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1316 - Die Kalydonische Jagd

Titel: 1316 - Die Kalydonische Jagd
Autoren: Unbekannt
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zusammengedrückt und ergab sich den konvulsivischen Zuckungen der folgenden Erholungsphase.
    Erste verschwommene Gedanken stellten sich ein, und es erkannte, daß die überstandenen Qualen auf ein schmerzhaftes Erwachen zurückzuführen waren. Der Schmerz ebbte weiter ab, die Gedanken wurden klarer, und es fand seine Identität.
    Ich bin Akkarr. Ich war ein verhungerndes, dörrendes Bossem, das sich auf sein geringst mögliches Existenzvolumen reduzierte, das kristallisierte, klein und schwer und unscheinbar wurde und im Tiefschlaf in die Tiefe sank, in der Hoffnung, von irgendeinem Tiefenbewohner aufgenommen zu werden und so einen Wirtskörper zu finden.
    Ich bin erwacht, also befinde ich mich in einem Wirtskörper.
    Akkarr reckte sich und sog sich mit Nährlösung voll, von der er umspült wurde, und wurde so größer und stärker - und er erwachte endgültig. Er spürte, wie der Organismus, in dem er sich eingenistet hatte, verzweifelt darum kämpfte, ihn wieder loszuwerden. Der Wirtskörper entsandte Abwehrstoffe, aber Akkarr absorbierte sie; er versuchte, ihn herauszuwürgen, ihn auszuspucken, aber Akkarr hatte sich so weit regeneriert, daß er sich an den zuckenden, von Krämpfen geschüttelten Wänden des Organismus festklammerte. Und Akkarr wurde stark, und er holte sich seine Kraft aus eben diesem Körper, der so vehement gegen ihn ankämpfte ... vergeblich, wie der Schmarotzer zufrieden feststellte.
    Akkarr triumphierte. Sein Körper gedieh, und sein Geist war nun vollends erwacht. Und nun stellte er neue, verblüffende Fähigkeiten an sich fest, die er als frei fliegendes Bossem nie an sich festgestellt hatte.
    Er konnte sich nicht nur an den Wirtskörper anpassen, mit diesem eins werden und ihn übernehmen. Er konnte sogar - über das komplizierte System von Gedankenleitern - die Empfindungen und Gedanken seines Wirtes empfangen, sie sogar verdrängen und durch seine eigenen ersetzen.
    Er lauschte dem Klagen seines Wirtes: ... Was habe ich da verschluckt ... Es muß raus ... Keryll hilf. Overdammt, wie wird mir übel. Ich verbrenne innerlich ... ich will nicht sterben ... Wo bleibt nur Keryll? ... Kann mich kaum bewegen ... sehe nichts mehr ... nur nicht das Bewußtsein verlieren.
    Akkarr hatte den Geist seines Wirts endgültig verdrängt und dessen Körper überwältigt.
    Der Geist verhallte, Akkarr ging daran, den schlaffen Körper zu erforschen, damit er ihn übernehmen konnte, ohne irgendwelche organischen Schäden anzurichten.
    Das ehemalige Bossem kannte sich selbst nicht wieder. Akkarr dachte keinen Augenblick mehr daran, den Wirtskörper in angeborener Gier zu absorbieren. Statt dessen hatte er sich, ohne lange zu überlegen oder eine andere Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dazu entschlossen, sich in dem neuen Körper einzunisten und sich dessen zu bedienen, als wäre es sein eigener.
    Endlich hatte er die Erforschung seines neuen Körpers abgeschlossen und ihn gut genug kennen gelernt, um ihn handhaben zu können.
    Es war der Körper eines Ezibrees: ein dickhäutiger, schlanker, flinker Sechsbeiner, der seine Gliedmaßen ebenso zur Fortbewegung wie als Hilfswerkzeuge für anspruchsvolle Tätigkeiten gebrauchen konnte. Akkarr hatte noch nie ein Exemplar dieser Spezies erlegt, denn Ezibrees wohnten zumeist in den untersten Schichten dieser Welt.
    Und dieser Ezibree mit Namen Hall, das wußte Akkarr aus den Informationsspeichern des Gehirns, das er nun beherrschte, war ein ganz besonderes Exemplar. Er gehörte einer organisierten Gruppe an, die verschiedene Lebewesen in sich vereinigte, um mit vereinten Kräften den Überlebenskampf gegen die Gefahren der Labyrinthwelt zu führen.
    Was es nicht alles gab!
    „He, Hall!" Zwischen den bizarren Felszacken tauchte ein zweiter Ezibree auf. Er stand aufrecht und stützte sich mit vier Gliedmaßen an den Felswänden ab. Seine beiden Stielaugen suchten kreisend die Umgebung nach Gefahren ab. „Was ist passiert?"
    Akkarr erhob sich schwerfällig auf alle sechse.
    „Ich bin bloß hingefallen, Keryll", sagte er benommen; seine Stimme klang noch seltsam brüchig, aber er würde sie noch beherrschen lernen.
    „Komm rasch weg da!" rief Keryll aus seinem sicheren Versteck. „Es heißt, daß die Jagdzeit bald beginnt. Wir müssen uns rechtzeitig in Sicherheit bringen und uns eine Überlebensstrategie zurechtlegen."
    Akkarr fluchte innerlich. Er hatte gehofft, die Zeit der Gespensterjagd im Tiefschlaf überdauern zu können.
    Für einen Moment überlegte er
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