1318 - Terror am Totenbett
Parklücke stand. Da hatte die Fahrbahn eine Beule bekommen, über der eine grüne Decke aus Laub schwebte.
Ich hatte den Wagen schon fast passiert, als mir etwas einfiel. Die Kollegen in dieser Gegend kamen mir doch etwas ungewöhnlich vor. Klar, dass sich mein Misstrauen meldete. So fuhr ich links ran und stoppte hinter dem Streifenwagen, dessen Beifahrertür sich öffnete und einen Mann in Uniform entließ.
Etwas misstrauisch blickend kam er auf mich zu. Fast zur gleichen Zeit wie er hatte auch ich den Wagen verlassen. Bevor es zu irgendwelchen Missverständnissen kommen konnte, hielt ich meinen Ausweis sichtbar entgegen.
Auf dem ernsten Gesicht des Kollegen erschien ein Lächeln.
»Man erlebt immer wieder Überraschungen, Mr. Sinclair.«
»Haben Sie meinen Namen auf dem Ausweis gelesen oder…«
»Nein, nein, wir wussten schon Bescheid. Man hat uns abkommandiert, um die Augen offen zu halten.«
»Wie schön. Und wonach?«
Da musste der gute Mann erst nachdenken. »So genau ist das nicht definiert worden, wenn ich ehrlich sein soll. Ich weiß es wirklich nicht. Es geht um verschwundene Menschen und auch darum, dass wir darauf achten sollen, dass hier gewisse Dinge nicht mehr so sind, wie sie sein müssten.« Er drückte sich etwas umständlich aus.
»Und? Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Eigentlich…« Das nächste und letzte Wort verschluckte er.
»Doch, da war etwas.«
»Ich höre.«
»Eine junge Frau, mit der wir kurz gesprochen haben.«
»Wie sah sie aus?«
Ich erhielt eine Beschreibung, die perfekt auf Claudia Anderson passte. Nicht, dass bei mir die Alarmglocken angeschlagen hätten, aber leichte Sorgen machte ich mir schon, denn es lag schon eine Weile zurück, dass die Kollegen Claudia getroffen hatten.
»Hat sie Ihnen gesagt, wohin sie wollte? Ist ihnen etwas an ihr aufgefallen, was Sie hätte stören können?«
Das war nicht der Fall gewesen. Sie war auch dann gefahren. Ich kannte ihr Ziel, dort wollte ich auch hin. Ich musste es nur noch finden. Da konnten mir die Polizisten auch helfen, denn sie waren auch bei der Suchaktion dabei gewesen, als es um die Verschwundenen gegangen war. Dabei hatten sie auch das Haus eines gewissen Lord Peter Wexley kennen gelernt.
»Dort werde ich dann die Lady treffen.« Ich war an diesem Tag mal sehr vornehm. »Können Sie mir den Weg genau beschreiben?«
Das konnte er.
Weit war es nicht mehr. Auch nicht besonders kompliziert. Zwei Minuten später saß ich wieder in meinem Rover und fuhr langsam weiter.
Claudia Anderson hatte es also geschafft. Und das noch vor mir.
Ein Wunder war es nicht, auch normal, wenn eine Frau ihren Großonkel besuchte.
Trotzdem konnte ich nicht locker sein. Das mulmige Gefühl blieb, und während der Fahrt geriet ich ins Grübeln. Es gab für mich zwar keine Stelle, an der ich ansetzen konnte, aber über gewisse Vorahnungen hatte ich nie gelächelt.
Je weiter ich fuhr, umso düsterer kam mir die Umgebung vor, obwohl sie sich äußerlich nicht verändert hatte.
Das Haus des alten Lords, in das er sich zurückgezogen hatte, lag tatsächlich im Wald. Ein kurvenreicher Weg führte zu ihm, der von der Straße her auch einsehbar war. Er schlängelte sich durch ein flaches Gelände. Genau dort, wo er dann auslief, sah ich die Bäume in ihrem frischen Grün stehen, als wollten sie jedem Ankömmling beweisen, dass sie den Winter hinter sich gelassen hatten.
Das Haus war nicht zu sehen. Die Bäume würden ihm Schutz geben. Ich ging gleichzeitig davon aus, dass es nicht zu tief im Wald liegen konnte, denn der Bewohner wollte ja etwas sehen und nicht nur von Dunkelheit umgeben sein.
Mein Gefühl sagte mir, nicht vor dem Eingang zu halten. Und so suchte ich mir einen Parkplatz aus. Ich fand ihn am Rand der Straße, nicht weit von einer Bank entfernt, deren Holz mittlerweile verfault und verfallen war.
Hohe blühende Halme streichelten die Kühlerhaube, als ich stoppte und ausstieg.
Ich erlebte den herrlichen Duft einer frischen Sommerwiese. Bei Sonnenschein hätte man sich niederlegen können, um den Himmel zu beobachten und seine Gedanken auf Wanderschaft gehen lassen können.
Davon war ich weit entfernt. Der Weg zum Haus war wichtiger.
Wenn die Umgebung ein Spielfeld gewesen wäre, dann wäre ich die einzige Figur gewesen, die sich darauf bewegt hätte. Denn kein anderer Mensch lief in meiner Nähe herum.
Trotzdem suchte ich mir Deckung, was wenig später, als ich in den Wald eindrang, kein Problem mehr war.
Ebenso
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