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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Traumfänger, Duftöle, Flöten und - aus irgendeinem Grund nicht auf den ersten Blick zu entdecken - bemalte Essstäbchen. Er ging zu den Ölen.
    Schwarzer Mann im Laden. Weiße Frau allein. An einem anderen Tag hätte Nkata sich vielleicht vorgestellt und seinen Dienstausweis gezeigt, um sie zu beruhigen. Doch heute, da Hillier und alles, wofür Hillier stand, ihm auf der Seele lagen, war er einfach nicht in der Stimmung, irgendeinen Weißen zu beruhigen - ältere Dame oder nicht.
    Er sah sich ein wenig um. Anis. Benzoe Sumatra. Linde. Kamille. Mandel. Er nahm eines der Fläschchen in die Hand, las das Etikett und staunte darüber, wie vielseitig es verwendbar war. Er stellte es zurück und griff nach einem zweiten Fläschchen. Hinter ihm wurden die Seiten der Illustrierten weiterhin umgeblättert, ohne dass ein Wechsel in der Geschwindigkeit festzustellen war. Schließlich war ein Knarren des Hockers zu vernehmen, und die Geschäftsinhaberin ergriff das Wort.
    Es stellte sich allerdings heraus, dass sie keineswegs die Inhaberin war, was sie Nkata mit einem verlegenen, kleinen Lachen gestand, als sie ihm ihre Hilfe anbot. »Ich weiß nicht, wie gut ich Sie beraten kann, aber ich will es gerne versuchen. Ich bin nur einen Nachmittag pro Woche hier, verstehen Sie, während Gigi - das ist meine Enkelin - ihre Gesangsstunde hat. Das hier ist ihr Lädchen, mit dem sie sich über Wasser hält, bis sie ihren Durchbruch im Showbiz geschafft hat ... sagt man nicht so? Brauchen Sie denn Beratung? Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Wofür ist all dieses Zeug?« Nkata wies auf die Auslage der Ölfläschchen.
    »Oh, für vielerlei Dinge«, antwortete die alte Dame. Sie kletterte von ihrem Hocker und kam zu ihm herüber. Er überragte sie, aber das schien sie nicht zu beunruhigen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Meine Güte, Sie haben aber immer emsig Ihre Vitamine genommen, nicht wahr?« Dann fuhr sie liebenswürdig fort: »Einige Öle haben eine medizinische Wirkung, einige werden in der Zauberei verwendet, wieder andere in der Alchimie. Das sagt Gigi jedenfalls, ich habe keine Ahnung, ob sie wirklich für irgendetwas gut sind. Warum fragen Sie? Brauchen Sie etwas Besonderes?«
    Nkata ergriff das Fläschchen Ambra-Öl. »Was ist hiermit?«
    Sie nahm es ihm ab und sagte: »Ambra ... Wir wollen mal nachsehen, ja?« Sie ging mit dem Fläschchen zur Ladentheke zurück, unter der sie ein dickes Buch hervorholte.
    Mochte sie selbst auch ganz und gar nicht das sein, was Nkata in einem Laden namens Crystal Moon vorzufinden erwartet hatte, so entsprach der gewichtige Foliant dem Klischee umso mehr. Er sah aus, als komme er geradewegs aus der Kulisse eines Historiendramas: groß, ledergebunden und voll abgegriffener Seiten. Nkata rechnete fast damit, dass Motten herausfliegen würden, als sie ihn aufschlug.
    Sie schien seine Gedanken zu lesen, denn sie lachte ein bisschen verschämt und sagte: »Ja. Ein wenig albern, ich weiß. Aber die Leute erwarten dergleichen, oder?« Sie blätterte und begann zu lesen. Nkata trat zu ihr an die Theke. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge, schüttelte den Kopf und befingerte ihre Perlen.
    »Was?«, fragte er.
    »Es ist ein bisschen unappetitlich. Die Anwendung, meine ich.« Sie zeigte auf die Seite und erklärte, dass nicht nur ein armer, niedlicher Wal sein Leben lassen musste, damit dieses Öl gewonnen werden konnte, die Substanz selbst wurde für Akte des Zorns und der Vergeltung verwendet. Sie runzelte die Stirn und sah ihn ernst an. »Also, jetzt muss ich Sie aber fragen. Seien Sie mir nicht böse. Gigi wäre entsetzt, aber es gibt einfach Dinge ... Wofür wollen Sie Ambra-Öl haben? Ein reizender Mann wie Sie. Hat es irgendetwas mit der Narbe zu tun, mein Junge? Es ist traurig, dass Sie die haben, aber wenn ich das sagen darf ... Nun ja, sie gibt Ihrem Gesicht das gewisse Etwas. Also, wenn ich Sie vielleicht in eine andere Richtung leiten dürfte ...«
    Sie sagte ihm, ein Mann wie er sollte lieber Berminze-Öl kaufen, denn es hielt die Frauen fern, weil er doch sicher Tag für Tag von ihnen belästigt wurde. Oder aber Zaunrübe für einen Liebestrank, falls es die eine Frau gab, nach der er sich verzehrte. Oder Odermennig, der alles Negative bannte. Oder Eukalyptus zur Heilung. Oder Salbei für Unsterblichkeit. Es gab ja eine so große Auswahl an Substanzen mit so viel positiverer Wirkung als Ambra, mein Junge, und wenn sie irgendetwas tun konnte, um ihm zu einem

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