Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
augenblicklich: »Kimmo? Wer will etwas über ihn wissen? Wird auch Zeit, oder?« Und dann fand sie sich bereit, ihnen zu helfen. Genau wie ihr Mann, der eine Reihe silberner Teekannen mit Schnüren an eine der horizontalen Stangen des Stands hängte.
    Der Junge war zuerst in der Hoffnung zu ihnen gekommen, dass sie ihm etwas abkauften, berichtete Mr. Grabinski - »Nennen Sie mich Ray«. Aber sie waren nicht gewillt gewesen, den Preis zu bezahlen, den er verlangte, und nachdem er festgestellt hatte, dass auch niemand sonst auf dem Markt ihn bezahlen wollte, war Kimmo mit einem neuen Angebot zu ihnen zurückgekehrt: Selbst an ihrem Stand zu verkaufen und sie am Erlös zu beteiligen.
    Sie hatten den Jungen gemocht - »Er hatte so was Verschmitztes«, vertraute Elaine ihnen an -, also hatten sie ihm ein Viertel von einem der Seitentische am Stand überlassen, und da hatte er seine Geschäfte getätigt. Er verkaufte Silbergegenstände, manche massiv, andere versilbert, und er hatte sich auf Bilderrahmen spezialisiert.
    »Wir haben gehört, dass er deswegen Schwierigkeiten bekam«, sagte Lynley. »Offenbar hat er Ware angeboten, die gar nicht hätte verkauft werden dürfen.«
    »Weil sie geklaut war«, fügte Havers hinzu.
    Oh, darüber wussten sie nichts, beeilten sich beide Grabinskis zu versichern. Soweit sie sagen konnten, hatte irgendwer dieses Märchen auf der nahen Polizeiwache erzählt, um Kimmo in Schwierigkeiten zu bringen. Zweifellos war es ihr größter Konkurrent auf dem Markt gewesen, ein gewisser Reginald Lewis, dem Kimmo sein Silber ebenfalls angeboten hatte, ehe er zu ihnen zurückgekommen war. Reg Lewis war ja so was von giftig, wenn jemand Neues hier auf dem Markt Fuß fassen wollte. Er hatte vor zweiundzwanzig Jahren versucht, zu verhindern, dass die Grabinskis hier ihren Stand eröffneten, und mit Maurice Fletcher und Jackie Hoon hatte er das Gleiche gemacht, als sie anfingen.
    »Es ist also nicht richtig, dass Kimmos Ware gestohlen war?«, fragte Havers und blickte von ihrem Notizbuch auf. »Denn wenn man mal darüber nachdenkt, wie sonst könnte ein Junge wie Kimmo an wertvolles Silber kommen, das er verkaufen könnte?«
    Sie hatten immer angenommen, er verkaufe Familienerbstücke, erklärte Elaine Grabinski. Sie hatten ihn gefragt, und das hatte er ihnen gesagt: Er griff seiner Großmutter unter die Arme, indem er das Familiensilber unter die Leute brachte.
    Lynley hatte den Eindruck, dass die Grabinskis wohl eher geglaubt hatten, was sie glauben wollten, weil sie den Jungen mochten. Er hielt es für weniger wahrscheinlich, dass Kimmo ein so versierter Lügner war, dass er einem älteren Ehepaar Sand in die Augen streuen konnte. Sie hatten irgendwann doch sicherlich merken müssen, dass er nicht das war, wofür er sich ausgab, aber sie hatten sich nicht weiter darum gekümmert.
    »Wir haben der Polizei gesagt, dass wir für den Jungen aussagen würden, wenn er vor Gericht müsste«, erklärte Ray Grabinski. »Aber nachdem sie den armen Kimmo hier abgeschleppt hatten, haben wir kein Wort mehr von ihm gehört. Bis wir die News of the World gesehen haben, meine ich.«
    »Und darüber sollten Sie mit Reg Lewis sprechen«, sagte Elaine Grabinski und widmete sich mit neuem Eifer dem Tafelaufsatz. Sie fügte vielsagend hinzu: »Gibt nicht viel, was ich dem Kerl nicht zutrauen würde.« Und ihr Mann murmelte: »Aber, aber, Liebes«, und tätschelte ihr die Schulter.
    Reg Lewis, stellte sich heraus, war nur unwesentlich weniger antik als seine Ware. Er trug unter der Jacke bunt karierte Hosenträger, die uralte Kniebundhosen hielten. Seine Brillengläser waren so dick wie der Boden eines Whiskyglases. Übergroße Hörhilfen ragten aus seinen Ohren. Er passte so hervorragend in das Profil ihres Serienkillers wie ein Schaf in das Profil eines Genies.
    Er »war kein bisschen überrascht« gewesen, als die Polizei gekommen war, um Kimmo einzukassieren, berichtete er ihnen. Irgendwas stimmte nicht mit dem Scheißer, das hatte Reg Lewis gleich gesehen, als der ihm zum ersten Mal begegnet war. Kleidete sich halb Mann, halb Frau mit seinen Leggings oder wie die hießen, den schwulen Stiefeletten und so weiter. Als also die Cops mit einer Liste gestohlener Gegenstände aufgekreuzt waren, war er, Reg Lewis, nicht gerade aus allen Wolken gefallen, dass sie das, was sie suchten, im Besitz eines gewissen Kimmo Thorne fanden. Sie hatten ihn gleich einkassiert, und Reg weinte ihm keine Träne nach. Kimmo Thorne hatte den

Weitere Kostenlose Bücher