Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

Titel: 131 - Unternehmen 'Crow's Nest' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Baumkronen löste sich eine einsame Gestalt. Ein Mann. Er war in einen dunklen Umhang gehüllt und hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen. Mr. Hacker hörte eine heiser flüsternde Stimme, die sich mit Sabreena unterhielt.
    »Hast du das Zeug?«
    »Klar, Mann.«
    Ein kleiner Beutel wechselte den Besitzer. Der Vermummte grunzte beglückt, griff hinein und hielt sich etwas unter die Nase. »Boah! Echt gut, das Zeug… Bist unsere zuverlässigste Lieferantin, Sabreena…«
    »Schon gut, Mann. Lass uns jetzt raus.«
    »Gemacht. Aber seid leise. Vielleicht schleicht hier irgendwo ein Kettenhund rum…«
    Der Mann führte sie an eine schmale Seitentür der Stadtmauer.
    Vor dem hölzernen Wachlokal, das sich an das hoch aufragende Gestein schmiegte, stand ein zweiter Vermummter.
    Jetzt erst wurde Mr. Hacker klar, dass sie es mit Gardisten zu tun hatten; Stadtwächtern, die der Fettsack im Rathaus bezahlte, damit sie verhinderten, dass Hinz und Kunz Waashton nach Belieben betraten und verließen.
    »Hör mal, ich hab die Wichtelhirne nicht auf diesen Leim wild gemacht«, sagte Sabreena fast entschuldigend, als die Tür hinter ihnen geschlossen war und sie sich den Wäldern im Osten der Stadt gegenüber sahen. Das große Wasser, an dessen anderem Ende Mr. Black weilte, konnte nicht fern sein. Bei dem Gedanken an die Reise, die er und Honeybutt planten, dachte Hacker an das Transportmittel, das sie nach Europa bringen sollte: ein fünf bis sechs Meter langes und drei Meter hohes »organisches Tauchboot« – eine quallenartige Hydriten-Züchtung, in die man durch eine Art Mund einsteigen konnte.
    Innen waren diese Dinger hohl. Die Quallen transportierten Passagiere und Fracht, indem sie durch einen Schlund Wasser einsaugten, das sie durch einen anderen wieder ausstießen. So hatte Honeybutt ihm berichtet.
    »Die haben sich das Zeug schon vor meiner Zeit durch die Nase gezogen«, sagte Sabreena.
    »Was?« Mr. Hacker zuckte zusammen. Seine Gedanken waren ganz woanders gewesen.
    »Ich sag das nur, weil du eben die Nase gerümpft hast.«
    »Ist ja schon gut, Sabreena.«
    Bisher hatte Mr. Hacker in den Vasallen des Bürgermeisters immer starke Menschen gesehen; Typen, die Macht hatten und sie brutal ausübten. Doch die armen Kerle, denen sie gerade begegnet waren, taten ihm fast Leid… Wie lange konnte das morsche System wohl noch funktionieren, wenn es auf solche Helfershelfer angewiesen war?
    Die Wildnis vor der Stadt war ein echter Dschungel und angesichts des Wetters eine echte Herausforderung. Dank der Wegbeschreibung des rachsüchtigen Bob hatte Dr. Ryan im Verein mit einem seiner Patienten, einem Trapper, der oft im
    »Hello, Goodbye« verkehrte, eine Karte angefertigt, die sich als recht akkurat erwies.
    Sie erreichten ihr Ziel eine halbe Stunde später: einen steil ansteigenden, oben abgeflachten Hügel, zu dem ein unbefestigter Weg hinauf führte. Hacker sichtete die breiten Kufenspuren eines Schneemobils, die der leise rieselnde Schnee fast verdeckt hatte. Sein Herz pochte von nun an heftiger. Dass ihnen eine Schlacht gegen ausgebildete Kämpfer bevorstand, trug nicht dazu bei, seine Zuversicht zu stärken.
    Irgendwie hatte er nun das Gefühl, dass dieses Unternehmen
    »Crow’s Nest«, wie sie es genannt hatten, Irrsinn war. Seine jungen Gefährten waren zwar mit allen Wassern gewaschen, aber wie würden sie reagieren, wenn sie es mit der Staatsmacht zu tun bekamen? Gewitztheit und eine große Klappe waren leider kein Ersatz für Kampferfahrung. Am meisten ärgerte ihn, dass Trashcan und seine Freunde sich geweigert hatten, die Tarnanzüge aus Sabreenas Lager anzulegen: »Sind wir nicht dran gewöhnt«, hatten sie gesagt. Und: »Die behindern einen doch nur.«
    Sie erreichten eine dichte, zwei Meter hohe Dornenhecke, durch die sie sich eine Gasse schneiden mussten. Peewee und Ozzie übernahmen diese Aufgabe.
    Dahinter breitete sich eine Art Park aus, den der knöchelhoch liegende Schnee jedoch verdeckte. Irgendwo vor ihnen war ein fahlgelbes Licht zu sehen. Mr. Hacker verharrte hinter einem frisch gefällten Baum und legte schnaufend den Rucksack mit dem beheizbaren WCA-Tarnanzug ab. Sabreena und Honeybutt zogen die ihren schon über. Loola und Peewee schauten ihnen dabei zu. Trashcan Kid und Ozzie waren Jungs, deswegen konnten sie es sich nicht verkneifen, erst mal mit den Drillern aus Sabreenas Hehlerbeständen herumzukaspern, bevor sie sie an ihre Gürtel hängten.
    Mr. Hacker seufzte. Hoffentlich glichen die

Weitere Kostenlose Bücher