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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hoch.«
    »Sechste Etage.«
    »Schaffst du das?«
    »Es gibt bestimmt einen Lift.«
    Zuerst mussten wir in das Haus, aber das war kein Problem, denn die Tür ließ sich aufdrücken. Irgendwas war mit dem Schloss, und so betraten wir einen düsteren Flur mit grauen Wänden, in dem es undefinierbar roch. Der Geruch schien aus den Wänden zu dringen. Ich hatte den Eindruck, als wäre irgendwo in der Nähe Abfall ausgekippt worden. Am Lift jedenfalls nicht, den es zum Glück gab und der auch funktionierte.
    Wir stiegen in die enge Kabine, in der sich der Geruch ebenfalls gehalten hatte, und schwebten zur sechsten Etage hoch. Unsere Fahrt dorthin war von einem leichten Rütteln begleitet. Sensible Menschen konnten hier Angst bekommen. Besonders wenn sie einen Blick auf die beschmierten Wände warfen. Die Sprüche dort trotzten nicht eben von Optimismus. Ein paar Mal lasen wir etwas vom Teufel.
    Der Lift stoppte, wir drückten die Tür auf, und ich wunderte mich, dass wir uns in einem langen, fensterlosen Flur befanden.
    Auch hier die grauen Wände. Allerdings etwas heller als unten im Flur. Dafür hörten die Schmiereien auch nicht auf. Irgendwelche Typen hatten Hass auf andere und hatten dies festgehalten.
    Es war ruhig, aber nicht still. Irgendwelche Geräusche oder Laute hörten wir immer. Mal leise, mal recht deutlich. Stimmen, Musik, ein Klopfen gegen die Wände, und dann wurde vor uns eine Tür aufgerissen. Es geschah so heftig, dass wir erschraken und zurückzuckten.
    Eine Frau verließ die Wohnung. Aber sie schimpfte noch in sie hinein. Die Tür hielt sie dabei offen. »Wenn ich wieder zurück bin, hast du dein Zimmer aufgeräumt, Janine, ist das klar?«
    »Mal sehen.«
    »Nicht mal sehen, sondern sofort!« Die Frau rammte die Tür zu, fluchte kurz, drehte sich um – und sah uns!
    Ihre Gesichtszüge entgleisten, so sehr hatte sie sich erschreckt.
    Die Augen weiteten sich, wurden aber nicht starr, und trotzdem machten wir ihr Angst, das war zu sehen.
    Ich schätzte die Frau auf knapp 40. Sie trug einen roten Regenmantel und hatte ihr schwarz gefärbtes Haar toupiert. Ihr Blick, mit dem sie uns anschaute, verlor die Ängstlichkeit.
    »Wollten Sie zu mir?«
    »Nein.« Harry lächelte. »Es geht uns um Eve Sandhurst.«
    »Die Engländerin.«
    »Genau die.« Harry deutete auf mich. »Ihr Bruder ist heute aus London eingetroffen und wollte sie besuchen. Er hat sie zwar angerufen, aber keiner hob ab und…«
    »Das war auch nicht möglich«, erklärte uns die Nachbarin. »Eve hatte sich einige Tage verdrückt.«
    Ich horchte auf. »Soll das heißen, dass sie jetzt wieder in Ihrer Wohnung ist?«
    »Klar. Ich habe sie vorhin noch gesehen, als ich nach unten fuhr, um Abfall in die Tonne zu werfen. Da ist sie mir aufgefallen. Aber ich sah nur noch, wie sie in ihre Wohnung ging. Mehr habe ich nicht mitbekommen. Ich sprach sie auch nicht an.«
    »Wann ist das denn gewesen?«, fragte ich.
    Die Frau winkte ab. »Nageln Sie mich nicht fest. Vielleicht vor einer halben Stunde.«
    »Dann könnte sie ja noch hier sein.«
    »Klar, versuchen Sie es.«
    »Wo müssen wir denn hin?«
    »Ich zeige es Ihnen.«
    Wir gingen wieder einige Schritte in Richtung Fahrstuhl, passierten ihn jedoch nicht, sondern blieben vor einer Tür stehen, die ihm schräg gegenüber lag.
    Der Name Sandhurst war auf die Tür geklebt worden. Die Schrift auf dem Zettel war bereits verblasst.
    »Dann viel Spaß mit Ihrer Schwester«, sagte die hilfsbereite Nachbarin und verschwand im Lift.
    »Glück muss man haben«, murmelte Harry.
    »Abwarten.«
    Es gab eine Klingel. Den blassen Knopf drückten wir noch nicht.
    Zuerst legten wir unsere Ohren gegen das Holz, aber in der Wohnung blieb es ruhig.
    Keine Stimme. Es dudelte kein Radio, und auch der Fernseher musste ausgeschaltet sein.
    Harry drückte den Klingelknopf nach unten, und wir warteten gespannt ab, was passieren würde.
    Zunächst mal nichts. Die Stille kehrte zurück, nachdem das Echo des Tons verklungen war. Darüber sahen wir beide nicht eben glücklich aus, und auch nach dem zweiten Klingeln tat sich nichts.
    »Ist sie da, John?«
    »Sie will nicht öffnen.«
    Harry schielte auf das Schloss. Stabil sah es nicht aus. Ebenso wenig wie die Tür.
    »Wir sollten es auf diese Art und Weise versuchen, John. Verdammt, wir müssen rein. Sie ist unsere einzige Chance.«
    Meine Idee war einfach, aber genial. Die Tür besaß eine Klinke.
    Aus reiner Gewohnheit drückte ich sie – und konnte die Tür nach innen

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