1301 - Kreuzzug des Bösen
was … ist …?«
Da war der Kontakt weg. Ich sah nicht mehr ihn, nicht die Engel und auch nicht das Licht.
Stattdessen hörte ich die Schreie. Mir wurden abermals die Augen geöffnet, und ich sah die Szenerie, die wir eben noch verlassen hatten, tief unter mir.
Soldaten, die in das Kloster hineinstürmten. Fackeln, die im Haus alles in Brand setzten, und ich sah die Leichen der beiden Frauen auf dem Boden liegen.
Dann verschwand das Bild wie weggezogen. Zugleich erfasste mich ein Taumel. Automatisch setzte ich ein Bein vor das andere und spürte den festen Boden unter meinen Füßen.
Ich war wieder da.
In meiner Zeit.
Aber ich hatte noch einige Personen mitgebracht.
Konstanza und ihre Getreuen!
***
In Armlänge sah ich die Figur vor mir. Sie war die unechte Templerin. Die echte stand ihr praktisch zur Seite, zusammen mit Rosanna.
Die Frau konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten. Ich wusste nicht, was sie für Probleme hatte, aber sie schwankte von einer Seite auf die andere. Ihr Gesicht war verzerrt. Sie litt unter Schmerzen, und wenn sie Luft holte, dann röchelte sie.
Keiner tat etwas. Auch ich blieb starr. Nur das Kreuz hielt ich in meiner Hand.
Rosanna riss den Mund auf. Sie wollte Luft holen und spuckte Blut. Dabei gab sie ein Geräusch von sich, das besser zu einem Tier gepasst hätte. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, aber sie wollte mich noch verfluchen, als sie einen Schritt nach vorn ging, das Gleichgewicht verlor und bäuchlings zu Boden fiel.
Erst jetzt sahen wir, was mit ihr geschehen war. In ihrem Rücken steckten zwei Pfeile.
Ich erinnerte mich daran, dass sie kurz vor unserem Verschwinden abgeschossen worden waren.
Rosanna hatte ihnen im Weg gestanden, bevor die magische Kraft des Kreuzes richtig hatte greifen können. Aber sie war nicht die einzige Verletzte in der Runde.
Auch andere Frauen waren getroffen worden. Nur steckten bei ihnen die Pfeile nicht im Körper. Die Geschosse hatten sie nur gestreift und Wunden hinterlassen.
Rosanna lebte noch, sie drehte den Kopf. Irgendwie musste sie gespürt haben, dass ich mich ihr näherte.
»Du bist da, Sinclair?«
»Ja, und ich werde dafür sorgen, dass du in ärztliche Behandlung…«
»Vergiss es. Ich werde sterben.« Mühsam raffte sie sich dazu auf, weiterzusprechen. »Eine Frage noch.«
»Bitte.«
»Wer bist du wirklich, Sinclair?«
Was sollte ich ihr darauf antworten? Ich dachte an den Seher, der wieder verschwunden war. Ich gab ihr eine Antwort, die sie sicherlich nicht begriff.
»Man nennt mich auch den Sohn des Lichts…«
»Aha, das ist…« Der Kopf sackte wieder zurück auf den Boden.
Und nach dieser letzten Bewegung war sie gestorben. Für Baphomet und die Templerin Konstanza…
***
Die allerdings gab es noch immer. Sie hatte die Zeitreise überstanden. Sie hielt sich in der Gegenwart auf. Schwer angeschlagen, aus mehreren Wunden blutend. Andere Menschen wären sicherlich daran gestorben, nicht aber sie.
Trotzdem durfte sie nicht mehr länger existieren. Sie würde es auch nicht tun, dafür wollte ich sorgen.
Die Templer hatten das Kreuz früher zu einem hohen Symbol gemacht. Ihr Tatzenkreuz war berühmt gewesen. Meines sah zwar anders aus, aber es wurde von den normalen und gerechten Templern akzeptiert.
Nicht so von Konstanza.
Sie sah es und schrie es an!
Es war ein Laut, der auch aus dem Rachen eines Tigers hätte stammen können. Sie konnte nicht in meiner Nähe und der des Kreuzes bleiben, und deshalb suchte sie Schutz.
Es gab nur eine Stelle, die ihr noch entgegenkam. Das war die Figur, ihr Denkmal, für das Rosanna gesorgt hatte, und in dem der Atem des Baphomet wehte.
Sie brauchte nur zwei schnelle Schritte, um es zu erreichen. Dabei brüllte sie den Namen des Dämons und umschlang ihre eigene Figur mit der zweiten Fratze des Baphomet mit beiden Armen.
Das zweite Gesicht glühte wie heiße Kohle.
Beide Kräfte vereinigten sich. Sie würden ein neues Kraftwerk bilden. Dagegen hatte ich etwas.
Wieder reagierte mein Kreuz, als ich mich der Figur näherte. Nur diesmal irgendwie aggressiver. Es war nicht mehr die Kraft, die mich in eine andere Zeit schaffen sollte.
Diesmal wollte es zerstören.
Das merkte auch Konstanza. Sie hing wie eine Klette an der Figur. Sie drehte allerdings jetzt den Kopf zur Seite, als sie meine Schritte hörte.
Keiner hielt mich auf. Die anderen Frauen waren viel zu geschockt oder mit sich selbst beschäftigt.
»Es ist der Sieger!«, sagte
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