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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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während der Freund mit dem ausgewählten Schmuckstück in der Hand daneben stand. Es handelte sich um einen dicken Ring, ähnlich den Nasenringen, wie sie bei Kühen verwendet wurden. Das wird bestimmt attraktiv aussehen, dachte Barbara. Tara hielt gerade einen Vortrag über den Haaransatz des Premierministers. Offenbar hatte sie die Auswirkungen von Macht und Verantwortung auf den Haarverlust eingehend recherchiert. Es schien ihr jedoch schwer zu fallen, ihre Theorie auf Lady Thatcher anzuwenden.
    Wie sich herausstellte, wusste Tara in der Tat, wo sich der Zaubereistand befand. Sie sagte, Barbara finde ihn in der Gasse. Als Barbara fragte, welche Gasse?, erwiderte sie, die Gasse, und verdrehte die Augen, als sei sie der Auffassung, dass diese Information doch wirklich ausreichend sein müsse. Dann wandte sie sich an ihre Kundin und sagte: »Das pikst jetzt ein bisschen, Liebes.« Und mit einem geschickten Stoß rammte sie die Nadel durch den Nasenflügel des Mädchens.
    Barbara trat hastig den Rückzug an, als das Mädchen schrie, in sich zusammensackte und Tara irgendjemandem zurief: »Riechsalz! Schnell!« Barbara dachte, dass dies ein Job mit vielen Haken und Ösen war.
    Obwohl Barbara nahe Camden High Street und seinen Märkten wohnte und schon ungezählte Male in den alten Stallungen gewesen war, hatte sie nicht gewusst, dass die enge Passage, in der sie den Zaubereistand schließlich entdeckte, einen Namen hatte. Es war nicht so sehr eine Gasse, als vielmehr eine Lücke zwischen der Ziegelmauer eines alten Artilleriegebäudes auf der einen Seite und einer langen Reihe Verschläge auf der anderen, die den Standinhabern als Auslage dienten. Alles, von Büchern bis hin zu Stiefeln, wurde dort angeboten.
    Nackte Glühbirnen, die von einem Kabel herabhingen, spendeten spärliches Licht. Sie kämpften gegen ein Halbdunkel an, das von der verrußten Stallwand und den düsteren, fleckigen Ständen auf der anderen Seite verstärkt wurde. Nicht alle Stände waren unter der Woche geöffnet, aber der Magierstand schon. Als Barbara näher kam, entdeckte sie denselben, eigentümlich gekleideten Mann, den sie vor einigen Tagen beim Entladen seines Lieferwagens beobachtet hatte. Er führte einen Seiltrick vor einigen faszinierten Jungen vor, die sich, anstatt zur Schule zu gehen, um seinen Stand versammelt hatten. Barbara fiel auf, dass sie ungefähr die gleiche Größe und das gleiche Alter hatten wie der tote Junge im Queen's Wood.
    Sie blieb stehen, sah den Zauberer mit den Jungen interagieren und nahm gleichzeitig den Stand in Augenschein. Er war nicht groß - hatte etwa die Ausmaße eines Kleiderschranks -, aber der Magier hatte es verstanden, eine Vielzahl an Zaubertricks, Scherzartikeln der Sorte »Plastikkotze«, die man auf Mums neuen Teppich drapieren konnte, Videos von Zauberkunststücken, Büchern über optische Täuschungen und alten Zeitschriften dort unterzubringen. Zum Verkauf standen auch Handschellen, die mit denen in Barbaras Handtasche identisch waren. Sie waren Teil eines kleinen Sondersortiments an neckischen Schlafzimmerspielzeugen.
    Barbara umrundete die Zuschauer, um den Zauberer besser sehen zu können. Er trug die gleiche Kleidung wie beim letzten Mal, und sie bemerkte, dass seine rote Strumpfmütze nicht nur die Haare bedeckte, sondern bis auf die Augenbrauen herabgezogen war. Dazu trug er die dunkle Sonnenbrille und hatte somit die obere Gesichtsund Kopfhälfte komplett verdeckt. Unter normalen Umständen hätte Barbara sich nichts weiter dabei gedacht. Doch in Zusammenhang mit einer Mordermittlung machte eine seltsame Kostümierung in Verbindung mit Handschellen, einem toten Jungen und einem Lieferwagen diesen Typen erst recht verdächtig. Barbara wollte ihn allein sprechen.
    Sie schob sich vor die Zuschauergruppe und betrachtete die angebotenen Zaubereiartikel. Die Ware hier schien für Kinder geeignet: Zaubermalbücher, magische Ringe, fliegende Münzen und dergleichen. Es erinnerte Barbara an Hadiyyah und Hadiyyahs ernstes, kleines Gesicht und ihr trauriges Winken hinter der Terrassentür, wann immer Barbara an der Erdgeschosswohnung von Eton Villas vorbeikam. Und das wiederum lenkte ihre Gedanken auf Azhar und die harten Worte, die sie bei ihrer letzten Begegnung gewechselt hatten. Sie hatten einander seither sorgsam gemieden. Ein Friedensangebot schien angezeigt, aber Barbara war nicht sicher, wer von ihnen es machen sollte.
    Sie nahm ein »Bleistiftreiß-Set« in die Hand und las die

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