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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verführen, das erlaubt ihm, sich selbst stark zu fühlen. Was er nicht ist. Na ja, das wissen Sie ja. Er ist noch nie stark gewesen. Natürlich hält er sich dafür, so wie er auch glaubt, er könne Geheimnisse vor mir haben und all seine ... seine Serienaffären vor mir verbergen. Aber er ist schwach wie jeder gut aussehende Mann. Die Welt verneigt sich vor seiner Attraktivität, und er hat das Gefühl, er müsse der Welt etwas beweisen, das über seine Attraktivität hinausgeht. Das gelingt ihm aber niemals, weil er wiederum seine Attraktivität dazu benutzt, diesen Beweis anzutreten. Armer Schatz«, fügte sie hinzu. »Manchmal tut er mir richtig Leid. Aber wir raufen uns immer wieder zusammen, trotz seiner Fehler.«
    Sie bogen in nördlicher Richtung in die Brick Lane ein. Ein Lastwagenfahrer lieferte bunte Stoffballen an einen Sariladen an der Ecke, dessen Fenster immer noch mit Weihnachtsbeleuchtung dekoriert waren, es vielleicht das ganze Jahr blieben.
    Arabella sagte: »Ich nehme an, das war der Grund, warum Sie ihn eingestellt haben, oder?«
    »Sein Aussehen?«
    »Ich kann mir denken, Sie haben ihn zum Vorstellungsgespräch eingeladen, waren ein bisschen geblendet von seinem seelenvollen Ausdruck und haben nicht eine einzige Referenz überprüft. Darauf musste er hoffen.« Arabella bedachte sie mit einem Blick, der sorgsam einstudiert wirkte, als habe sie Tage und Monate damit verbracht, für den Moment zu proben, wenn sie einer der Geliebten ihres Mannes einmal die Meinung sagen konnte.
    Das musste Ulrike ihr zugestehen: Sie hatte nichts Besseres verdient. »Schuldig im Sinne der Anklage«, räumte sie ein. »Er versteht sich auf Vorstellungsgespräche.«
    »Ich weiß nicht, wie er zurechtkommen soll, wenn seine Attraktivität verblasst«, sagte Arabella. »Aber ich schätze, bei Männern ist es anders.«
    »Sie halten länger«, stimmte Ulrike zu.
    »Längerfristiges Verfallsdatum.«
    Sie ertappten sich dabei, dass sie beide lachten, und wandten verlegen den Blick ab. Sie waren ein gutes Stück die Brick Lane entlangspaziert. Gegenüber einem Kurzwarenladen, der so aussah, als hätte es ihn hier schon zu Dickens' Zeiten gegeben, blieb Arabella stehen.
    »Da«, sagte sie, »das wollte ich Ihnen zeigen, Ulrike.« Sie wies über die Straße, aber nicht auf Ablecourt & Son Ltd. sondern auf das Bengal Garden, ein Restaurant neben dem Kurzwarenladen, dessen Fenster und Gitterrollläden an der Eingangstür bis zum Abend fest verschlossen waren.
    »Was ist damit?«, fragte Ulrike.
    »Da arbeitet sie. Sie heißt Emma, aber ich denke, das ist nicht ihr richtiger Name. Der ist vermutlich irgendwas Unaussprechliches mit M am Schluss. Um es englisch klingen zu lassen, haben sie ein A angehängt. Oder sie selbst hat es getan. Ihre Eltern sprechen sie bestimmt immer noch mit ihrem richtigen Namen an, aber sie setzt alles daran, englisch zu sein. Und Griff beabsichtigt, ihr dabei zu helfen. Sie ist die Empfangsdame des Restaurants. Sie ist eine richtige Ausnahme für Griff, denn er hat es sonst nicht so mit der ethnischen Vielfalt. Aber ich schätze, die Tatsache, dass sie gegen den Widerstand ihrer Eltern versucht, englisch zu sein ...« Arabella sah verstohlen in Ulrikes Richtung. »Das interpretiert er als Stärke. Oder zumindest redet er sich das ein.«
    »Woher wissen Sie von ihr?«
    »Ich weiß immer über die Frauen Bescheid. Eine Ehefrau spürt das, Ulrike. Es gibt Anzeichen. In diesem Fall war es der Umstand, dass er mich kürzlich in dieses Restaurant ausgeführt hat. Ihr Gesichtsausdruck, als wir reinkamen. Griff war offensichtlich schon mal da gewesen und hatte den Boden bereitet. Ich war Phase zwei: Die Ehefrau an seinem Arm, sodass Emma sehen kann, mit welchen Unwägbarkeiten er fertig werden muss.«
    »Was heißt, er hat den Boden bereitet?«
    »Er hat einen bestimmten Pullover, den er trägt, wenn er eine Frau auf sich aufmerksam machen will. Einen Seemannspulli. Die Farbe betont seine Augen. Hat er ihn in Ihrer Gegenwart auch getragen? Vielleicht bei einer Besprechung unter vier Augen? Ah, ich sehe, das hat er. Er ist ein Gewohnheitstier. Aber warum abweichen, wenn eine Methode funktioniert? Man kann ihm kaum einen Vorwurf machen, dass er nicht variiert.«
    Arabella ging weiter. Ulrike warf einen letzten Blick zum Bengal Garden hinüber und folgte ihr dann. »Warum bleiben Sie bei ihm?«, fragte sie.
    »Tatiana soll einen Vater haben«, antwortete sie.
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich halte die Augen

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