1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
wird.«
»Und was wird das sein?«
Der Teufel lachte. »Das bleibt zunächst mein Geheimnis. Aber es wird sich alles richten.«
»Gut, gut. Ich glaube daran. Es wird sich richten. Ich bin gespannt, sehr gespannt sogar.«
»Da siehst du es.«
Dario Silva wollte eine weitere Frage stellen. Er schaffte es nicht, denn jetzt entdeckte er in der Dunkelheit eine Bewegung. Da war etwas, das noch schwärzer war als die Finsternis im Zimmer.
Ein zitternder Umriss. Etwas, das über dem Boden schwebte und trotzdem mit ihm verbunden war. Silva hatte keine Erklärung dafür. Es war einfach etwas, das er noch nie in seinem Leben erlebt hatte. Diese Gestalt war der Teufel, aber sie besaß keinen Bocksfuß und auch keine Hörner. Sie tanzte als flimmernder Schatten vor ihm, der sich nun an den Außenrändern veränderte und dem Zuschauer zeigte, wo er tatsächlich herkam.
Rot – dunkelrot und feurig!
Ja, das waren die Umrisse einer menschlichen Gestalt, in die sich der Teufel verwandelt hatte. Das Urbild des Bösen zeigte sich seinem Diener so, dass dieser zufrieden sein konnte.
Silva hielt den Atem an. Er spürte hinter seiner Stirn das Hämmern. Seine Augen weiteten sich, als die tanzende Gestalt auf ihn zukam. Er sah sie jetzt noch besser. Der äußere Widerschein der kalten Flammen drang auch in das Innere hinein, ohne jedoch etwas aus der Dunkelheit zu holen. Der innere Körper musste einfach leer sein. Etwas anderes war nicht möglich.
Er konzentrierte sich auf das Gesicht. Dahinter musste doch etwas zu sehen sein. Nichts. Nur Leere, aber es war eine Leere, wie er sie nicht kannte. Sie war schrecklich, und sie war so tief. Er hatte das Gefühl, in die Tiefe eines Weltraums zu schauen, in dem es einfach kein Ende gab. Hier erlebte Dario Silva als Mensch etwas kaum vorstellbar Grauenhaftes, das nicht einmal so schlimm aussah. Für ihn war es die Leere, die ihn schockte, aber auch faszinierte, weil sie ihm irgendwie recht nahe kam. So fühlte er auch oft. Er hatte stets gelacht, wenn andere Menschen von ihrem Gewissen sprachen. Das kannte er nicht. Für ihn gab es nur den Egoismus.
»Denk an deine Aufgabe!«, flüsterte die Gestalt ihm noch zu. Danach löste sie sich vor Silvas Augen einfach auf und kehrte nicht wieder zu ihm zurück…
***
Dario Silva befand sich noch immer in seinem Bett. Er saß weiterhin statuenhaft starr auf dem Fleck und hielt die Hände zusammengelegt wie zum Gebet. Er schaute nach vorn, aber da war nichts mehr zu sehen. Der Teufel hatte ihn verlassen, ohne dass auch nur etwas zu riechen war.
In den letzten Minuten war sein Leben zwar nicht auf den Kopf gestellt worden, aber in der Zukunft würde sich schon einiges für ihn ändern. Das stand fest. Er würde seine Aufgaben nicht mehr so locker angehen. Im Unterbewusstsein würde stets das Bild vom Teufel bestehen bleiben, und das würde sich auch nicht so schnell entfernen lassen.
Jedes Wort hatte Silva behalten. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Hatte ihn die Polizei tatsächlich gefunden? War er von den Bullen umstellt worden?
Es konnte sein. Dann aber hätte er Fehler begangen. Dessen war er sich nicht bewusst. Dagegen stand ein anderes Argument. Welches Interesse hätte der Teufel daran haben sollen, ihn zu belügen?
Keines. Dann hätte er sich nicht erst die Mühe zu machen brauchen, sich ihm zu zeigen. Also stimmte alles, was er gesagt hatte.
Ab jetzt ging es um seine Zukunft und um sein Leben.
Von diesem Gedanken beflügelt, sprang er aus dem Bett. Die alte ausgelegene Matratze quietschte, als wollte sie sich über die heftige Bewegung beschweren. Eine Dusche gab es auf dieser Bude nicht.
Überhaupt war das ganze Hotel mehr ein Versteck als eine Herberge. Da war es beinahe schon ein kleines Wunder, dass man in diese Schmierbude überhaupt ein Fenster eingebaut hatte.
Genau dorthin lief er.
Noch war das Rollo bis zum Anschlag hin zugezogen. In den nächsten Sekunden glitt es ein Stück höher, und dieser Spalt reichte ihm für einen ersten Blick aus.
Der Killer sah nicht viel.
Aber er erkannte, dass sich der Himmel über dem Wirrwarr aus Hausdächern veränderte. Die Dunkelheit schwand dahin, und eine graue Garbe übernahm die Herrschaft, die bald verschwunden sein würde, wenn der neue Tag es schaffte, sich richtig durchzusetzen.
Feinde, vor denen er sich in Acht nehmen musste, sah er nicht.
Das hatte nicht viel zu bedeuten. Auf den zahlreichen unterschiedlich hohen Dächern in der Umgebung gab es genug
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