Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
aber kaum, vor allem im Winter. Dieser Platz hingegen war belebt von Menschen, und das wahrscheinlich bis in die frühen Morgenstunden. Aber nichts war unüberwindlich. Der Pub machte irgendwann zu, die U-Bahn-Station wurde abgesperrt, die Taxifahrer machten Feierabend und die Busse verkehrten nur noch in großen Abständen. Um drei Uhr dreißig würde der Platz ihm gehören. Eigentlich war alles, was er tun musste, warten.
    Und außerdem würde das, was er sich für diesen Ort vorstellte, gar nicht lange dauern. Er trauerte den Eisengestängen für den Fleischaushang in Leadenhall Market nach, die er jetzt nicht benutzen konnte, um das Statement abzugeben, das ihm vorgeschwebt hatte, aber dies hier war viel besser. Denn Bänke standen entlang des Weges vom Brunnen zum Kriegsdenkmal - Schmiedeeisen und Holz glänzten im milchigen Sonnenschein -, und er konnte vor sich sehen, wie es sein würde.
    Er sah ihre Leichen an diesem Ort. Einer errettet und erlöst, einer nicht. Einer der Beobachter, der andere der Beobachtete, folglich musste der eine exponiert, der andere in einer Haltung eifriger Aufmerksamkeit drapiert werden. Aber beide wären herrlich tot.
    Die Pläne waren in seinem Kopf in Bewegung, und er fühlte sich erfüllt wie immer. Er fühlte sich frei. In Zeiten wie diesen war kein Platz für die Made. Das wurmartige Ding schrumpfte, als wolle es der Sonne entfliehen, die seine Präsenz und sein Plan für diese verhasste Kreatur repräsentierten. Siehst du, siehst du?, wollte er fragen. Aber sie konnte jetzt nicht kommen, und sie hatte auch keinen Grund zu kommen, bis er sie beide - Beobachter und Beobachtungsobjekt - in den Kreis gebracht hatte, der seine Macht war.
    Jetzt blieb nur das Warten, das Beobachten, das Abpassen des perfekten Moments, um zuzuschlagen.
    Lynley betrachtete das Phantombild, das Ergebnis von Muwaffaq Masouds Erinnerung an den Mann, der im Sommer seinen Lieferwagen gekauft hatte. Er sah es bereits minutenlang an und suchte nach Parallelen zu der Zeichnung, die sie von dem Mann hatten, der in den lagen vor Sean Laverys Tod das Four Square Gym besucht hatte. Schließlich hob er den Kopf - die Entscheidung war getroffen -, griff nach dem Telefon und bat, an beiden Zeichnungen eine Veränderung vorzunehmen: Er orderte Kopien beider Bilder, zu denen eine Schirmmütze, eine Brille und ein Kinnbart hinzugefügt werden sollten. Lynley wollte beide Individuen in der Weise verändert sehen. Er wusste, es war ein Schritt ins Dunkle, aber manchmal stolperte man im Dunkeln über etwas Brauchbares.
    Nachdem das arrangiert war, fand Lynley endlich einen Moment Zeit, Helen anzurufen. Er hatte lange über sein Gespräch mit dem Serienmörder nachgedacht und erwogen, ob es nicht vielleicht das Beste sei, Helens Stadtbummel zu unterbrechen, sie nach Hause fahren zu lassen und Constables an Vorder- und Hintertür zu postieren. Doch er wusste, wie schlecht die Chancen standen, dass seine Frau sich auf solch einen Vorschlag einlassen würde, und er wusste ebenso, dass er dem Mörder mit einer Überreaktion nur in die Hände spielen würde. Im Moment hatte der Mann keine Ahnung, wo genau das Stadthaus der Lynleys war. Viel sinnvoller wäre es, das ganze Viertel um Eaton Terrace überwachen zu lassen - von den Dächern aus und dem Antelope Pub - und so ein Netz auszuwerfen, in dem der Mörder sich verfangen könnte. Es würde einige Stunden dauern, das zu organisieren. Alles, was er tun musste, war, dafür zu sorgen, dass Helen sich vorsah, solange sie draußen auf den Straßen unterwegs war.
    Als er sie erreichte, hörte er ein wahres Getöse im Hintergrund: Geschirr, Besteck und plaudernde Frauenstimmen. »Wo bist du?«, fragte er.
    »Peter Jones«, antwortete sie. »Wir haben eine Pause eingelegt, um uns zu stärken. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Jagd nach Taufkleidern so aufreibend sein könnte.«
    »Ihr seid noch nicht besonders weit gekommen, wenn ihr jetzt noch bei Peter Jones steckt.«
    »Liebling, das ist einfach nicht wahr«, erwiderte sie und sagte dann, offenbar an Deborah gerichtet: »Es ist Tommy, der kontrollieren will, wie weit wir ... Ja, das sag ich ihm.« Zu Lynley: »Deborah meint, du könntest ein wenig mehr Vertrauen zu uns demonstrieren. Wir waren schon in drei Geschäften, und wir wollen noch weiter nach Knightsbridge, Mayfair und Marylebone, und zu einem niedlichen kleinen Laden, den Deborah in South Kensington entdeckt hat. Designer-Babykleidung. Wenn wir da nicht das Richtige

Weitere Kostenlose Bücher