1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh
keinen Kommentar, und Dao-Lin War froh darüber. Sie war über sich selbst erschrocken, denn sie hätte nie gedacht, daß sie imstande sein könnte, in dieser Form zu der STIMME von Ardustaar zu sprechen.
Sie schaffte die Kartanin bis zu einem Raum, von dem aus die Verletzte selbst für alles Weitere sorgen konnte, und entfernte sich dann unter dem Vorwand, sicherheitshalber doch noch nach weiteren Kartanin suchen zu wollen, die aus irgendwelchen Gründen nicht rechtzeitig aus dem Triebwerkssektor herausgekommen waren. Die Kartanin akzeptierte die Ausrede ohne jedes Zögern.
Sie werden sich später fragen, wo ich geblieben bin, dachte sie bitter, während sie sich eilig davonmachte. Die Terraner werden meine Flucht bemerken und es ihnen erzählen.
Ich hoffe, daß ich keinem von meinen Leuten so bald wieder unter die Augen komme!
Die STIMME schwieg.
Dao-Lin widerstand nur schwer der Versuchung, tatsächlich nach weiteren Verletzten zu suchen. Sie sagte sich jedoch, daß Ty-Ka selbst auf diese Idee kommen würde, sobald die verletzte Kartanin medizinische Hilfe anforderte.
Sie mußte sogar hoffen, daß das nicht gar zu schnell geschah. Sie hätte sich höchst ungern von ihren eigenen Leuten dabei beobachten lassen, wie sie aus der schwer angeschlagenen SANAA floh.
Sie fand das Beiboot und war erleichtert, als sie feststellte, daß es unversehrt war. Auch die Schleuse funktionierte. Dao-Lin bereitete sich auf einen Alarmstart vor, und alles, was sie jetzt noch brauchte, war der Hinweis der Stimme, welchem Ziel sie sich zuzuwenden hatte.
Aber die STIMME schwieg immer noch.
War Dao-Lin etwa zu respektlos gewesen? Hatte die Stimme es sich anders überlegt und beschlossen, doch lieber eine gehorsamere Kartanin auszuwählen?
Dao-Lin-H'ay wußte es nicht.
Zweifelnd und ziemlich ängstlich wartete sie, während aus dem Funkgerät Stimmen drangen und durch die Schleuse der mächtige Rumpf eines Keilraumschiffs zu sehen war - ein schwerer Körper, der die Sterne von Ardustaar verdeckte. Dann flammte drüben ein Lichtpunkt auf, und eine Stimme sagte: „Öffnet die Schleuse!"
Die Terraner kamen an Bord. Und die Kartanin würden schnell merken, daß ihre Protektorin verschwunden war. Ein einziges unbedachtes Wort, und ihre Flucht war beendet, noch ehe sie die SANAA verlassen hatte.
„Melde dich endlich!" bat Dao-Lin. „Wohin soll ich fliegen? Ich werde keine Zeit haben, lange Umwege zu machen. Das hier ist nur ein Beiboot - seine Reichweite ist begrenzt!"
Ganz abgesehen davon, daß die Terraner keine Zeit verlieren würden. Diese Nikki Frickel wollte Dao-Lin-H'ay, und sie würde nichts unversucht lassen, um die Kartanin doch noch einzufangen.
Und dann kam die STIMME noch einmal zu Dao-Lin zurück.
Beeile dich! rief sie mit solcher Macht, daß die Protektorin für einen Augenblick Funken vor den Augen sah.
„Wohin?" schrie sie erschrocken. „Du mußt es mir sagen!"
Für einen Moment befürchtete sie, daß die STIMME sich nur noch zu diesem einen Aufschrei hatte aufraffen können. Aber dann vernahm sie ein Wispern, das ihr mitteilte, was sie wissen mußte.
Dao-Lin-H'ay atmete erleichtert durch.
Das kleine Raumschiff schoß aus der Schleuse hervor und raste davon, dem Ursprung der STIMME von Ardustaar entgegen.
ENDE
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