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1310 - Unternehmen Götterschrein

Titel: 1310 - Unternehmen Götterschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wie Felsbrocken, aber auch von Mauern und verklemmten Schotten dienen konnte.
    Das zweite Magazin enthielt ultrastarke Hochenergie, die je nach Einstellung der Wandelfeldmündung die Wirkung eines Paralysators, eines Desintegrators oder eines Quintadimfeld-Pulsators erzielen konnte. Ich hoffte, wir mußten dieses Magazin niemals benutzen, wußte aber zugleich, daß diese Hoffnung eine Illusion war. Das Unternehmen Götterschrein würde uns mit großer Wahrscheinlichkeit alles abverlangen, vor allem aber unsere kämpferischen Qualitäten.
    Ich tauschte einen Switcher gegen meinen Kombistrahler aus. Als ich wieder aufblickte, ruhte Tiffs Blick auf mir. Da sein Blick für mich ein Spiegel seiner Seele war, in dem ich wie in einem INFO lesen konnte, wußte ich, welche Gefühle ihn bewegten.
    Er haderte wieder einmal mit sich selbst, weil er es in seiner damaligen Funktion als Erster Terraner gegen den Willen von Umweltschützern und Patrioten durchgesetzt hatte, daß die Tschomolungma sich auf dem Gipfel des Mount Everest einnisten konnte.
    Das lag zwar unterdessen sechzehneinhalb Jahre zurück, aber mein Tiff glaubte anscheinend, sich bis ans Ende seines Lebens deswegen Selbstvorwürfe machen zu müssen.
    Als ich bis ans Ende seines Lebens dachte, krampfte sich in mir etwas zusammen, denn ich wurde wieder einmal daran erinnert, daß Tiff durch seinen Zellaktivator niemals altern würde, während ich unerbittlich den entsprechenden biologischen Gesetzmäßigkeiten ausgeliefert war.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich mit den Fingern mein Gesicht betastete, um zu fühlen, wie sehr ich in den vergangenen sechzehneinhalb Jahren, die ich Tiff kannte, bereits gealtert war.
    Im nächsten Moment rief ich mich zur Ordnung.
    Ich hatte nicht an solche Dinge zu denken - nicht während eines so risikoreichen Unternehmens wie Götterschrein. Nur volle Konzentration auf die realen Gegebenheiten und ihre Bewältigung konnten zum Erfolg führen.
    Ein Blick auf die Zeitanzeige meines Kombi-Armbands bewies mir, daß ich ohne Not kostbare Sekunden vertrödelt hatte.
    „Wir müssen hinaus", wandte ich mich an Tiff. „Nach dem Timing sollten Elsande und Sid inzwischen den südlichen Fuß des Makalu erreicht haben. Sie kennen die genaue Lage der Höhle nicht, brauchen also unsere Hilfe, um hierher zu finden."
    „Das ist korrekt", gab Tiff zu und schob sich ebenfalls einen Switcher ins Gürtelhalfter. Die Konturen seines Gesichts wirkten schärfer als sonst - wie immer, wenn es in einen gefährlichen Einsatz ging. Es war fast ein Wunder, wie dieser Mann sich je nach der Aufgabe, die er zu bewältigen hatte, verwandeln konnte.
    Das resultierte jedoch keinesfalls aus seiner Upanishad-Ausbildung. Er hatte diese Eigenschaft schon vorher besessen. Vor sechzehneinhalb beziehungsweise vor siebzehn Jahren hatte ich das aber nicht wahrhaben wollen. Ich war damals durch das Kodexgas wie verhext gewesen.
    Wir gingen auf die Innenwand des Depots zu. Die vier TIPIS ließen wir vorläufig zurück. Sie wurden noch nicht gebraucht.
    Homers Spezialisten hatten hervorragende Arbeit geleistet. Das Depot war eine rund zwanzig Meter durchmessende Kapsel aus ortungssicherem Material, die in einer natürlich entstandenen Höhle lag und mit aufgedampftem Fels auch vor optischer Entdeckung geschützt war.
    Als wir es durch ein getarntes Schott verlassen hatten, mußten wir unsere Helmscheinwerfer einschalten, um etwas sehen zu können, denn zwischen uns und der Südflanke des Makalu lag ein etwa vierzig Meter langer, vielfach gewundener Höhlengang.
    Dicht vor der Öffnung schalteten wir die Scheinwerfer wieder aus. Wir wollten unsere Anwesenheit nicht unnötig verraten. Niemand brauchte zu wissen, daß es diese Höhle überhaupt gab. Sie war nämlich nicht leicht zu finden, da der Eingang nur ein schmaler Riß war, der halb vom Geröll eines alten Seitenmoränenwalls und halb von dichtem Dornengebüsch bedeckt war.
    Draußen war die Nacht angebrochen, als wir uns ins Freie und durch das Dornengestrüpp zwängten. Ein eiskalter Wind sprang uns an, so daß wir schleunigst die SERUNS bis zum Hals hinauf schlössen. Der Himmel war klar. Unzählige Sterne funkelten hier, mehr als dreihundert Meter über der nächsten einsehbaren Talsohle, auf der ein kleiner türkisfarbener Gletschersee das Sternenlicht reflektierte.
    Außerhalb des Gestrüpps setzten Tiff und ich uns aufs Geröll, nahmen unsere Nachtgläser mit der elektronischen Optik und suchten das Arun-Tal ab, durch

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