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1310 - Unternehmen Götterschrein

Titel: 1310 - Unternehmen Götterschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hast du ihn versteckt?" fragte mich ein Shan.
    Ich begriff die Frage nicht sofort, denn inzwischen standen wir in dem Vorraum, und mindestens ein Shana mußte auf dem Spitzel herumtreten.
    „Im Schrank ist er nicht", sagte ein anderer Shan.
    „Im Bad auch nicht", ergänzte ein zweiter.
    Erst da wurde mir klar, daß der Spitzel nicht mehr da war. Das verwirrte mich aber nur noch stärker, denn ich wußte genau, daß mein Dagorgriff, der ihn für zehn Stunden in einen Zustand totaler Lähmung hatte versetzen sollen, exakt angebracht worden war.
    Er konnte also nicht aufgestanden und weggegangen sein.
    Falls aber jemand vom Personal ins Zimmer gekommen war und ihn gefunden hatte, wäre längst der Hoteldetektiv mit seinen Helfern aktiv geworden - oder, wenn es im Weißen Schrein keinen gab, der Hoteldirektor. Dann wäre mein Zimmer allerdings auch nicht verlassen.
    Aber dann würde der Spitzel auch noch hier liegen! fiel mir ein. Das Personal hätte ihn sicher nicht angerührt, sondern bestenfalls eine Ambulanz und den Ordnungsdienst verständigt.
    Zwei Shana schleppten mich ins Zimmer, während die beiden anderen unter dem breiten Bett, hinter den Fenstervorhängen und auf dem Balkon suchten.
    „Wir haben unseren Agenten nicht gefunden", stellte ein Shan grimmig fest. „Wohin hast du ihn verschleppt, Sid Avarit?"
    „In den Keller", erklärte ich in totaler Verwirrung. Ich wußte kaum noch, was ich redete.
    „Ist er tot?" fragte ein anderer Shan.
    „Ja", sagte ich tonlos.
    Abermals wurde ich von zwei Shana in die Mitte genommen. Diesmal packten sie noch härter zu. Ich stöhnte vor Schmerzen.
    „Laßt das!" fuhr ein anderer Shan meine „Wohltäter" an. „Wir wollen jedes unnötige Aufsehen vermeiden!"
    Daraufhin wurden die Griffe eine Spur sanfter.
    Ich wurde zum Lift geschleppt, dann sanken wir hinab und kamen wenig später im Kellergeschoß an.
    Unterdessen grübelte ich verzweifelt darüber nach, was ich den Shana sagen sollte, sobald sie festgestellt hatten, daß ihr Spitzel hier ebenfalls nicht war. Danach würden sie mir nicht einmal die reine Wahrheit glauben.
    Die Zeit kam schneller, als ich gedacht hatte.
    „Hier ist er auch nicht", teilte mir ein Shan drohend mit.
    „Er ist darunter", lallte ich und hatte das Gefühl, etwas zu sagen, das mir jemand einredete. „Geheimtür."
    Ich deutete auf ein Regal mit Weinflaschen einer Marke, die garantiert nicht mit Methylalkohol verschnitten war. „Dahinter."
    Als zwei Shana innerhalb von Sekunden den versteckten Öffnungsmechanismus fanden und das Weinregal zurückglitt, fragte ich mich, ob ich noch zurechnungsfähig war.
    Wie hatte ich etwas aussagen können, das zwar zutraf, von dem ich aber nicht die geringste Ahnung gehabt hatte?
    „Tatsächlich eine Geheimtür", sagte ein Shan. „Und was für eine! Einen halben Meter dick, aus MV-Stahlplastik mit Maverickcape. Da steckt garantiert mehr dahinter als Schwarzmarktartikel."
    Das vermutete ich inzwischen auch. Ich vermutete sogar noch mehr. Aber vorerst konnte ich es noch nicht gedanklich formulieren, denn es existierte erst in Form einer undeutlichen Ahnung.
    Um so überraschter war ich, als die vier Shana allesamt mit mir durch die offene Geheimtür gingen. An ihrer Stelle hätte ich darauf bestanden, daß zwei Mann außerhalb der Geheimtür blieben, während die anderen die Räumlichkeiten dahinter besichtigten. Was hinter einer solchen Tür lag, war bestimmt heißer als alle Schmuggelware konventioneller Art. Dementsprechend mußte es gegen Unbefugte abgesichert sein. Auf die Tür allein würde man sich nicht verlassen.
    „Falls jemand Dummheiten versucht, wirst du ihn darauf hinweisen müssen, daß dein Leben in unserer Hand liegt", sagte ein Shan zu mir.
    Da begriff ich, daß sie sich sicher glaubten, weil sie mich für eine wertvolle Geisel hielten, die ihnen die „Rückfahrkarte" sicherte. Das war nicht verwunderlich, denn ich hatte ihnen die Geheimtür gezeigt, war also in ihren Augen ein Eingeweihter.
    Wahrscheinlich sogar ein erstrangiger Eingeweihter, denn ein anderer hätte nichts von der Geheimtür und dem Keller jenseits des Kellers wissen können.
    Dabei traf das alles auf mich nicht zu. Ich war kein Eingeweihter und eignete mich deshalb überhaupt nicht dazu, Druck auf die Hüter des Geheimnisses auszuüben.
    Aber wieso hatte ich dann Bescheid gewußt?
    Nein! wollte ich schreien. Ich bin keine Geisel! Niemand wird auf mein Leben Rücksicht nehmen! Kehrt um!
    Doch ich brachte kein Wort

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