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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dichtgemacht habe, und dann führe ich Sie zu meinem Van. Ich fürchte, es wird ein paar Minuten dauern. Ich hoffe, Sie haben so viel Zeit.«
    »Mr. Minshall, Sie sind ein richtiger Glückspilz«, antwortete Barbara. »Denn Zeit ist das, was ich heute im Überfluss habe.«
    Als Lynley nach New Scotland Yard zurückkam, stellte er fest, dass die Medienvertreter sich bereits versammelt und ihre Zelte auf der kleinen Grünfläche aufgeschlagen hatten, wo die Victoria Street auf den Broadway traf. Zwei Fernsehteams - erkennbar an den Logos auf ihren Wagen und den Ausrüstungsgegenständen - waren anscheinend dabei, Übertragungen vorzubereiten, während ein paar Reporter, die man anhand ihrer Kleidung leicht von der Crew unterscheiden konnte, unter den tropfenden Bäumen des Parks umherschlenderten.
    Lynley betrachtete die. Er wusste, dass es zu optimistisch war, zu hoffen, dass die Presse aus irgendeinem anderen Grund hier sein könnte als wegen der Ermordung eines sechsten Jugendlichen. Ein sechster Mord erforderte ihre sofortige Anwesenheit und machte es außerdem unwahrscheinlich, dass sie sich bei der Berichterstattung weiterhin an die Spielregeln des Pressebüros halten würden.
    Er schlängelte sich durch das Verkehrschaos auf der Straße und nahm die Einfahrt zur Tiefgarage. Doch der Beamte im Wachhäuschen an der Ausfahrt beschränkte sich heute nicht auf seinen üblichen Gruß, ehe er den Schlagbaum hob, sondern er kam heraus an den Bentley und wartete, dass Lynley das Fenster öffnete.
    Dann beugte er sich vor. »Nachricht für Sie«, sagte er. »Sie werden umgehend im Büro des Assistant Commissioner erwartet. Gehen Sie nicht über Los und so weiter, wenn Sie wissen, was ich meine. Der AC hat persönlich angerufen und klar gemacht, dass es kein Wenn und Aber gibt. Ich soll ihn auch anrufen, sobald Sie da sind. Die Frage ist, wie viel Zeit wollen Sie? Ich kann Ihnen so viel geben, wie Sie brauchen, nur er wollte nicht, dass Sie unterwegs bei Ihrem Team vorbeischauen und mit den Kollegen reden.«
    »Großer Gott«, murmelte Lynley vor sich hin. Dann überlegte er einen Moment, ehe er antwortete: »Warten Sie zehn Minuten.«
    »Abgemacht.« Der Mann trat zurück und ließ Lynley in die Tiefgarage. Lynley verbrachte die zehn Minuten in der Stille und dem Halbdunkel des Bentley, die Augen geschlossen, den Kopf gegen die Kopfstütze gelehnt.
    Er wusste, dass es niemals einfach war. Man bildete sich ein, es werde mit der Zeit leichter, wenn man genügend Horrorbildern und ihren Nachwirkungen ausgesetzt gewesen war. Doch gerade, wenn man glaubte, eine gewisse Gefühllosigkeit erreicht zu haben, passierte irgendetwas, das einen daran erinnerte, dass man doch noch ein menschliches Wesen war, unabhängig davon, was man sich zuvor eingebildet hatte.
    Das hatte Lynley erlebt, als er neben Max Benton stand, während dieser die Leiche seines ältesten Sohnes identifizierte. Ein Polaroidfoto hatte ihm nicht gereicht, auch nicht der Blick aus sicherer Entfernung hinter der Glasscheibe, der ihm bestimmte Aspekte des Verbrechens an seinem Sohn vorenthalten hätte, über die er nichts wissen oder die er doch zumindest nicht aus nächster Nähe sehen musste. Aber er hatte darauf bestanden, alles zu sehen, hatte sich geweigert, zu bestätigen, ob es sich um seinen vermissten Sohn handelte, bis er Zeuge jedes einzelnen Details geworden war, das zeigte, wie Davey zu Tode gekommen war.
    Was er schließlich sagte, war: »Er hat sich also gewehrt.
    Genau wie er sollte. Wie ich es ihm beigebracht habe. Er hat sich gegen den Bastard gewehrt.«
    »Dies ist Ihr Sohn, Mr. Benton?«, fragte Lynley. Die Formalität war nicht nur ein Automatismus, sondern auch ein Weg, den Ausbruch unterdrückter Emotionen - die sich nie wirklich unterdrücken ließen - zu verhindern, die er in dem anderen Mann aufsteigen spürte.
    »Ich hab doch von Anfang an gesagt, dass der Welt nicht zu trauen ist«, antwortete Benton. »Ich hab immer gesagt, sie ist grausam. Aber er hat mir nie richtig zugehört, so wie ich es wollte. Und das ist jetzt dabei herausgekommen. Das. Ich will, dass sie herkommen, die anderen. Ich will, dass sie ihn sehen.« Seine Stimme brach, und er fuhr schluchzend fort: »Man versucht doch sein Bestes, seinen Kindern beizubringen, wie's da draußen zugeht. Man lebt, um ihnen einzuschärfen, dass sie vorsichtig sein müssen, auf der Hut sein, wissen, was alles passieren kann ... Das hab ich ihm gesagt, unserem Davey. Und Bev hab ich das

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