1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
Möglichkeiten, eine entsprechende Deckung zu finden. Der Teufel besaß bessere Augen als er. Warum also sollte er ihn anlügen?
Noch ließ er das Fenster geschlossen. Silva wollte das Rollo auch nicht in die Höhe schnellen lassen, das wäre für einen Beobachter zu auffällig gewesen.
Langsam schob er es höher. Auch jetzt, da sein Blickfeld besser geworden war, sah er nichts, was ihm verdächtig vorgekommen wäre. Er hätte beruhigt sein können, was er jedoch nicht war. Im Zimmer bleiben wollte er auch nicht. Er wollte schon dem Ratschlag folgen, aber zunächst musste er sich ankleiden.
Dario Silva hoffte, dass ihm diese Zeit noch blieb. So etwas schaffte jemand wie er schnell. Und er nahm nie viel mit auf seinen Reisen. Die wenigen Sachen verstaute er in einem Rucksack, der ihn bei einem Fortkommen nicht störte.
Es dauerte kaum eine Minute, und er war startbereit. Trotzdem ließ er das Fenster noch geschlossen. Zunächst huschte er zur Tür, um zu lauschen. Sein Besucher hatte etwas von Polizisten berichtet, die sich im Flur aufhielten. Es konnte sein, dass er etwas hörte, wenn sie sich mit halblauten Stimmen unterhielten.
Auch da hatte er Pech.
Es blieb still. Nur fühlte er sich nicht sicher. Silva dachte nicht daran, die Tür zu öffnen. Er ließ sogar den Stuhl unter der Klinke als Sicherheit stehen.
Es war okay.
Er konnte verschwinden.
Einer Bude wie dieser trauerte niemand nach. Er ging zum Fenster, vor dem das Rollo noch immer bis weit über die Hälfte zugezogen war. Um aussteigen zu können, musste er es ganz in die Höhe drücken, was er auch tat. Mit sehr ruhigen Bewegungen. Nichts ließ auf irgendwelche Nervosität schließen, er war cool bis in die letzten Hirnspitzen. Bevor er das Fenster öffnete, warf er noch einen Blick über das Dach und sah in ein Zwielicht hinein, das ihm nicht gefiel.
Die Verstecke waren irgendwie noch besser geworden bei diesen Verhältnissen.
Seine linke Hand umfasste den Griff. Die andere wollte er immer frei haben, umso schnell wie möglich an seine Waffe zu gelangen, denn sie und seine Schläue zählten zu den besten Lebensversicherungen.
Der alte Griff war in sich locker. Er musste ihn drehen und hochhebeln, um das Fenster öffnen zu können. Über die Luft draußen hatte er sich keine Gedanken gemacht. Jetzt, als er von ihr getroffen wurde, merkte er, dass es kühler geworden war. Der Winter kehrte noch mal zurück und trieb den Frühling weg, der sich in den letzten Tagen schon klammheimlich über das Land gelegt hatte.
Es war alles okay. Auch über das Quietschen des alten Rahmens schaute er hinweg. Es zählte nur, dass er so schnell wie möglich aus dieser verfluchten Bude kam.
Dieses alte Hotel war ziemlich hoch. Sechs Stockwerke hatte man gebaut, und sein Zimmer lag leider im letzten. Aber er konnte trotzdem springen, denn nicht tief unter ihm lag das flache Dach eines Hinterhauses. An dessen anderem Rand würde er eine Feuerleiter finden und sie als Fluchtweg benutzen.
Der letzte Blick.
Das Dach war nicht leer. Es gab Aufbauten, Kamine. Sogar noch eine alte Wäscheleine. Die Umgebung war eigentlich typisch, aber nicht ideal für eine Flucht.
Er wagte es trotzdem. Das Anheben des Beins, das Ducken des Körpers, das kurze Verharren auf der Fensterbank, dann sprang er nach unten auf das Dach des Hinterhauses…
***
Der erst tote Priester hatte in seinem Beichtstuhl zusammengekrümmt gelegen. Er war von einer alten Frau gefunden worden, der zuvor noch die Blutlache aufgefallen war, die sich, vom Beichtstuhl kommend, auf dem Steinboden der Kirche ausgebreitet hatte.
Er hatte mehrere Messerstiche abbekommen und nicht die geringste Chance gehabt, zu überleben.
Priester Nummer zwei hatte mit dem Kopf nach unten und dem Gesicht im Wasser auf einem großen runden Weihwasserbecken gelegen, den Rücken ebenfalls von Messerstichen zerfetzt.
Zwei grauenhafte Morde an den Dienern Gottes, von denen Suko und ich nur aus der Zeitung erfahren hatten. Allerdings hatte mich beim Lesen des Berichts schon ein seltsames Gefühl umfangen, das allerdings später verschwunden war.
Bis zum Anruf meines Freundes Father Ignatius. Es wunderte mich nicht, dass der Chef der Weißen Macht von den beiden Untaten erfahren hatte, denn der Geheimdienst des Vatikans besaß einen langen Arm.
Ignatius hatte mich gebeten, mich um den Fall zu kümmern und den Mörder zu stellen.
Ich hatte zugestimmt, obwohl er mir auf meine Nachfragen keine für mich plausiblen Antworten
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