131 - Unternehmen 'Crow's Nest'
Peewee fuhren herum. Der von dem Ast getroffene Posten war wieder zu sich gekommen. Er hob den Oberkörper, richtete seinen Driller auf sie und drückte ab.
Vermutlich hatte der Schlag auf den Kopf aber seine Sehkraft beeinflusst, denn sein Schuss traf weder Peewee noch Trashcan noch Ozzie, sondern den Fähnrich, und zwar von hinten in den Kopf. Als der Schütze erkannte, was er angerichtet hatte, riss er entsetzt die Augen auf. Im gleichen Moment brach über ihm der zweite Ast ab und schlug ihn abermals besinnungslos.
Trashcan konnte sein Glück kaum fassen, und das Gleiche galt für Ozzie, der sich hustend an den Hals griff und ihnen mit schlotternden Knochen entgegen wankte. Gemeinsam hielten sie nach Loola Ausschau. Ihr Aufschrei hatte sie alle vor dem Tod bewahrt. Als sie sie zwischen den Bäumen erblickten, warf Sabreena aus unerfindlichen Gründen wieder eine Blendgranate.
Sie landete zwischen ihnen – genau vor den Füßen eines WCA-Mannes, der gerade den Kopf aus einem Erdloch hob, in das er wohl kurz zuvor gefallen war. Die Helligkeit ließ ihn vor Schreck den Abzug seiner Waffe durchziehen. Die Salve, die er auslöste, prasselte gegen einen drei Schritte vor ihm aus dem Erdreich ragenden Felsen.
Querschläger jaulten durch die Nacht. Nicht alle flogen Trashcan, Ozzie und Peewee um die Ohren, die sich sofort zu Boden warfen. Mindestens ein Geschoss kehrte an seinen Ausgangspunkt zurück und bohrte sich die Stirn des Schützen.
»Flossen weg!«, kreischte Loola irgendwo aus dem Hintergrund. Und dann: »Na gut, dann eben nicht.« Es folgte ein Stöhnen aus einer Männerkehle, das derart zermürbend wirkte, dass Trashcan und Ozzie sich schaudernd in den Schritt griffen.
Gleich darauf hörten sie ein Geräusch von Metall, das einen Knochen traf. Das Stöhnen verstummte. Loola tauchte zwischen den Bäumen auf und lief ihnen entgegen, einen Driller in der Hand.
»Wo ist Sabreena?«, fragte Trashcan Kid.
»Und wo sind Hacker und Honeybutt?« Peewee hielt schon nach ihnen Ausschau. Sie erspähte Sabreena hinter dem demolierten Panzer, wo sie sich mit einem oder zwei Posten ein Feuergefecht lieferte. In der Tür des Bunkers tauchte nun Honeybutt auf. Sie schob die Nase vorsichtig ins Freie und gab jemanden einen Wink, der sich hinter ihr befand.
Trashcan, Peewee, Ozzie und Loola jubelten. Na endlich!
Mr. Hacker stützte einen Burschen mit knatschgelben Haaren.
Das heißt, eigentlich schleifte er ihn mit, denn der Typ gebärdete sich irgendwie renitent und schien sein Gefängnis nicht verlassen zu wollen.
»Gebt ihnen Feuerschutz!«, rief Sabreena. »Sie müssen da raus!«
Ozzie legte schon los. Er hatte dem von den Ästen ausgeschalteten WCA-Mann das Schießeisen abgenommen und feuerte beidhändig, was Trashcan echt cool fand. Zwar traf Ozzie nichts, aber er versetzte die letzten Verteidiger von Crows Nest gehörig in Angst.
Ein lautes Knirschen und Knacken im Unterholz ließ vermuten, dass die beiden letzten Posten das Weite suchten.
Trashcan eilte Hacker und Honeybutt entgegen.
»Die Luft ist rein!«
»Mein Vater zahlt kein Lösegeld«, schwafelte das stupsnasige Blondschöpfchen mit wirrem Blick. »Agenten sterben immer einsam…«
»Emmiem ist total daneben.« Honeybutt nahm ihren Helm ab. »Die haben ihn durch die Mangel gedreht…«
Mr. Hacker ließ den jungen Mann los. Trashcan packte ihn, damit er nicht umfiel. Er redete beruhigend auf ihn ein und führte ihn – Honeybutt an der anderen Seite – zu seinen Freunden.
Dort angekommen, merkte er, dass Hacker nicht mitgekommen war. Sabreena richtete ein Nachtsichtgerät auf den Bunkereingang. Dann kicherte sie und gab Trashcan das Ding.
Trashcan hob es an die Augen. Mr. Hacker warf irgendwas in den Raum hinter der Tür. Kurz darauf breitete sich dichter blauer Nebel im Inneren des Bunkers aus. Hacker lief ins Freie und warf das Tor hinter sich zu. Trashcan glaubte ihn lachen zu hören. Er wartete auf eine Explosion, die General Crows Bunker in Fetzen riss, aber es kam keine.
»Was hast du da reingeworfen?«, fragte er neugierig, als Mr. Hacker seinen Helm abnahm.
Hacker grinste Sabreena an. Sabreena lachte hinter vorgehaltener Hand. »Eigentlich wär’s nicht mehr nötig gewesen«, sagte Hacker, »und um die arme Dr. Cross tut’s mir auch irgendwie Leid… Aber wenn ich mir vorstelle, dass Crow und sein Stab, wenn sie den Kampfstoff einatmen, drei Tage auf dem Topf sitzen, beschleicht mich ein Gefühl klammheimlicher
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