1305 - Im Schloss der Zombie-Frauen
Leben zu rufen.
Da konnte der Staat schon sparen, und irgendwelche Fragen wurden auch nicht gestellt.
Suko hatte das Gefühl, über eine sanfte Achterbahn zu fahren. Es ging nie steil in die Höhe, der Weg kippte auch nicht stark nach unten. Er lenkte seinen Mini dem Ziel entgegen, das er plötzlich klar vor sich sah, als die Wegspuren ihn auf eine gewisse Höhe geführt hatten. Da sah er die Festung wirklich wie auf dem Präsentierteller liegen, angestrahlt vom Glanz der Februar-Sonne.
Er war auf den letzten Kilometern nie schnell gefahren. Das hätte das Gelände gar nicht zugelassen. Die letzten Meter fuhr er noch langsamer und ließ die Vorderseite des grauen Baus dabei nicht aus den Augen, denn er wollte sehen, ob man seine Ankunft bereits wahrnahm.
Ihm fiel nichts Besonderes auf.
Die graue Festung da auf der platten Hügelkuppe war wie ein ruhender Pol in einem noch stilleren Meer, dessen gefrorene Wellen nicht gläsern sondern graugrün aussahen.
Einen Wald gab es nicht in der Nähe. Den hatte Suko längst passiert. Hier war der Überblick perfekt, auch aus den zahlreichen Fenstern, die sich im Mauerwerk verteilten.
»Na denn«, sagte Suko, als er die Tür aufdrückte und den Wagen verließ. Hier war es kälter als in der Stadt, das merkte Suko direkt.
Auch der Wind trug dazu bei, der in sein Gesicht schnitt.
Er schaute noch mal in die Höhe.
So weit er auch blickte, das Vogelmädchen und seinen Freund John Sinclair sah er nicht. Im Moment war er auf sich allein angewiesen.
Er versuchte, sich normal zu benehmen. Sollte er beobachtet werden, durfte an ihm nichts Auffälliges sein, und so ging er dann auf den Eingang zu…
***
Ich fiel!
Das war kein Witz, das war kein Traum. Erst das herrliche Fliegen und jetzt das Fallen. Ich wusste nicht, wie hoch wir gewesen waren, aber hoch genug, um einen Aufprall gegen den Boden nicht überleben zu können. Es war einfach Schicksal gewesen oder meine eigene Unaufmerksamkeit. Egal, wie man es auch sehen konnte, der Boden rückte von Sekunde zu Sekunde näher, und ich konnte schon jetzt damit anfangen, mein letztes Gebet zu sprechen.
Um mich herum rauschte die Luft. Sie drückte sich geräuschvoll in meine Ohren hinein, und genau dieses Geräusch wurde von einem anderen abgelöst, das noch lauter war.
Dann sah ich den Schatten. Plötzlich schwebte das wirbelnde Etwas über mir, erreichte meine Seite, ich sah die sich bewegenden Schwingen, und einen Moment später griffen die kräftigen Hände des Vogelmädchens zu.
Carlotta befand sich hinter mir. Sie hatte ihre Hände in meine Achselhöhlen geschoben und hielt mich so umklammert. Der rasante Fall in die Tiefe wurde so heftig gestoppt, dass es mir fast die Luft abschnürte.
Für einen Moment erlebte ich einen regelrechten Taumel oder Schwindel, und nahe meinem rechten Ohr vernahm ich Carlottas Lachen. »Hast du es wieder nicht erwarten können, John?«
»Du hast Nerven.«
»Ist ja alles gut gegangen.«
Da hatte sie Recht. Trotzdem war mir noch immer etwas blümerant zumute. Ich hatte wirklich das Gefühl gehabt, dicht vor meinem letzten Atemzug zu stehen, und mein rasender Puls beruhigte sich nur allmählich.
Carlotta ahnte, wie es in mir aussah. Sie flog dementsprechend langsam, damit ich mich erholen konnte. Das schaffte ich auch. Ich atmete tief durch und spürte, dass die kalten Luftströme tief in meine Lunge drangen.
Der Wind trieb nicht mehr stark in meine Augen. Sie tränten nicht, und deshalb war es mir möglich, die Umgebung wieder besser zu erkennen. Die Weite war verschwunden, dafür schaute ich von der Höhe her auf das Dach der Festung.
Carlotta und ich hatten uns einen bestimmten Plan vorgenommen. Es war unmöglich, dass wir den Haupteingang nahmen.
Wenn, dann mussten wir die Festung heimlich betreten, und das würden wir über das Dach versuchen, wie Carlotta geraten hatte.
Es gab praktisch zwei Teile der Festung. Der eine war gut ausgebaut worden. Dort lagen die Zimmer der Frauen mit den Bädern.
Da waren die Gemeinschaftsträume untergebracht, in denen die Gespräche geführt wurden. Da ließ es sich leben, auch mit den Annehmlichkeiten der Zivilisation, wie Heizung und Licht. Die Gräfin hatte alles legen lassen. Es musste sie ein kleines Vermögen gekostet haben.
Selbst auf die Glotze brauchten die Frauen nicht zu verzichten.
Eine Schüssel war an einer Seite der Festung angebracht worden.
Das wusste ich von Carlotta. Gesehen hatte ich sie nicht.
Gemeinsam schwebten wir
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