1305 - Im Schloss der Zombie-Frauen
und musste, wenn sie hinausging, den Kopf einziehen. Die Tür besaß von innen kein Schloss. Wo sie auch hinfasste, überall spürte sie das glatte Holz.
So auch jetzt. Wenn jemand die Tür auf schloss, dann nur von der anderen Seite.
Das war nicht mehr nötig. Es passierte etwas, das Maxine selbst kaum glauben wollte. Wie bei den vorherigen Versuchen, hatte sie auch jetzt den entsprechenden Druck eingesetzt, und plötzlich passierte etwas, das sie nicht wahrhaben wollte, obwohl es real war.
Die Tür ließ sich öffnen!
Ihr Herz schlug schneller. Der Körper produzierte Adrenalin, das sie in eine plötzliche Spannung versetzte. Aber die Gedanken blieben klar. Ohne dass es ihr aufgefallen war, musste jemand die Tür von außen her geöffnet haben.
Der leichte Druck…
Ja, sie gab nach. Aber sie produzierte auch Geräusche. So war das Kratzen auf dem Boden ebenso wenig zu überhören wie das Knarzen der alten und rostigen Angeln.
War das eine Chance? Oder trieb die Gräfin mit ihr ein hinterhältiges Spiel?
Egal, welche Antwort es auch gab, Maxine wäre dumm gewesen, hätte sie die Chance nicht genutzt.
Und so begann sie, das stockdunkle Gefängnis zu verlassen…
***
Suko und ich standen neben dem Morris, den wir uns am Flughafen geliehen hatten, und schauten uns über das Dach des Wagens hinweg an. Mein Freund und Kollege hatte bereits die Fahrertür geöffnet.
»Es bleibt also bei deinem Plan?«
Ich nickte. »Hast du einen besseren?«
Mein Freund musste lachen. »Nun ja, im ersten Moment nicht, aber du solltest daran denken, dass es hell ist und man euch leicht entdecken kann.«
»Es ist der beste Weg!«
»Vielleicht.« Suko schaute gegen den Himmel. Es wäre jetzt von Vorteil gewesen, wenn die Wolken sehr tief gehangen und einen Nebelschleier gebildet hätten. Den Gefallen tat uns der Wettergott nicht. Er stand mehr auf der Seite der Menschen, die es liebten, wenn der Himmel klar war. Und das auch im Winter. Von einem zarten Blau, das hinein bis in die Unendlichkeit zu reichen schien.
Man sah alles beim Hochschauen. Jedes Flugzeug, das seinen Weg über den Atlantik nahm, um in den fernen USA zu landen. So würde man auch uns sehen, denn ich stand kurz vor einem Flug über die Häuser der Stadt und dann über die Landschaft hinweg.
Unser Ziel war eine alte Festung in den Hügeln, aus der eine gewisse Helen Pride geflohen war, die jetzt tot im Haus der Maxine Wells lag. Wir hatten für ihr Ableben gesorgt. Allerdings war ihr Tod eine Erlösung gewesen, denn wir hatten sie als Zombie erlebt.
Die mörderische Kraft des Voodoo hatte sie dazu gemacht. Und genau die Person, die dahinter steckte, suchten wir.
Ihr Name war Alexandra di Baggio, die auch die Voodoo-Gräfin genannt wurde.
»Es bleibt dabei, Suko, ich fliege trotzdem, und du wirst den reuigen Ehemann spielen.«
»Ob mir das gelingt?«
»Immer.«
Er hatte noch einen Einwand. »Falls man mich überhaupt in die Festung hineinlässt.«
Ich grinste ihn an. »So wie du aussiehst, immer. Und wenn nicht, bin ich ja auch noch da.«
»Klar, auf dem Dach.«
»Da möchte ich nur nicht bleiben.«
»Okay.« Suko schlug in die Hände. »Ich werde mich auf den Weg machen. Wahrscheinlich wird es nicht so leicht sein, die Festung zu finden. Offizielle Straßen führen nicht hin. Na ja, Carlotta hat mir eine Beschreibung gegeben.«
Wir klatschten uns ab. Suko stieg in den Morris. Er musste noch seine Sonnenbrille aufsetzen, denn der tief stehende Glutball blendete auch im Winter stark.
Ich wartete noch, bis er gestartet war und ging mit langsamen Schritten zurück zum Haus. In der Nacht hatte mich ein Anruf meiner Freundin Maxine Wells erreicht. Was ich von ihr erfuhr, versetzte mich in Alarmstimmung. Deshalb hatten Suko und ich auch die erste Maschine von London nach Dundee genommen und waren nach der Landung sofort zum Haus der Tierärztin gefahren.
Vorgefunden hatten wir nur Carlotta, ihre zwölfjährige Ziehtochter. Abgesehen von dem weiblichen Zombie Helen Pride, um den wir uns hatten kümmern müssen.
Carlotta war eine Zeugin gewesen. Von ihr wusste ich, dass Maxine von der Voodoo-Gräfin niedergeschlagen und entführt worden war. Sie war mit ihren beiden Bulldoggen noch in der Nacht erschienen, um sich an Helen Pride zu rächen.
Zum Glück hatte sie Carlotta nicht entdeckt, und auf sie setzte ich meine Hoffnungen. Das Mädchen hatte uns hinter dem Fenster stehend beobachtet und öffnete mir jetzt die Haustür, als ich einen Schritt davon
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