13 - Wo kein Zeuge ist
Ergebnis zu verhelfen, das positive Auswirkungen auf sein Leben hatte ...
Nkata sah ein, dass es höchste Zeit war. Er förderte seinen Dienstausweis zutage und erklärte ihr, dass Ambra-Öl eine Rolle in einem Mordfall spielte.
»Mord?« Ihre Augen, deren Blau mit dem Alter verblasst war, weiteten sich, und sie legte eine Hand auf die Brust. »Mein lieber Junge, Sie glauben doch nicht ... Ist jemand vergiftet worden? Denn ich glaube nicht ... Es kann doch unmöglich ... Es stünde doch ein Warnhinweis auf der Flasche ... Ich weiß genau, es müsste ...«
Nkata beeilte sich, sie zu beruhigen. Niemand war vergiftet worden, und selbst wenn, wäre der Laden nur verantwortlich zu machen, wenn das Gift hier verabreicht worden wäre. Das war ja nicht der Fall, nicht wahr?
»Natürlich nicht. Selbstverständlich nicht«, pflichtete sie ihm bei. »Aber wenn Gigi hiervon hört, wird sie todunglücklich sein. Auch nur im Entferntesten mit einem Mord in Verbindung zu stehen ... Sie ist ja so eine friedfertige junge Frau. Wirklich. Wenn Sie sie hier mit ihren Kunden erleben würden. Wenn Sie die Musik hörten, die sie spielt. Ich habe die CDs hier liegen, und Sie können sie sich gern anschauen. Sehen Sie? Der Gott im Innern - Spirituelle Reisen. Und es gibt noch mehr. Alle zur Meditation und so weiter.«
Nkata kam noch einmal auf die Kunden zurück. Er fragte, ob hier kürzlich Ambra-Öl verkauft worden sei. Sie sagte, das wisse sie nicht genau. Vermutlich ja. Gigis Geschäfte liefen ordentlich, selbst zu dieser Jahreszeit. Aber sie hatten keine Unterlagen über die einzelnen Verkäufe. Es gab natürlich die Kreditkartenbelege, und vielleicht kam die Polizei ja damit weiter. Abgesehen davon gab es nur die Kladde, in welche die Kunden sich eintrugen, die den Crystal-Moon-Newsletter beziehen wollten. Wäre diese Liste vielleicht hilfreich?
Nkata bezweifelte das, aber er nahm das Angebot an und ließ sich die Kladde aushändigen. Dann gab er ihr seine Karte und bat sie, falls ihr noch irgendetwas einfiele ... Oder wenn Gigi den Ausführungen ihrer Großmutter noch etwas hinzuzufügen hatte ...
Ja, ja, gewiss. Sie würden tun, was sie konnten. »Und da fällt mir noch etwas ein. Der Himmel mag wissen, ob es Sie weiterbringt, aber es gibt noch eine Liste, die Gigi führt«, sagte die Großmutter. »Es sind nur Postleitzahlen. Gigi möchte gern auf der anderen Seite der Themse Crystal Moon Zwei eröffnen - in Notting Hill vielleicht -, und sie hat die Postleitzahlen ihrer Kunden als Argument für die Kreditverhandlungen mit der Bank notiert. Können Sie damit etwas anfangen?«
Nkata war skeptisch, aber er nahm die Liste trotzdem mit. Er dankte Gigis Großmutter und verabschiedete sich, zögerte aber wider Willen vor dem Regal mit den Ölfläschchen.
»Kann ich sonst noch was für Sie tun?«, fragte die alte Dame.
Die Antwort lautete ja, musste er sich eingestehen. »Welches Öl war's doch gleich, das alles Negative bannt?«, fragte er.
»Der Odermennig, mein Junge.«
Er nahm ein Fläschchen und kehrte damit zur Kasse zurück. »Dann nehm ich eines davon«, sagte er.
Elephant and Castle war eine Gegend, die offenbar ohne jede Wahrnehmung der Stadt London um sich herum existierte, die im Laufe der Zeit entstanden und wieder vergangen war. Das Swinging London der Miniröcke und Lackstiefel, die King's Road und Carnaby Street hatten sie schon vor Jahrzehnten überholt. Die Laufstege der Modestadt London waren niemals auch nur in der Nähe gewesen, und während das London Eye, die Millenniumbrücke und die Tate Modern allesamt Boten eines brandneuen Jahrhunderts waren, verweilte Elephant and Castle in der Vergangenheit. Gewiss, das Viertel bemühte sich um eine Sanierung wie so viele Stadtbezirke südlich der Themse, doch es war ein fast aussichtsloses Streben angesichts der Drogenabhängigen und Dealer auf den Straßen, der Armut, mangelnden Bildung und Verzweiflung. In genau diesem Umfeld hatten die Gründer Colossus geschaffen, hatten eine verfallene Fabrik, die einmal Matratzen hergestellt hatte, übernommen und in bescheidenem Rahmen renoviert, auf dass sie der Bevölkerung in ganz neuer Weise dienlich sein konnte.
Barbara Havers dirigierte Lynley zu der Stelle auf der New Kent Road, wo ein kleiner Parkplatz hinter dem kränklich gelben Gebäude den Colossus-Teilnehmern als Raucherecke diente. Auch jetzt stand dort eine kleine Gruppe von Rauchern, als Lynley den Wagen in einer der Parkbuchten abstellte. Während er die
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