1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
Auftraggeber, den er nicht kannte. In seinem Leben war alles möglich.
»Nein, Mann, nicht. Ich habe überlegt und…«
»Du hast aber oft an mich gedacht!«
»Ich?«
»Ja, du!«
Dario Silva wollte lachen. Das schaffte er jedoch nicht. Die Reaktion blieb ihm im Hals stecken. Er saß auch weiterhin im Bett und erlebte einen Schwindel, wobei er sich vorkam, als würde sich alles in seiner Umgebung drehen.
»Ich habe an niemanden gedacht.«
»Doch, Dario, an mich schon. An mich hast du gedacht. Du hast meinen Namen oft erwähnt. Viele Menschen erwähnen ihn und sprechen ihn aus. Bei dir ist das etwas Besonderes, denn du stehst dahinter und sagst ihn nicht einfach so dahin.«
»Kann sein…«
»Denk nach!«
Silva wollte protestieren. Er hatte keine Lust, hier den Rater zu spielen, doch der andere ließ ihm keine andere Möglichkeit. Er wartete auf eine Antwort.
Freunde besaß Silva nicht. Höchstens Bekannte. Die aber wussten nichts über seinen Job. Für solche Leute war er nichts anderes als ein Vertreter, der irgendwelche Sachen an die Kunden brachte. Das erklärte auch seine häufigen Reisen. Außerdem hatte er sich in den letzten beiden Jahren rar gemacht.
Er steckte in einer Zwickmühle. Er wusste nicht, wie er sich gedanklich drehen und wenden sollte. Da kam einiges zusammen, das ihm überhaupt nicht gefiel. Er fühlte sich an der Nase herumgeführt. Man spielte mit ihm und trotzdem…
Es traf ihn wie ein elektrischer Schlag. Plötzlich war der Gedanke da, der die Lösung brachte. Zumindest glaubte er, dass es die Lösung war. Es gab nur eine Person, deren Namen er öfter vor sich hingesprochen hatte.
Das war auch kein Mensch. Das war keine Person, die nur einen Namen besaß, sondern mehrere. Wobei alle Namen die gleiche Bedeutung hatten.
»Du… du … bist … der …«, er wagte kaum, den letzten Namen auszusprechen. »Der Teufel!«
Im Dunkeln lachte der Besucher und gab sofort danach seine Antwort. »Ja, du hast Recht. Ich bin der Teufel, mein Freund…«
***
Dario Silva presste die Lippen zusammen. In seinen Ohren rauschte noch die Antwort nach. Plötzlich wurde der Schweiß auf seiner Stirn noch kälter. Er merkte das Zucken in seinem Nacken und glaubte, Stimmen im Kopf zu hören.
Der Teufel!
Ja, der Eindringling hatte Recht. Diesen Begriff hatte er öfter in den Mund genommen. Er hatte auch öfter an ihn gedacht. Wenn es eine Person gab, die ihn faszinierte, dann war es der Teufel.
Und jetzt war er bei ihm!
Er konnte es kaum glauben. In seinem Innern tobte plötzlich ein Sturm aus Gefühlen. Irgendwann würde sein Kopf platzen, wenn das so weiterging. Er hatte stets auf den Teufel gehofft. Er mochte ihn auch. Diese Gestalt war einfach super. Er hatte immer auf ihn vertraut, ohne allerdings davon auszugehen, dass es ihn in einer bestimmten Gestalt gab. Silva glaubte auch nicht daran, dass er so aussah wie man ihn immer malte. Für ihn war er das Böse, und das tat ihm gut, weil er sich selbst dazu zählte. In ihm steckte so etwas wie eine schwarze Seele, die der anderen Seite sehr zugetan war.
Und nun hatte ihn der Teufel besucht. Er versteckte sich vor ihm in der Dunkelheit. Bestimmt war er selbst finster. Nicht nur seine Taten, sondern er selbst.
Und noch ein Phänomen trat auf. Silva merkte, dass seine Furcht nachließ und sich dafür in ein anderes Gefühl verwandelte. Es war das der positiven Überraschung. Er war erfreut darüber, dass er einen so »hohen« Besuch erhalten hatte. Das bewies ihm, dass er in seinem Leben alles richtig gemacht hatte.
»Warum höre ich nichts von dir?«
Diesmal hatte der Teufel mit weicher Stimme gesprochen.
Die Frage war berechtigt. Aber der Killer konnte einfach nicht sprechen. Noch war seine Kehle wie zugeschnürt.
»Damit hast du nicht gerechnet – oder? Du hast nicht wirklich daran gedacht, dass es mich gibt…«
»Doch, doch, das habe ich schon. So kannst du nicht reden.« Silva wollte nicht, dass er falsch verstanden wurde. So etwas konnte der Teufel nicht vertragen. Er wollte nicht, dass die Meinung des anderen kippte und er sich den Satan zum Feind machte.
»Ich glaube dir, Dario.«
Silva schloss die Augen. Er war erleichtert. Diese Worte hatten ihm gefehlt. Die große Ansprannung war vorbei und damit die Furcht, sein Leben zu verlieren.
Er wischte mit den Innenflächen der Hände über die Bettdecke hinweg. Er wollte sie trocken bekommen. Nichts sollte mehr zurückbleiben. In seinem Kopf ließ auch das Rauschen nach. Er zog die
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