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131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

Titel: 131 - Unternehmen 'Crow's Nest' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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illegalen Einwanderer zu einem Abhang, vor dem eine dichte Hecke wuchs. Hinter der Hecke befand sich eine Höhle. Sie mündete nach einigen Metern in eine Nische. Der Nischenboden war mit einem großen Haufen Laub bedeckt, der so aussah, als hätte der Wind ihn herein geweht. Doch das stimmte nicht: Es diente lediglich zur Tarnung des Tunneleinstiegs.
    Ol’ Freddie wischte das Laub zur Seite und enthüllte eine Falltür. »Bitte, nach euch.«
    Hacker und Honeybutt tauschten einen Blick. Jetzt war die Situation da, auf sie seit ihrer Abreise aus Amarillo gewartet hatten. Nun drangen sie in ein Reich vor, dessen Herrscher ihnen nach dem Leben trachteten. In Waashton waren sie völlig auf sich allein gestellt, denn die WCA-Truppen hatten ihre Freunde bis auf einen einzigen Mann – genauer gesagt einen Jungen – getötet.
    Die Running Men waren ein Relikt der Vergangenheit. Nur Emmiem hatte das Massaker überlebt. Vermutlich. Seit seiner Verwundung und Gefangennahme schmachtete er tief unter der Erde in einem Verlies des Weltrates. Nur Orguudoo wusste, ob er überhaupt noch unter den Lebenden weilte.
    Honeybutt hatte ihre Zweifel vor einigen Tagen deutlich formuliert. »Du hast selbst gesagt, er war schwer verwundet.«
    »Na und?«
    »Schwer Verwundete haben in der Regel nur geringe Überlebenschancen, noch dazu, wenn die Leute, denen sie in die Hände fallen, sie nicht gerade lieben.«
    »Ja, aber Emmiem ist ‘n harter Bursche.«
    »Das ist Mr. C auch. Der lässt ihn doch am ausgestreckten Arm verrecken.«
    »Emmiem kommt schon durch. Hat alles bei mir gelernt.«
    Natürlich hatte auch Hacker einige Zweifel. Aber was waren die schon gegen das tief verwurzelte Gefühl der Solidarität, das ihn beherrschte?
    Emmiem und er waren in der Zeit von Mr. Blacks Abwesenheit durch dick und dünn gegangen. Sie hatten sich in dem Jahr ihres Zusammenseins mehr als einmal gegenseitig das Leben gerettet. Für Collyn Hacker war es Ehrensache, solange nach seinem Genossen zu forschen, bis er ihn gefunden und gerettet hatte. Oder bis feststand, dass er tot war.
    Aber daran wollte er jetzt nicht denken.
    Sie stiegen in den Schacht hinab.
    Ol’ Freddie zündete einen Laternendocht an und versiegelte die Falltür. Im Gegensatz zu anderen Schleichwegen, die in die streng bewachte Stadt führten, war dieser Tunnel geradezu ein Spazierweg, denn Ol’ Freddie war bei seinen Grabarbeiten irgendwann auf ein mannshohes Metallrohr gestoßen, von dessen Existenz niemand etwas wusste und das zufällig genau in die Richtung führte, in die auch sein Tunnel führen sollte.
    Deswegen stieß man sich nirgendwo den Kopf an und machte sich nicht schmutzig.
    Da ihr Führer den Weg zudem ausleuchtete, hatte Mr. Hacker genügend Muße, den Rücken seiner Begleiterin zu betrachten, der nach seiner Meinung zu den schönsten unter der Sonne gehörte – sofern man auf Frauenrücken stand.
    Bei Hacker war das eigentlich nicht der Fall: Zwar hatte er in seiner Jugend Erfahrungen mit der Weiblichkeit gemacht, doch irgendwann war ihm bewusst geworden, dass auch Jungs einen schönen Rücken haben konnten.
    Auch Mr. Black, dem es aber wohl nie so richtig aufgefallen war, dass Collyn Hacker ihn verehrte.
    Was aber nicht bedeuten muss, dachte Hacker, dass er auf Frauen steht. Eigentlich hatte Mr. Black seine sexuellen Präferenzen niemandem je kundgetan. Aber wer Augen im Kopf hatte, musste erkennen, dass ihn weder Frauen noch Männer interessierten.
    Der Gedanke ließ Hacker leise seufzen.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte Ol’ Freddie, der den Laut offenbar anders deutete. »In ein paar Minuten sind wir in meiner Festung.«
    Die Festung, durch deren Fenster Hacker und Honeybutt vier Minuten später schauten, ragte zwischen den Ruinen am Rand des alten Stadtteils Chinatown auf und war vollständig mit Schlingpflanzen bewachsen. Natürlich handelte es sich nicht um eine echte Festung, aber das Gebäude war immerhin aus solidem Stein erbaut und verfügte über zwei Stockwerke.
    Ringsum ragten Häuser der gleichen Art auf. Hier und da bewegten sich Gestalten durch den Dschungel. Gegenüber, auf einem unbebauten Grundstück zwischen der Werkstatt eines Zimmermanns und einem Flachdachrestaurant, das mit würzigem Ratzen-Schaschlik warb, stand ein Nixon-Panzer, aus dessen Turmluk ein behelmter Mann in einem WCA-Tarnanzug lugte. Das Geschützrohr war genau auf die Front von Ol’ Freddies Festung gerichtet.
    Mr. Hacker verspürte einen heftigen Adrenalinstoß und ließ

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