1312 - Letzte Ausfahrt Hölle
wie bitte?«
»Steig ein!«
Avon lachte. »Ich denke gar nicht daran. Du hast vielleicht Nerven. Nein, ich steige nicht ein und…«
Rico Genari sagte nichts mehr. Er handelte. Bevor Saul Avon sich versah, war er bei ihm. Er legte beide Hände auf Sauls Schultern.
Saul konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen.
Er sah nicht direkt, was passierte. Den besseren Blickwinkel besaß Dean Kirby, und der konnte kaum glauben, was er mit eigenen Augen zu sehen bekam.
Die Hände veränderten sich. Sie blieben zwar noch auf den Schultern liegen, aber sie glühten plötzlich auf, als hätte man sie in einen heißen Ofen gesteckt.
Saul Avon riss den Mund auf. Danach brüllte er wie am Spieß steckend und brach zusammen. Er krümmte sich im Gras und schlug mit seinen Händen auf die Schultern, als wollte er den Schmerz dadurch ersticken.
Dean Kirby sah alles. Er wich zurück. Es war unglaublich. Hätte er sein Gesicht im Spiegel gesehen, er hätte es nicht wiedererkannt.
Was da passiert war, dafür gab es keine Erklärung. Keine normale.
Er wusste nicht, auf wen oder was er zuerst schauen sollte. Auf seinen Freund Saul, der noch immer wimmernd am Boden lag oder auf die glühenden Hände von Rico Genari.
Er hörte sich atmen. Er pumpte die Luft in seine Lungen. Manchmal schwindelte ihn, und er wünschte sich weit weg. Rico anzuschauen, traute er sich nicht mehr. Einzig und allein aus Angst, dass ihm das gleiche Schicksal widerfahren könnte.
Es gab noch jemand, der in der Nähe stand und alles beobachtet hatte. Sina, Ricos Freundin. Sie stand da, als wäre sie kein Mensch mehr. Nichts bewegte sich an ihr. Aber sie lebte, denn sie weinte leise vor sich hin und fuhr manchmal mit den Händen durch ihr Gesicht und besonders an den Augen entlang.
Rico Genari beherrschte die Lage. Wie ein Feldherr ging er mit gemessenen Schritten auf und ab. Er schien darüber nachzudenken, was er unternehmen sollte. Zunächst lächelte er noch, um so zu zeigen, dass er Herr der Lage war.
Vor Dean Kirby blieb er stehen. »Du hast gesehen, wozu ich in der Lage bin.« Zum Beweis streckte er ihm noch mal die Hände entgegen. Bei ihnen nahm die Glut allmählich ab. Allerdings lag noch immer ein roter unnatürlicher Schimmer über der Haut, der nur langsam verschwand.
»Heb ihn auf, Dean, und schaff ihn in den Wagen. Und zwar schnell. Verstanden?«
Er hatte verstanden, doch er bewegte sich nicht. Ihm war kalt und heiß zugleich. Er wollte etwas sagen, doch das schaffte er nicht.
Irgendetwas saß in seinem Hals. Er spürte nur, wie sich der Schweiß in seinen Achselhöhlen sammelte.
Rico Genari lächelte und drohte ihm. »Willst du auch brennen, mein Freund?«
Natürlich wollte er nicht. Er schüttelte den Kopf und stellte zugleich eine Frage. »Was ist das? Das mit deinen Händen? Sie… sie … können ja brennen oder …«
»Es ist die Glut«, flüsterte Genari. »Einzig und allein die Glut der Hölle. Der Teufel hat sie mir gegeben. Er schützte mich. Er hat mich aufgenommen, als ich über den Abgrund raste. Plötzlich sah ich das Feuer. Alles verbrannte darin. Das Blech des Autos, die Reifen, das Benzin explodierte, nur ich nicht. Ich habe überlebt. Ich bin da, und ich werde auch immer da sein. Mich hat das Feuer der Hölle gestärkt. Wie haben wir immer gesagt? Letzte Ausfahrt Hölle…«
»Ja, ja… aber das war nur ein Scherz. Daran kann ich nicht glauben. Daran hat keiner von uns geglaubt.«
»Bist du sicher?«
Dean war genau das Gegenteil davon – unsicher. Er schaute auf die Hände. Unter der Haut – oder war es darauf? – zeichnete sich noch immer der rötliche Schimmer ab. So ganz war die Hitze noch nicht verschwunden. Sie würde auch bleiben, und wenn sie verschwunden war, würde sie auch schnell wiederkehren.
Er wollte von diesen Pranken nicht berührt werden. Er wollte keine Hitze spüren und zusehen wie seine Haut zusammenschmolz. Nein, das brauchte er nicht, und so bückte er sich, um seinen Kumpel anzuheben. Saul Avon war schwerer als er angenommen hatte. Er tat auch nichts, um Dean behilflich zu sein.
Kirby warf einen Blick auf die beiden Schulterhälften. Dort hatten die Hände gelegen und ihre Zeichen hinterlassen. Der Stoff war durchgebrannt, und natürlich hatte es auch die Haut erwischt. Er sah die Fetzen. Sie waren geschwärzt und hatten sich zusammengezogen. Das rohe Fleisch war zum Vorschein gekommen, und er glaubte sogar, etwas Helles – einen Knochen – wahrzunehmen.
Rico ging zu seinem alten
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