1300 - Die Templerin
hervorzukommen.
Wie eben diese Konstanza!
Ich hatte noch nie von ihr gehört. Ein neuer Name und einer, der nur in bestimmten Kreisen bekannt war. Aber jetzt lagen die Dinge anders. Es gab einen Fixpunkt, und das war die Figur in den Ruinen. Ich wusste nicht, wer ihr Erbauer war. Möglicherweise konnte mir Godwin de Salier auf die Sprünge helfen.
Locker war ich nicht. Eine gewisse Spannung steckte schon in mir, auch wenn sich außen nichts ereignete. Ich spürte das leichte Vibrieren, und ich wusste, dass es nicht verschwinden würde.
Auf der Straße fuhr ich schneller. Und auch hier sah ich nichts mehr von Rosanna. Sie hatte sich zurückgezogen und möglicherweise zuvor ihre Mitstreiterinnen gewarnt, sodass ich unter Beobachtung stehen würde, wenn ich in Coleda eintraf.
Der Ort war nicht mehr weit entfernt. Er lag vor mir wie auf dem Präsentierteller. Die Häuser verteilten sich in einer flachen Mulde, aber sie ragten auch an Hängen hoch. Da hatte man auch versucht, Gärten anzulegen. Im Winter sahen sie nach nichts aus, ebenso wie die wenigen Bäume, die ihre dürren Zweige ausgebreitet hatten.
Am Eingang von Coleda hielt ich kurz an. Mir waren zwei fremde Fahrzeuge aufgefallen, die hier abgestellt worden waren.
Sie standen etwas schief. Recht große Vans, in denen mehrere Personen Platz fanden. Bestimmt kein Godwin de Salier. Ich rechnete damit, dass auch die restlichen Frauen eingetroffen waren.
In Coleda selbst war davon nichts zu merken. Das Dorf lag in einer regelrechten Apathie. Ob der Grund dafür die winterliche Kälte war, konnte ich nicht sagen, jedenfalls hielten sich die Menschen zurück. Wenn sich Lebewesen auf der Straße zeigten, dann waren es zumeist irgendwelche Katzen und Hunde.
Nach der Weite des Landes kamen mir die Gassen in Coleda besonders eng vor. Ich lenkte den Seat in Richtung Hotel und sah zu, dass ich an der Rückseite meinen Parkplatz erreichte.
Als ich ausgestiegen war und einen Blick an der Rückwand hochwarf, sah und hörte ich nichts, wobei ich allerdings davon ausging, dass die Zimmer im Hotel jetzt belegt waren. Und diese Gäste durfte ich keinesfalls zu meinen Freunden zählen.
Frauen können in ihrem Hass schlimmer als Männer sein, das hatte ich mehr als einmal erlebt. Da ich nicht auf ihrer Seite stand, würden sie mich mit ihrem Hass verfolgen, und so etwas konnte verdammt schlimm enden.
Wenn sie den Ort tatsächlich besetzt hielten, dann hatten sie sich gut getarnt. Denn auf dem Weg zum Eingang begegnete mir ebenfalls kein Mensch. Ich betrat die Hotelhalle und geriet in eine Stille, die mir schon unnatürlich vorkam. Da bewegte sich nichts vom Fleck. Ich sah nicht mal eine Fliege, die ihr Leben bis in den Winter hinein gerettet hatte. Diese Stille und Leere gefiel mir nicht. Zumindest der Mensch hinter der Rezeption hätte da sein müssen.
»Hallo…«
Mein nicht eben leiser Ruf verhallte ungehört. Da ich noch in der Nähe der Tür stand, musste ich einige Schritte gehen, um an die Rezeption zu gelangen. Ich ging so leise wie möglich.
An der Theke blieb ich stehen. Das alte Telefon war da, nahe meiner rechten Hand befand sich auch eine Klingel, die man drücken musste, und die Finger schwebten bereits darüber, als ich es mir anders überlegte. Nein, ich wollte keinen auf mich aufmerksam machen und mich hier unten heimlich umsehen, bevor ich zu meinem Zimmer ging.
Ich beugte mich über die Theke hinweg. Auch dahinter sah ich den Steinboden. Er bestand aus großen gelblichen Vierecken, die nebeneinanderlagen und dunkle Fugen besaßen.
Tropfen fielen mir auf.
Sie waren nach unten gefallen, auf den Boden geklatscht und hatten so ein Muster gebildet. Die drei Tropfen reichten aus, um eine Richtung erkennen zu lassen. Ich wusste jetzt, wohin ich zu gehen hatte, denn ich sah eine geschlossene Seitentür.
Mein Weg führte mich hinter den Tresen und noch nicht direkt zur Tür hin, weil ich zuvor einen bestimmten Verdacht bestätigt haben wollte. Ich bückte mich und berührte mit einer Fingerspitze den Tropfen.
Meine Haut zeigte eine rote Farbe.
Blut!
Meine Überraschung hielt sich in Grenzen, denn ich hatte damit gerechnet. Es stellte sich nur die Frage, woher das Blut stammte.
Natürlich regte sich bei mir ein Verdacht. Den Platz hier hatte der Mann mit den Schimmelhaaren und der Alkoholfahne eingenommen. Möglicherweise war er seinen neuen Gästen im Weg gewesen, und das Blut ließ auf etwas Schlimmes schließen.
Ich übertrat die drei Flecken mit
Weitere Kostenlose Bücher