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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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antwortete. »Er hat sich wie üblich auf den Weg zur Schule gemacht.«
    »Aber er ist nach der Schule nicht nach Hause gekommen«, fügte Bev Benton hinzu. »Er sollte hier auf Rory und Stevie aufpassen.«
    »Ich bin zum Taekwon-do-Club gegangen, um zu sehen, ob er da ist«, berichtete Max. »Das letzte Mal, als er sich vor etwas gedrückt hat, was er tun sollte, hat er behauptet, er sei dort gewesen.«
    »Behauptet?«, hakte Barbara Havers nach. Sie war an der Tür stehen geblieben und schrieb in ihr neues Spiralheft.
    »Er sollte zu unserem Fischstand am Chapel Market kommen«, erklärte Bev. »Um seinem Vater zu helfen. Aber er ist nicht aufgetaucht und hat gesagt, er wär zum Taekwon-do gegangen und hätte die Zeit vergessen. Es gibt da einen Jungen, mit dem er Ärger hatte.«
    »Andy Crickleworth«, warf Max ein. »Der kleine Scheißer wollte Davey fertig machen und sich zum Anführer der Clique aufspielen, mit der Davey sich rumtreibt.«
    »Keine Gang«, fügte Bev hastig hinzu. »Einfach Jungen. Sie sind schon seit Ewigkeiten Freunde.«
    »Aber dieser Crickleworth war neu. Als Davey gesagt hat, er wolle zum Taekwon-do, hab ich gedacht ...« Max hatte bisher gestanden, doch nun ging er zum Sofa und sank dort neben seine Frau. Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Die beiden kleinen Jungen reagierten auf die offenkundige Verstörtheit ihres Vaters, indem sie sich enger aneinander und an das Knie ihrer Schwester kuschelten, die jedem eine Hand auf die Schulter legte, als wolle sie sie trösten. Max riss sich zusammen und sagte: »Aber die Taekwon-do-Leute hatten nie von Davey gehört. Hatten ihn nicht gesehen, kannten ihn nicht. Also hab ich in der Schule angerufen und gefragt, ob er blaugemacht hat, ohne dass sie uns was davon gesagt haben, aber das war nicht der Fall, verstehen Sie. Heute ist es im ganzen Schuljahr das erste Mal, dass er nicht zur Schule gekommen ist.«
    »Hat er jemals Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt?«, fragte Havers. »Je vor einem Richter gestanden? Ist er je zu einer sozialen Einrichtung für Jugendliche geschickt worden, um ihn auf den rechten Pfad zurückzubringen?«
    »Unseren Davey muss man nicht auf den rechten Pfad zurückbringen«, erklärte Bev Benton. »Er macht nicht mal blau. Und er ist gut in der Schule.«
    »Er will nicht, dass das irgendwer weiß, Mom«, murmelte Sherry, als meine sie, ihre Mutter habe mit dieser letzten Bemerkung einen Vertrauensbruch begangen.
    »Er wollte ein harter Kerl sein«, fügte Max hinzu. »Harte Kerle halten nichts von der Schule.«
    »Darum hat Davey so getan, als wär ihm die Schule egal«, bestätigte Bev. »Aber das stimmte gar nicht.«
    »Und er hat nie Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt? Haben Sie nie seinetwegen vom Jugendamt gehört?«
    »Warum fragen Sie das die ganze Zeit? Max ...« Bev wandte sich an ihren Mann, als erhoffe sie von ihm eine Erklärung.
    Lynley wechselte das Thema. »Haben Sie seine Freunde angerufen? Die Jungen, die Sie erwähnt haben?«
    »Keiner hat ihn gesehen«, antwortete Bev.
    »Und was ist mit diesem anderen Jungen? Diesem Andy Crickleworth?«
    Keiner der Bentons kannte ihn. Sie wussten nicht einmal, wo er zu finden war.
    »Wäre es möglich, dass Davey ihn erfunden hat?«, fragte Havers und schaute von ihrem Notizbuch auf. »Als Alibigeschichte für irgendetwas anderes, das er in Wirklichkeit getrieben hat?«
    Ein kurzes Schweigen folgte. Entweder wusste es keiner, oder niemand wollte antworten. Lynley wartete, seine Neugier war geweckt. Er sah, wie Bev Benton zu ihrem Mann hinüberschaute. Sie schien unwillig, etwas zu sagen. Lynley ließ das Schweigen andauern, bis Max Benton es schließlich brach.
    »Er hat nie Schwierigkeiten mit irgendwelchen Rabauken gehabt. Sie wussten, dass unser Davey es ihnen zeigen würde, wenn sie Streit mit ihm anfingen. Er war klein und ...« Benton schien zu bemerken, dass er in die Vergangenheitsform gerutscht war, und brach erschüttert ab. Seine Tochter Sherry beendete den Gedanken für ihn: »Hübsch«, sagte sie. »Unser Davey ist so ein hübscher Junge.«
    Das sind sie alle, dachte Lynley. Hübsch und klein, nahezu puppenhaft. Vor allem die Jungen mussten sich sicherlich irgendetwas einfallen lassen, um das zu kompensieren. Sich etwa mit aller Gewalt wehren, wenn jemand versuchte, ihnen etwas zu tun. Und verprügelt und mit Blutergüssen übersät zu werden, ehe man erwürgt, aufgeschlitzt und im Wald achtlos weggeworfen wurde.
    »Dürfen wir das Zimmer

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