekonferenz. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin noch nicht mal auf die Idee gekommen, sie zu unterbrechen. Schließlich kann er die Presse zusammentrommeln, wann immer er will. Ist sein gutes Recht.«
    Lynley warf ihm einen Seitenblick zu, und Nkata fragte sich, ob Lynleys Stolz es zulassen würde, dass er - Nkata - seine Intervention zu Ende führte. Er war sich keineswegs sicher, darum fuhr er fort, ehe der Superintendent irgendetwas sagen konnte: »Natürlich hätte ich gleich ans Mikro gehen können, nachdem Savidge seine Erklärung abgegeben hatte. Vielleicht hätt ich das auch tun sollen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass Sie das wirklich wollten, wenn Sie nicht dabei sind.« Er lächelte liebenswürdig bei seinen letzten Worten - ganz »Kleiner Schwarzer Sambo in London«.
    Lynley räusperte sich neben ihm. Hillier warf ihm einen raschen Blick zu, sah dann zu Nkata und sagte: »Bringen Sie die Dinge unter Kontrolle, Lynley. Ich will nicht, dass Hinz und Kunz in dieser Angelegenheit zur Presse rennen.«
    »Wir werden diesem Aspekt besondere Aufmerksamkeit schenken«, erwiderte Lynley. »War das alles, Sir?«
    »Die nächste Pressekonferenz ...« Hillier zeigte rüde mit dem Finger auf Nkata: »Ich will, dass Sie zehn Minuten vor Beginn des Termins dort sind.«
    »Verstanden«, antwortete Nkata und tippte sich an den Kopf.
    Einen Moment schien

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