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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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als alles andere war die Position des Leichnams selbst, die auf Eile und Planlosigkeit hindeutete, was im Gegensatz zu den anderen Morden stand.
    Während das KTU-Team mit seinen Beweisbeuteln und Gerätschaften um ihn herum arbeitete, untersuchte er den Toten eingehender. Das verschaffte ihm ein vollständigeres Bild. Er sagte: »Sehen Sie sich das hier an, Barbara«, und hob behutsam eine der Hände des Jungen. Die Innenfläche war stark verbrannt, und Fesselspuren waren am Gelenk erkennbar.
    Es gab eine Menge Dinge bei einem Serienmord, die nur der Täter kannte und die die Polizei aus zwei Gründen geheim hielt: um den Familien der Opfer die unnötig schmerzhaften Details zu ersparen und um Geständnisse der aufmerksamkeitssüchtigen Spinner zu vermeiden, die jedes Ermittlungsteam plagten. In diesem speziellen Fall gab es vieles, das nur der Polizei bekannt war, und sowohl die Verbrennungen als auch die Handfesseln zählten dazu.
    »Das sagt uns ziemlich schlüssig, womit wir es zu tun haben, oder?«, bemerkte Havers.
    »Allerdings.« Lynley richtete sich auf und sah zu Hogarth hinüber. »Er ist einer von unseren«, sagte er. »Wo ist der Pathologe?«
    »Schon wieder weg«, antwortete Hogarth. »Fotograf und Videograf auch. Wir haben nur noch auf Sie gewartet, ehe wir ihn wegschaffen.«
    Der Vorwurf blieb unausgesprochen. Lynley ignorierte ihn. Er fragte nach dem Todeszeitpunkt, möglichen Zeugen, der Aussage des Taxifahrers.
    »Todeszeit zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht, hat der Pathologe gesagt«, berichtete Hogarth. »Keine Zeugen, soweit wir bisher wissen, aber das ist nicht überraschend. Das hier ist keine Gegend, wo man, wenn man seinen Verstand beisammen hat, im Dunkeln unterwegs ist.«
    »Und der Taxifahrer?«
    Hogarth konsultierte einen Briefumschlag, den er aus der Innentasche zog und der ihm offensichtlich als Notizblock diente. Er las den Namen des Taxifahrers, Adresse und Handynummer vor. Der Fahrer hatte keinen Gast im Wagen gehabt, fügte er hinzu, und der Shand-Street-Tunnel war sein üblicher Weg zur Arbeit. »Zwischen fünf und halb sechs fährt er hier morgens durch«, berichtete Hogarth. Er deutete zu dem heruntergekommenen Sportwagen hinüber. »Er sagt, der steht hier seit Monaten. Er hätte sich mehr als ein Mal deswegen beschwert, hat uns damit in den Ohren gelegen, dass der Wagen ein Risiko darstellt, aber die Verkehrspolizei habe ja keine Zeit, sich zu kümmern, wenn ...« Hogarths Aufmerksamkeit wurde von irgendetwas am Ende des Tunnels abgelenkt. Er runzelte die Stirn. »Wer ist das denn? Erwarten Sie noch einen Kollegen?«
    Lynley wandte sich um. Eine Gestalt kam durch den Tunnel auf sie zu, von den Kamerascheinwerfern der Fernsehteams von hinten angestrahlt. Die Form hatte etwas Vertrautes: groß und stämmig, die Schultern ein wenig gekrümmt.
    »Sir, ist das nicht ...?«, begann Havers unsicher, als Lynley selbst erkannte, um wen es sich handelte. Er zog so scharf die Luft ein, dass er den Druck hinter den Augen spürte. Der Eindringling am Tatort war Hilliers Profiler, Hamish Robson, und es konnte nur eine Erklärung geben, wie er Zugang zum Tunnel bekommen hatte.
    Ohne zu zögern, trat Lynley auf ihn zu und nahm grußlos Robsons Arm. »Sie müssen sofort wieder gehen«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie Sie an dieser Absperrung vorbeigekommen sind, aber Sie haben hier nichts verloren, Dr. Robson.«
    Diese Begrüßung überraschte Robson offensichtlich. Er schaute zurück über die Schulter zu der Absperrung, durch die er gerade gekommen war. »Ich bekam einen Anruf von Assistant ...«, begann er.
    »Daran zweifle ich nicht. Aber der Assistant Commissioner hat einen Fehler gemacht. Ich will, dass Sie hier verschwinden. Auf der Stelle.«
    Die Augen hinter den dicken Brillengläsern schätzten Lynley ab. Dieser spürte förmlich, wie er taxiert wurde. Und er konnte auch das Ergebnis lesen, zu dem Robson kam: Proband durchlebt erwartungsgemäß Stressphase. Nur zu wahr, fuhr es Lynley durch den Kopf. Jedes Mal, wenn der Serienmörder zuschlug, nahm der Druck zu. Robson hatte ja keine Ahnung, was Stress war, gemessen daran, was Lynley erleben würde, wenn der Täter ein weiteres Opfer tötete, ehe die Polizei ihn stellen konnte.
    Robson sagte: »Ich maße mir nicht an, zu wissen, was zwischen Ihnen und AC Hillier vorgeht. Aber jetzt, da ich einmal hier bin, könnte es Ihnen vielleicht nützlich sein, wenn ich mich umschaue. Ich bleibe auf Distanz. Es besteht keinerlei

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