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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Mitmenschen liegen.«
    »Eher an dem Drang, alle Welt an euren Qualen mitleiden zu lassen. Geben Sie's auf, Sir. Ich weiß, dass Sie mir diese Kippe am liebsten aus der Hand reißen und bis zum Filter aufrauchen würden. Wie lange rauchen Sie jetzt nicht mehr?«
    »So lange, dass ich es schon nicht mehr weiß.«
    »Oh, klar doch«, sagte sie und blickte nach oben.
    Eine Autofahrt durch London zu solch gottloser Zeit hatte ihre Vorzüge: Es war praktisch kein anderes Fahrzeug auf der Straße. Aus diesem Grund konnten sie Sloane Square in Windeseile und bei grüner Welle passieren, und nach weniger als fünf Minuten sahen sie vor sich die Lichter der Chelsea Bridge, und die hohen Ziegelschornsteine der Battersea Power Station reckten sich jenseits des Flusses in den kohlschwarzen Himmel.
    Lynley wählte eine Strecke, die so lange wie möglich am Flussufer entlangführte, weil er sich dort besser auskannte. Auch hier war wenig Verkehr, nur vereinzelte Taxen, die zum Tagesgeschäft in die Innenstadt strebten, und der eine oder andere Lkw auf einer frühen Lieferfahrt. Auf diese Weise kamen sie bald zu der massigen grauen Festung des Tower of London, ehe sie die Themse überquerten, und von dort war es nicht schwierig, Bermondsey Market zu finden.
    Im Schein hoher Straßenlaternen, Taschenlampen, Lichterketten an vereinzelten Ständen und anderer Lichtquellen dubiosen Ursprungs und geringer Wattleistung bereiteten die Händler sich vor, denn der Markt öffnete um fünf Uhr morgens und war um vierzehn Uhr schon Geschichte. Darum arbeiteten sie jetzt unter Hochdruck daran, ihre Stände, bestehend aus Stangen und Tischen, aufzubauen. Um sie herum stapelten sich Kisten und Kartons voller Schätze, die mit Handkarren von den Autos und Lieferwagen herangeschafft worden waren, die in den umliegenden Straßen parkten.
    Schon jetzt warteten Interessenten, die als Erste alles durchwühlen wollten - von Haarbürsten bis Schnürstiefel.
    Niemand hielt sie zurück, aber man brauchte die Händler nur einen Moment bei der Arbeit zu beobachten, um zu wissen, dass die Kunden nicht willkommen waren, ehe die Waren unter dem immer noch nachtblauen Himmel ausgebreitet lagen.
    Wie auf fast allen Londoner Märkten standen die Händler auch in Bermondsey an jedem Tag etwa an der gleichen Stelle. Also begannen Lynley und Havers am Nordende, arbeiteten sich langsam nach Süden vor und fragten nach jemandem, der ihnen etwas über Kimmo Thorne sagen konnte. Die Tatsache, dass sie Polizeibeamte waren, brachte nicht die schnelle Kooperation, die sie erhofft hatten, bedachte man, dass sie die Händler doch nach einem der Ihren befragten. Das lag vermutlich daran, dass Bermondsey Market in dem Ruf stand, ein Umschlagplatz für gestohlene Waren zu sein.
    Sie hatten schon mehr als eine Stunde damit verbracht, die Händler zu befragen, als ein Verkäufer von pseudoviktorianischen Waschgeschirren (»Das ist garantiert hundertprozentig echt, Sir und Madam!«) Kimmos Namen erkannte, und nachdem er sowohl den Namen als auch Kimmo als »ziemlich merkwürdig, wenn Sie mich fragen« bezeichnet hatte, schickte er Lynley und Havers zu einem älteren Pärchen an einem Silberstand: »Am besten reden Sie mit den Grabinskis da drüben.« Er wies in die Richtung. »Die können Ihnen alles über Kimmo sagen. Tut mir ja ehrlich Leid, was mit dem kleinen Drecksack passiert ist. Hab's in der News of the World gelesen.«
    Das hatten offenbar auch die Grabinskis. Es stellte sich heraus, dass sie einen Sohn gehabt hatten, der vor langer Zeit gestorben war, etwa im gleichen Alter wie Kimmo Thorne. Sie hatten den Jungen ins Herz geschlossen, erzählten sie, nicht so sehr, weil er ihrem lieben Mike äußerlich ähnlich gewesen wäre, sondern eher, weil er etwas von Mikes Geschäftstüchtigkeit an sich gehabt hatte. Diese Eigenschaft, um deretwillen sie ihren Sohn schmerzlich vermissten, hatten die Grabinskis an Kimmo bewundert, darum hatten sie ihren Stand mit ihm geteilt, wann immer er mit der einen oder anderen Kleinigkeit oder auch einem Sack voller Kleinigkeiten gekommen war, die er verkaufen wollte, und er hatte ihnen einen Anteil von seinem Profit abgegeben.
    Nicht dass sie das je von ihm verlangt hätten, fügte Mrs. Grabinski eilig hinzu. Ihr Name war Elaine, und sie trug blassgrüne Gummistiefel, die Enden ihrer roten Kniestrümpfe darüber gekrempelt. Sie war dabei, einen imposanten Tafelaufsatz zu polieren, und als Lynley Kimmo Thornes Namen erwähnte, fragte sie

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