1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
gefühlt. Du hast dich eingelebt, und du bist deinen Trieben nachgegangen. So hast du dir drei Frauen gesucht. Drei Geliebte. Drei Gespielinnen. Du erinnerst dich an sie?«
»Ich habe keine vergessen!«
»Das wollte ich hören. Und weil das so ist, wirst du sie mir überlassen.«
Silva staunte. Er begriff nicht so recht und stellte deshalb eine Frage. »Ich soll sie dir… äh … dir überlassen?«, flüsterte er mit rauer Stimme.
»Ja, so will ich es.«
»Wie denn? Soll ich zu ihnen gehen und ihnen erklären, dass sie von jetzt an der Teufel will?«
»Unsinn. Ich merke, dass du noch viel lernen musst. Nein, so ist es nicht, mein Freund.«
»Wie dann?«
»Ich will ihre Seelen!«
Es war heraus. Er wusste Bescheid. Es hätte alles so klar sein können, und trotzdem war er durcheinander. Er konnte nicht begreifen, was das genau sollte. Er schüttelte den Kopf, und auch das sah der im Dunkeln versteckte Besucher.
»Glaubst du mir nicht?«
»Das weiß ich nicht. Ich… ich … weiß nicht, was ich noch glauben soll, verdammt? Wieso ihre Seelen? Willst du sie rauben?«
»Nein, sie sind mein Lohn.«
»Das… das … habe ich schon verstanden. Aber was willst du genau mit ihnen machen?«
»Ich brauche sie. Ich sammle sie. Der Teufel sammelt Seelen, das solltest du wissen. Doch es ist nicht so einfach, sie zu bekommen. Du kannst nicht zu ihnen gehen und ihnen sagen, dass sie ihre Seelen abgeben sollen, das wird nicht klappen. Es muss schon etwas vorausgegangen sein, begreifst du?«
»Noch nicht richtig.«
»Gut, dann sage ich es dir klar und offen. Du wirst sie in meinem Namen töten. Erst dann gehören die Seelen mir. So einfach ist das. Und das wirst du doch wohl schaffen – oder?«
Dario Silva hatte die letzten Worte nicht richtig mitbekommen. Er war mit seinen Gedanken wonanders. Nicht, dass er ein Gewissen gehabt hätte, das ihn quälte, aber drei Frauen zu töten, die er einmal gut gekannt hatte, war für ihn neu. Bisher hatte er Aufträge bekommen und war gut bezahlt worden. So auch in seiner Zeit in England. Nun aber lagen die Dinge anders. Dafür dass er am Leben blieb, sollte er drei Frauen töten, mit denen er wilde Stunden erlebt hatte. Mit diesem Gedanken musste er sich erst anfreunden, falls ihm das überhaupt möglich war.
Silva starrte ins Leere, ohne ein Wort zu sagen. Er kam sich noch immer vor wie jemand, der aus dem Sattel eines Pferdes gerissen worden war und nun am Boden lag, ziemlich ausgepumpt und benommen, ohne eine Chance, weiterzudenken.
In seinem Innern spürte er Kälte. Sein Gesicht jedoch war heiß, als hätte er es gegen ein Feuer gehalten. Er war nervös. Er schluckte…
»Willst du nicht?«
Die lauernd gestellte Frage unterbrach seinen Gedankenstrom.
Silva wusste sehr genau, dass es jetzt auf seine Antwort ankam. Ein falsches Wort, und der Teufel würde ihn verlassen, sodass er schutzlos im Zimmer zurückblieb. Normalerweise hätte ihm das nichts ausgemacht, aber die Tatsachen waren andere geworden, und seine andere Denkweise stimmte nicht mehr. In diesen Augenblicken entschied sich seine Zukunft.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit, Dario!«
Silva redete. »Ja, ja!«, stieß er hervor. »Ja, ich werde es machen. Es wird alles so laufen wie du es dir vorgestellt hast. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde die drei Frauen töten, wenn ich den Bullen entwischen kann.«
»Ich gratuliere dir zu deiner Entscheidung«, erwiderte der Teufel mit sanfter Stimme.
Silva war noch nicht zufrieden. »Aber was passiert danach? Was wird dann geschehen? Sag es mir!«
»Eine Hand wäscht die andere, sagt man bei euch Menschen. Von diesem Zeitpunkt an werde ich meine schützenden Hände über dich halten, und das ist ein großes Versprechen, mein Freund. Du wirst das Leben in deinem und in meinem Sinne genießen können und dich über jeden Tag freuen, den man dir schenkt.«
»Gut, ich habe es hiermit versprochen.« Silva holte tief Luft. »Wie geht es jetzt weiter.«
»Du wirst aufstehen, dich anziehen und durch das Fenster verschwinden. Du musst nur auf ein Dach klettern und bis zum anderen Ende laufen, um dort an eine Feuerleiter zu gelangen. Das ist alles, was ich dir sagen kann.«
Silva konnte es nicht richtig glauben. »Aber man erwartet mich, verflucht noch mal. Das hast du mir selbst gesagt.«
»Das stimmt auch. Nur solltest du mir Vertrauen entgegenbringen. Man kann dich ja erwarten. Du brauchst nur auf meine Stimme zu hören, die dir das Richtige sagen
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