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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Oni?«
    Wieder die Schultern, dieses lässige Zucken, das verbarg, was der Junge zweifellos fühlte, wonach er sich sehnte. »Es ist okay«, antwortete er. »Auf jeden Fall besser als bei meiner Mutter.« Und ehe Fu ihn weiter bedrängen und ihm Fragen stellen konnte, die den Gefängnisaufenthalt seiner Mutter zur Sprache bringen würden und Fu somit Gelegenheit boten, ein weiteres trügerisches Band mit dem Jungen zu knüpfen, fragte dieser: »Also, wo ist denn jetzt dein Wagen?« Er wirkte rastlos, was man als sehr schlechtes Zeichen hätte interpretieren können.
    Glücklicherweise waren sie jedoch fast am Auto angelangt, das im Schatten einer riesigen Platane stand. »Gleich hier«, sagte Fu und schaute sich um. Er wollte sich vergewissern, dass die Straße so verlassen war wie bei jedem seiner Erkundungsgänge. Das war der Fall. Perfekt. Er warf die Zigarette in die Gosse, und nachdem der Junge das Gleiche getan hatte, schloss er die Beifahrertür auf. »Steig ein«, sagte er. »Hast du Hunger? In der Tüte da unten auf dem Boden hab ich was zu essen.«
    Roastbeef, obwohl es streng genommen Lamm hätte sein sollen. Lamm wäre reicher an Assoziationen gewesen.
    Fu schloss die Tür, nachdem der Junge eingestiegen war und nach der Provianttüte griff, genau wie er sollte. Er aß hungrig. Zum Glück merkte er nicht, dass an seiner Seite kein Türgriff und der Sicherheitsgurt abmontiert worden war. Fu stieg auf der Fahrerseite ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Er startete den Motor, legte aber keinen Gang ein und löste auch die Handbremse nicht. »Hol uns mal was zu trinken, okay?«, bat er den Jungen. »Da hinten ist ein Kühlschrank. Hinter meinem Sitz. Ich hätte nichts gegen ein Bier. Cola ist auch da, wenn du willst. Aber du kannst dir auch ein Bier nehmen.«
    »Danke.« Der Junge wandte den Kopf. Er spähte in den hinteren Wagenteil, wo es wegen der sorgfältigen Verkleidung und Isolierung stockdunkel war. Der Junge fragte: »Wo hier hinten?«, genau wie er sollte.
    »Warte mal«, antwortete Fu. »Ich hab hier irgendwo eine Taschenlampe.« Er gab vor, umständlich unter seinem Sitz suchen zu müssen, bis er die Taschenlampe an ihrem geheimen Platz ertastete. »Da ist sie. Hier, mach dir Licht«, sagte er und knipste sie an.
    Die Gedanken nur auf den Kühlschrank und das versprochene Bier darin gerichtet, bemerkte der Junge die übrige Einrichtung des Lieferwagens nicht: die fest verschraubte Pritsche, die Hand- und Fußgelenkfesseln, die rechts und links davon am Boden lagen, den Herd, die Rolle Klebeband, die Wäscheleine und das Messer. Vor allem das Messer. Der Junge sah nichts davon, denn genau wie seine Vorgänger war er nur ein männlicher Teenager mit der Sehnsucht nach dem Verbotenen, die männlichen Teenagern zu eigen war, und hier wurde das Verbotene durch Bier repräsentiert. Bei einer früheren Gelegenheit hatte ein Verbrechen das Verbotene repräsentiert. Und das war der Grund, warum er nun für Strafe ausersehen war.
    Der Junge hatte sich auf seinem Sitz nach hinten gedreht und streckte die Hand nach dem Kühlschrank aus. Damit war sein Oberkörper ungeschützt, und diese Haltung ermöglichte den nächsten Schritt.
    Fu drehte die Lampe um und drückte sie gegen den Körper des Jungen. Zweitausend Volt schossen in sein Nervensystem.
    Der Rest war einfach.
    Lynley stand um halb fünf morgens an der Küchenanrichte und trank eine Tasse des stärksten Kaffees, den er hatte brauen können, als seine Frau sich zu ihm gesellte. Helen stand in der Tür, blinzelte gegen das Licht der Deckenleuchte und verknotete den Gürtel ihres Bademantels. Sie wirkte erschöpft.
    »Schlechte Nacht gehabt?«, fragte er und fügte mit einem Lächeln hinzu: »All die Sorgen über Taufkleider?«
    »Hör bloß auf«, brummte sie. »Ich habe geträumt, unser Jasper Felix vollführt Rückwärtssaltos in meinem Bauch.« Sie trat zu ihm, legte die Arme um seine Taille und drückte gähnend den Kopf an seine Schulter. »Wieso läufst du um diese Zeit eigentlich schon angezogen herum? Das Pressebüro ist doch nicht etwa dazu übergegangen, Pressekonferenzen vor Sonnenaufgang abzuhalten? Du weißt schon, was ich meine: Seht nur, wie unermüdlich wir hier bei Scotland Yard arbeiten, wir sind schon vor Tagesanbruch auf Verbrecherjagd.«
    »Hillier würde das vermutlich anordnen, wenn es ihm einfiele«, erwiderte Lynley. »Warte noch eine Woche, dann kommt er sicher darauf.«
    »Benimmt er sich wieder einmal

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