Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
führte den Zauberer herein, der seine dunkle Brille trug. Weiße Bartstoppeln überzogen Kinn und Wangen.
    »Wie gefällt Ihnen die Unterkunft?«, fragte Havers. »Haben Sie sich schon eingewöhnt?«
    Minshall ignorierte sie. Lynley schaltete den Kassettenrekorder ein, nannte Datum, Uhrzeit und die Namen der Anwesenden. Dann sagte er: »Sie wollten uns sprechen, Mr. Minshall. Was haben Sie zu sagen?«
    »Ich bin kein Mörder.« Minshall fuhr sich mit der Zunge über seine Lippen, und für einen Moment sah er wie eine Eidechse aus: farbloses Fleisch auf farblosem Fleisch.
    »Zweifeln Sie im Ernst daran, dass wir in Ihrem Lieferwagen genug Fingerabdrücke finden, um uns ein Jahr zu beschäftigen?«, fragte Havers. »Ganz zu schweigen von Ihrer Wohnung. Wann haben Sie da eigentlich zum letzten Mal sauber gemacht? Ich wette, wir finden dort mehr DNA-Spuren als im Schlachthaus.«
    »Ich behaupte nicht, dass ich Davey Benton nicht gekannt habe. Oder die anderen, die Jungen auf den Fotos. Ich kannte sie. Kenne sie. Unsere Wege haben sich gekreuzt, und wir sind ... Freunde geworden, so kann man es nennen. Oder Lehrer und Schüler. Oder Mentor und ... was auch immer. Also, ich gebe zu, dass ich sie in meine Wohnung eingeladen habe: Davey Benton und die Jungen auf den Fotos. Aber der Grund war, ihnen das Zaubern beizubringen, sodass keine Zweifel aufkommen, wenn ich zu einem Kindergeburtstag eingeladen werde ...« Er schluckte hörbar. »Sehen Sie, die Leute sind heutzutage nicht mehr vertrauensselig, und warum sollten sie auch? Ein Kerl in einem Weihnachtsmannkostüm hebt ein kleines Mädchen auf seinen Schoß und fasst ihr unter den Rock. Ein Clown geht in die Kinderklinik eines Krankenhauses und verschwindet mit einem Dreijährigen in der Wäschekammer. Wohin man auch sieht, passieren solche Sachen, und ich musste einen Weg finden, den Eltern klar zu machen, dass sie von mir nichts zu befürchten haben. Ein Junge als Assistent ... das beruhigt die Eltern, und das habe ich Davey beigebracht.«
    »Ihr Assistent zu sein«, wiederholte Havers.
    »Das ist korrekt.«
    Lynley lehnte sich vor und schüttelte den Kopf. »Ich breche diese Befragung hier ab ...«, sagte er. Er schaute auf die Uhr und nannte die Zeit. Er schaltete den Rekorder aus und stand auf. »Havers, wir haben unsere Zeit verschwendet. Wir sehen uns morgen früh.«
    Havers wirkte verblüfft, aber auch sie erhob sich. »In Ordnung.« Sie folgte ihm zur Tür.
    Minshall sagte: »Warten Sie. Ich habe nicht ...«
    Lynley fuhr herum. »Sie warten, Mr. Minshall. Und jetzt hören Sie mal zu: Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie. Kindesmissbrauch. Pädophilie. Mord.«
    »Ich habe nie ...«
    »Ich werde hier nicht herumsitzen und mir anhören, wie Sie behaupten, eine Zauberschule für Kinder betrieben zu haben. Sie wurden mit dem Jungen gesehen, auf dem Markt, vor Ihrem Haus. Gott weiß, wo sonst noch, denn wir haben ja gerade erst angefangen. Wir werden Spuren von ihm überall in Ihrem Leben finden und umgekehrt.«
    »Sie werden ganz sicher nichts finden, das ...«
    »Das werden wir sehr wohl. Und selbst ein Anwalt, der gewillt ist, Sie zu verteidigen, wird die größte Mühe haben, all diese Beweise den Geschworenen zu erklären, die erpicht darauf sein werden, Sie hinter Gitter zu bringen, weil Sie Ihre Drecksfinger nicht von kleinen Jungen lassen konnten!«
    »Sie waren nicht klein ...« Minshall unterbrach sich und sank auf seinen Stuhl zurück.
    Lynley sagte nichts. Auch Havers schwieg. Plötzlich war der Raum so still wie die Krypta einer Kirche auf dem Land.
    James Barty fragte: »Wollen Sie einen Moment Pause, Barry?«
    Minshall schüttelte den Kopf. Lynley und Havers blieben, wo sie waren. Noch zwei Schritte, und sie hätten den Raum verlassen. Minshall war am Zug, und er war kein Dummkopf. Lynley wusste, der Verdächtige war sich über seine Situation völlig im Klaren.
    »Es hat nichts zu bedeuten«, sagte Minshall. »Dieses Wort, ›waren‹. Es ist nicht der Versprecher, für den Sie es halten. Sie werden absolut nichts finden, das diese toten Jungen - die anderen, nicht Davey - mit mir in Verbindung bringt. Ich schwöre bei Gott, ich habe sie nicht gekannt.«
    »Im biblischen Sinne?«, fragte Havers.
    Minshall warf ihr einen Blick zu. Trotz der Sonnenbrille war deutlich, was er meinte: Als ob du das verstehen könntest. Lynley, der unmittelbar neben ihr stand, spürte, wie sie sich anspannte. Er legte ihr leicht die Hand auf den Arm, und sie gingen

Weitere Kostenlose Bücher