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1300 - Die Gänger des Netzes

Titel: 1300 - Die Gänger des Netzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es nicht; sie fuhren mit der Mahlzeit fort, als sei nichts geschehen. Ich presste die Lippen zusammen und schluckte, schluckte - bis es mir in den Ohren knackte. Fiload war ebenfalls aufgestanden. Er schien besorgt. Er streckte seine Hände aus, als wolle er mich stützen, aber ich wich ihm aus. Ich spürte, dass ich mich auf meine Beine nicht mehr verlassen konnte. Der Boden unter mir hatte plötzlich zahllose Unebenheiten, die mir zuvor nicht aufgefallen waren. Ich torkelte wie eine Betrunkene. Ich hatte mit einemmal fürchterliche Angst. Und während ich krampfhaft versuchte, mein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen und die panische Furcht von mir abzuschütteln, fiel mir eine Geschichte wieder ein, die mir Perry mehr als einmal erzählt hatte: die Geschichte von den drei Möglichkeiten, einen Gänger des Netzes zu überlisten.
    Ich riss mich zusammen. Noch war die Wirkung des Getränks nicht voll zur Entfaltung gekommen. Es blieben mir noch ein paar Minuten. Ich blickte quer über den Rand des Tümpels. Meine Augen waren unstet: Die Welt war in Bewegung geraten; sie schaukelte hin und her. Aber die leuchtende Halbkugel war noch vorhanden. Sie schwebte am Ufer, nicht mehr als zwanzig Meter von mir entfernt. Ich setzte mich in Bewegung. „Halt!" rief Fiload. „Schon verlassen?"
    Er griff nach mir. Ich schlug seine Hände beiseite. Ich hörte ihn mit schriller Stimme einen Befehl schreien. Wenn ich mich umgesehen hätte, wären mir die Knie eingeknickt. Aber ich wusste auch so, was hinter mir geschah. Die Ussadi hatten ihre Mahlzeit unterbrochen. Sie kamen hinter mir her.
    Ich hörte ihre Schritte. Sie hatten es nicht eilig. Sie wussten ja nichts von der leuchtenden Halbkugel. Sie würden sich mit mir keine Mühe machen.
    Wenn die Wirkung des Giftes voll einsetzte, fiel ich von selbst um. So wenigstens hatten sie es sich vorgestellt. Ich wusste nicht, was sie von mir wollten. Aber dass sie mich nicht mehr fortzulassen gedachten, war mir klar.
    Die Halbkugel kam näher. Es rauschte in den Ohren. Manchmal kam der Boden auf mich zu, manchmal wich er vor mir zurück. Ich hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Hinter mir hörte ich einen der Ussadi tschilpen: „Nicht mehr lange. Das... tut seine Wirkung. „ Das Wort kannte ich nicht. Es musste der Name des Getränks sein. Wie hatte Fiload das Zeug vertragen? Ich hatte ihn so deutlich schlürfen hören. Aber wahrscheinlich hatte er nur so getan, als tränke er.
    Unter der mattleuchtenden Wölbung der Halbkugel blieb ich stehen. Die Angst fiel von mir ab. Jetzt konnten sie mir nichts mehr anhaben. Nur ein Wort, ein Gedanke von mir, und ich war unterwegs. Ich aktivierte den Helm. Er kam aus seiner Tasche hervor und schob sich mir über den Kopf. In diesem Augenblick schien Fiload zu begreifen, dass nicht alles so verlief, wie er es geplant hatte. Er war fünf Schritte von mir entfernt. Ich sah, wie er sich nach vorne warf, um nach mir zu greifen. Sein drittes Auge leuchtete/tückisch. Aus halb geöffnetem Schnabel gab er eine rasche Folge schriller Laute von sich. „Nach Sabhal", sagte ich. Im selben Augenblick verschwand die Welt ringsum. Ich sah die bunte Lichterfülle des Psiraums auftauchen. Ich fragte mich belustigt, was Fiload in diesem Augenblick denken mochte. Er hatte ins Leere gegriffen. Dort, wo er mich eine Hundertstelsekunde zuvor noch gesehen hatte, war nichts mehr, als seine Hände aufeinandertrafen. Vielleicht hielt er mich jetzt wieder für eine Göttin.
    Meine Sinne verwirrten sich. Auch 'im körperlosen Zustand wirkte das Gift nach. Ich sah die Sonne Moorga auf mich zukommen. Ich sah sie zur Seite wandern und Sabhal an ihrer Stelle in die Bildmitte rücken. Ich versuchte, mich auf den Zielort zu konzentrieren, aber meine Kraft reichte nicht mehr aus. Von Nebeln verhüllt, tauchten die Umrisse der Stadt Hagon vor mir auf. „Heim", dachte ich. „Unser Haus... großer Garten..."
    Dann schwand mir das Bewusstsein und ich wurde in einen seltsamen Traum gerissen. Und was für ein Traum! War es überhaupt ein Traum? Zuerst dachte ich, dass es sich um reine Phantombilder handle, dass mein Unterbewusstsein das Erlebnis mit Fiload auf seine Weise umsetzte. Ich glitt aus meinem Körper und sah mich selbst irgendwo im Bereich von Sabhal und der Stadt Hagon im psionischen Netz hängen. Es herrschte ein zeitloser Zustand. Fiload tauchte über mir auf, und seine gefiederten Arme wurden zu Flügeln. Er war der Hohepriester und die Inkarnation des Vogelgottes

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