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1318 - Terror am Totenbett

1318 - Terror am Totenbett

Titel: 1318 - Terror am Totenbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammengepresst, die Hände zitterten unmerklich, als sie sie langsam senkte. Sie schaute nicht hin, als sie merkte, dass der Lord ihr das Glasauge aus den Händen pflückte.
    »Ja, das ist gut…«
    Claudia sah wieder hin. Er führte seine linke Hand auf das Auge zu. Den Kopf hielt er etwas zurückgelegt, sein Mund stand offen, und wieder kicherte er.
    Kichern, nicht lachen. Aber auch nicht atmen…
    Der letzte Gedanke erwischte sie wie ein Stich. Da schoss ihr das Blut in den Kopf. Sie merkte den Druck überall, und die fürchterliche Lösung konnte sie nicht akzeptieren.
    Aber Claudia war in der Lage, nachzudenken. Die Zeit ihres Besuchs hier lief wie im Zeitraffer ab. Alles kam wieder hoch, und plötzlich spürte sie Atemnot.
    Ja, es stimmte. Verdammt, es stimmte alles. Claudia konnte sich nicht daran erinnern, den alten Lord atmen gesehen zu haben. Als Schwerkranker oder Sterbender hätte er das tun müssen. Das große Röcheln um Luft, das ihm noch mal den Lebenswillen gab. Die letzten Atemzüge kurz vor dem Ende.
    Was war geschehen?
    Nichts in dieser Richtung. Überhaupt nichts. Kein Luftholen. Er hatte die Luft auch nicht ausgestoßen. So etwas war unmöglich.
    Kein Mensch existierte ohne das Wichtigste und…
    Dann musste er tot sein und lebte trotzdem. Oder er existierte irgendwie. So genau konnte sie sich die Antwort auch nicht geben.
    Aber er war da. Er war kein Trugbild. Sondern jemand…
    Jetzt stöhnte Claudia Anderson auf. Sie war nicht mehr in der Lage, den Gedanken weiterzuführen, weil es für sie einfach keine Lösung gab. Das war der konzentrierte Wahnsinn. An so etwas konnte sie einfach nicht glauben.
    »He, meine schöne Großnichte, was ist los?«
    Claudia hatte die Frage sehr gut verstanden, doch sie hütete sich davor, eine Antwort zu geben. Sie konnte es auch nicht. Sie hatte plötzlich das Gefühl, Eiswasser in den Adern zu haben.
    »Nichts ist los«, log sie. »Nichts.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Claudia nickte. Das Auge steckte wieder in der Höhle. Es war tot, und doch starrte es sie an. Das war nicht tot. Es gab Leben darin.
    Claudia konnte den Blick nicht von diesen Augen nehmen und glaubte, in der Pupille eine Abbildung zu erkennen.
    Ein Gesicht? Nein, eine Fratze, aber eine bestimmte mit roten bösen Augen.
    Der Teufel?
    Der Gedanke sprang sie plötzlich an. Sie wusste, dass es Menschen gab, die an den Teufel glaubten und ihn sogar verehrten. Das war ihr schon klar. Aber der Teufel war kein normales Wesen. Er zeigte sich nicht. Er wurde von den Menschen gemalt. Er entsprach ihrer Fantasie. Hörner, Bocksfuß und so weiter.
    Und jetzt dieses Bild!
    Sie war sich auch nicht sicher, ob es sich dabei um den Teufel handelte. Sie erlebte nur eine starke Angst, die zuerst als ruhiges Meer in ihr gelegen hatte, nun aber hohe Wellen schlug, die sie überschwappten.
    »Kindchen, dir geht es schlecht!«
    Ja, mir geht es schlecht!, wollte sie sagen, aber sie traute es sich nicht. Die Kehle saß einfach zu. Sie war rau und kratzig geworden.
    Zudem ärgerte sie sich auch darüber, dass sie sich so von ihren Vorstellungen hatte beeinflussen lassen. Das waren ja alles nur verrückte Gedanken, die in ihr aufgetaucht waren.
    »Komm zu mir!«
    Die Kehle war wieder offen. »Äh – warum?«
    »Weil ich es will.«
    »Aber ich bin bei dir!«
    »Näher!«
    Der Alte ist wahnsinnig! Der ist irre! Ein Lustgreis. Das hätte sie nicht gedacht. Furchtbar. Und das alles nur, weil er einen Teil seines Vermögens loswerden wollte.
    Was musste sie dafür tun? Mit ihm ins Bett gehen. Seine gichtkrummen Hände über ihren Körper wandern zu lassen. Jede Stelle betasten zu lassen.
    Nein, das war nicht ihr Spiel. Überhaupt nicht. Und sie schüttelte in einer ersten sichtbaren Reaktion den Kopf.
    »Was? Du willst nicht?«
    Claudia riss sich zusammen. Sie atmete sehr tief ein. »Ich… ich … will weg!«
    »Aber du bist doch gerade erst gekommen, meine Süße!«
    »Trotzdem!«
    Plötzlich fasste sie Mut. Sie wollte nach hinten gehen, doch der Alte war schneller. Als hätte er ihre Gedanken erraten, was auch nicht schwer gewesen war, schnappten seine Hände zu.
    Jetzt wusste Claudia auch, warum sie so nah an das Bett hatte kommen sollen. Es war keine Entfernung für seine Hände, und sie waren wie Ringe, als sie ihre Handgelenke umklammerten.
    Claudia hörte sich aufschreien. Dann erlebte sie den Zug nach vorn und konnte ihn nicht ausgleichen. So kam, was kommen musste. Sie fiel mit ihrem Körper dem Lustgreis

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