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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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getan.«
    »Nein, nein, Mitgefangen, mitgehangen.«
    »Okay, dann los.«
    Wir wollten Eve Sandhurst nicht erschrecken und gingen sehr behutsam zu Werk. Die Frau mit den blonden Strähnen im Haar reagierte nicht, als ich sie an der Schulter leicht rüttelte. Sie schlief einfach weiter, aber sie stöhnte dabei.
    Leblos wie eine Puppe war sie. Harry griff zu einer etwas härteren Methode. Er hielt ihr den Mund zu, der halb offen stand.
    Zunächst passierte nichts, dann zuckte der Körper. Harry zog seine Hand wieder zurück. Beide schauten wir zu, wie Eve erwachte. Sie schüttelte sich, sie hustete und krächzte..
    Dann schrie sie leise auf.
    Sie konnte uns nicht gesehen haben, da wir rechts und links des Sessels standen und sie stur nach vorn schaute. Zwar blickten wir nicht in ihre Augen, aber überrascht war sie schon, denn sie schüttelte den Kopf und flüsterte auch etwas vor sich hin.
    Wir hörten einen leisen Schrei. Sie riss dabei die Hände vors Gesicht als wollte sie sich vor einem Angriff schützen. Erste Flüsterworte drangen aus ihrem Mund.
    »Nein, nicht. Nicht… nicht … nicht …«
    Ich sprach sie sehr leise an, und das in ihrer Heimatsprache.
    »Hallo, Eve, hören Sie mich.« Langsam schob ich mich dabei von der Seite her in ihr Blickfeld.
    Sie hatte mich gehört, aber sie reagierte kaum. Aus dem Mund drang ein leises Seufzen, aber sie hielt die Augen offen, obwohl ihr Blick flackerte. Sie wollte etwas von sich wegdrücken, obwohl nichts vorhanden war. Die Hände fanden kein Ziel, auch mich nicht, denn ich war zurückgetreten.
    »Nein, nein, ich will euch nicht. Bitte, ich will weg. Lasst mich in Ruhe. Das kalte Fleisch… kaltes Fleisch … die Toten … so kaltes Fleisch …«
    Harry und ich tauschten einen Blick. Eve Sandhurst hatte nur wenige Worte gesprochen, aber sie waren schon prägnant gewesen.
    »Eve…«.flüsterte ich.
    Ihr Kopf war wieder nach hinten gesunken und hatte Kontakt mit dem Sessel bekommen. Der Mund stand weiterhin offen, aber sie hielt die Augen geschlossen und sah mich nicht.
    Ich fasste sie erneut an. Diesmal streichelte ich über ihren rechten Handrücken hinweg. Sie zuckte leicht zusammen und hob dabei die Schultern an, aber sie öffnete die Augen und sah jetzt zwei Männer, denn Harry stand neben mir.
    Ihr Erschrecken war tief. Eve sah aus wie jemand, der versuchte, sich klein zu machen oder sich in die Polsterung des Sessels zurückzuziehen. Sie zitterte am gesamten Leib. Die Lippen öffneten sich, schlossen sich wieder, und in den jetzt offen stehenden Augen lag das Gefühl der Angst.
    »Sie brauchen sich nicht zu fürchten, Eve. Keine Angst. Wir werden Ihnen nichts tun.«
    Meine Stimme hatte sie etwas beruhigt. Zumindest war sie fähig, mich anzuschauen.
    »Ich werde ihr ein Glas Wasser holen«, sagte Harry und verschwand in der Küche.
    Es war mir recht. Vielleicht hätte auch ein Schnaps etwas gebracht. Ich sah keine entsprechende Flasche hier im Wohnzimmer und vergaß den Gedanken wieder.
    Sie schlief nicht wieder ein, obwohl es ihr wohl am liebsten gewesen wäre. Sie bewegte sich noch immer wie ein sehr müder Mensch, rieb mit den Händen über die Oberschenkel hinweg und drehte dabei den Kopf. Sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte, denn meinem Blick wich sie aus.
    Harry kam zurück. Ich nahm ihm das Glas Wasser ab und hielt es Eve Sandhurst hin.
    »Hier, trinken Sie!«
    Es dauerte, bis sie Vertrauen gefasst hatte und das Glas zwischen ihre Hände nahm. Bevor sie in kleinen Schlucken trank, schaute sie mich an. Diesmal mit einem etwas prüfenden Blick.
    Ich ließ sie gewähren. Das Wasser belebte sie, das sahen wir ihr an. Die Augen schienen an Klarheit zu gewinnen, und sie leerte das Glas bis zum letzten Tropfen.
    Ich nahm es ihr wieder weg.
    »Können Sie uns verstehen, Eve?«
    »Ja, kann ich.«
    »Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen. Ich denke, dass die Zeiten der Angst jetzt vorbei sind.«
    Sie sah mich an. In ihrem Blick lag noch immer ein gewisses Misstrauen.
    »Helfen…«, murmelte sie, »helfen …«
    »Ja, Sie haben richtig gehört.«
    »Die Toten«, sagte sie plötzlich. »Da waren die nackten Toten. Kaltes Fleisch. Nur Frauen, nackte, tote Frauen. Ich habe sie angefasst, ich habe sie gestreichelt.« Sie hob die Hände an und schaute gegen deren Innenseiten. Die Erinnerung überwältigte sie.
    Ihr Gesicht verzerrte sich, und plötzlich fing sie zu schreien an. Ihre Augen öffneten sich weit. Sie schüttelte den Kopf, sprang plötzlich aus dem

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