1310 - Unternehmen Götterschrein
heraus. Es schien, als wäre meine Zunge gelähmt.
Im nächsten Augenblick hörte ich viermal kurz hintereinander ein scharfes Plopp.
Wie fortgezaubert verschwanden die beiden Shana, die mich in ihrer Mitte gehalten hatten.
Ich wankte und versuchte, etwas zu erkennen. Aber es war, als wallten plötzlich geheimnisvolle schwarze Schatten durch den Kellerraum und nahmen mir die Sicht.
Furcht erfüllte mich.
„Laßt mich gehen!" rief ich. „Ich bin kein Shan! Von mir wird niemand ein Sterbenswörtchen über diesen Geheimkeller erfahren. Ich will auch gar nicht wissen, was sich hier verbirgt."
„Du wirst es auch niemals wissen, Sid Avarit", dröhnte eine Stimme auf, die ich als die Stimme von Kichidgu Rorvic zu erkennen glaubte. „Vergiß alles, was du in diesem Hause erlebt hast! Aber vergiß deinen Auftrag nicht!"
Eine blendende Energieflut flammte plötzlich im Hintergrund des weiten Kellerraums auf. In ihrem Schein glaubte ich die vier Shana zu sehen. Sie wurden offenkundig durch einen Torbogentransmitter abgeschoben. Aus eigener Kraft bewegten sie sich jedenfalls nicht. Wahrscheinlich waren sie vorhin mit Lähmpfeilen ausgeschaltet worden.
Ich ahnte, daß der Spitzel vor seinen Auftraggebern den gleichen Weg gegangen war - zu einem Ziel, von dem ich niemals etwas erfahren würde.
Im nächsten Augenblick, wie es schien, stand ich vor dem alten Schuppen, in dem ich den Allrad-Geländewagen wußte, mit dem ich zum Makalu fahren wollte.
Merkwürdig war nur, daß ich mich nicht daran zu erinnern vermochte, ob ich noch an der Seite Muchilla Loolandres zu Abend gespeist hatte.
Ich wußte auch nicht, wie ich hierher gekommen war.
Aber als ich sah, daß sich der Himmel verfärbte und die Sterne verblaßten, wurde mir klar, daß ich starten mußte, wenn ich mein Timing nicht gefährden wollte.
Wahrscheinlich hatte der Aufruhr der Gefühle, in die der unmittelbar bevorstehende Auftrag mich versetzt hatte, zu einem Blackout geführt. Das sollte schon vielen Leuten so ergangen sein und war ganz natürlich.
Ich verzichtete darauf, länger darüber nachzudenken, sondern öffnete die Tür des Schuppens, kletterte in den Geländewagen, startete den starken Elektromotor und fuhr los.
Erst nach einer Weile bemerkte ich, daß ich statt meiner Trekking-Stiefel immer noch die dünnsohligen Lackhalbschuhe trug, die ich fürs Dinner angezogen hatte. Ich trug auch noch den metallicblauen Abendanzug.
Verflixter Blackout!
Wenn ich am Ziel auch nur ein paar hundert Meter zu Fuß gehen mußte, würde das eine Tortur werden.
Außerdem würde ich in dem dünnen Anzug frieren.
Aber zum Umkehren war es zu spät, ganz abgesehen davon, daß ich das schon deswegen nicht durfte, weil ich dann Fragen ausgesetzt gewesen wäre, die ich nicht beantworten konnte.
Außerdem wußte ich in einem Winkel meines Bewußtseins, daß ich auf halbem Weg wieder umkehren würde.
Nichts konnte mich dazu bewegen, jemals in meinem Leben wieder einen Fuß in den Weißen Schrein zu setzen.
Das ahnte ich, wenn ich auch nicht ahnte, warum...
7. BERICHT NIA SELEGRIS
Wir hatten Bestandsaufnahme gemacht und all das im Depot vorgefunden, was Homer Gershwin Adams uns versprochen hatte.
Das wichtigste waren natürlich die fünf Paratron-Sicherheitsbehälter mit ihren je tausend Paratautropfen.
Wichtig waren aber auch die vier schwarzen Roboter-Ungetüme vom Typ TIPI. Ihre Außenhüllen waren durch eine Spezialbeschichtung fast total reflexionsfrei gemacht worden, so daß man sie vor einem dunklen Hintergrund schon kaum noch sah.
Die fünf Portable-Striktors dagegen würden wir vermutlich nicht benötigen, es sei denn, wir bekamen es mit psionischen Kräften zu tun. Dann allerdings würden diese Geräte uns gute Dienste leisten. Wir waren mit ihnen vertraut.
Die Switch-Nadler dagegen brauchten wir bestimmt. Es handelte sich um Neuentwicklungen, aber wir hatten ihre sichere und schnelle Handhabung bereits an Prototypen geübt.
Sie ähnelten äußerlich normalen Impulsstrahlern, aber sie waren nicht ausschließlich zum Kämpfen gedacht, sondern Mehrzweckgeräte, die auch absolut friedlichen Zwecken dienen konnten.
Sie besaßen zwei unterschiedliche Energiemagazine, zwischen denen der Benutzer mit einer blitzschnellen Servoschaltung wählen konnte. Das eine Magazin lieferte Arbeitsenergie, die je nach Einstellung der Wandelfeldmündung des Switchers zum Schweißen und Schneiden hochwertigen Metallplastiks oder zum Zertrümmern von Hindernissen
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