1319 - Konferenz der Krieger
Höhlenlabyrinth ein und landeten dann auf einer freien Fläche in sieben Kilometern Tiefe. Die beiden Krieger verließen in ihrer Normalgestalt die Beiboote. Traicy schaltete die Beleuchtung ein, Nastjor das robotische Überwachungssystem Kelteritolus.
„Da bin ich!" begrüßte Traicy den anderen Krieger etwas zu überschwänglich.
„Es lebe ESTARTU", antwortete Nastjor sichtlich kühler. „Lebt sie wirklich?"
„Wenn man den Gerüchten glauben darf, ja." Der Herr über die Stroboskopischen Danaiden von Mujadjh faltete seine knochigen Beine zusammen und hockte sich auf den Boden. „Das Gerücht besagt nur, daß ESTARTU hier nicht mehr lebt. Vielleicht ist sie vorübergehend an einem anderen Ort. Das Gerücht besagt nicht, daß sie nicht mehr existiert."
„Wir brauchen Klarheit." Auch Nastjor legte jede Geste der Kriegerwürde ab und hockte sich in den blanken Staub des Höhlenlabyrinths von Kelteritolu.
„Wir brauchen Klarheit", wiederholte Traicy zustimmend. „Und die kann nur einer bringen."
„Ijarkor!"
„Natürlich Ijarkor. Er hatte vor etwa sechzehn Standardjahren den letzten Kontakt mit ESTARTU."
„Angeblich!" wiegelte Nastjor ab. „Ja, ich weiß, daß das frevelhaft klingt, aber ich muß mir eigene Gedanken machen."
„Welche?"
„Ich habe da ein Problem. Ich muß mindestens einmal in meinem Leben auf Etustar gewesen sein."
„Stimmt." Traicy gefiel sich in seiner Einsilbigkeit. „Und?"
„Ich kann mich nicht daran erinnern", gab der Krieger des Reigens der singenden, tanzenden Module zu. „Da liegt das Problem. Der Kodex verlangt von mir, daß ich denke.
Das tu ich. Ich denke auch über mich nach. Ich habe Konzentrationsübungen durchgeführt. Ich habe mich in einen Kodexrausch versetzt. Ich habe in alten Aufzeichnungen gewühlt. Nichts! Da ist keine konkrete Erinnerung an ESTARTU. Oder an eine Begegnung mit ihr auf Etustar."
„Das wird wohl an der Absicht der Superintelligenz liegen." Traicy klapperte respektlos mit den Zähnen. „Ich mache mir darüber keine Sorgen oder Gedanken. Was du tust, Nastjor, ist schon ein Verstoß gegen den Kodex."
„Was Ijarkor tut, auch!" brauste der Krieger von Syllager auf. „Er belügt uns!"
„Beweise?"
Nastjor sprang auf und ging unruhig auf und ab. Dann blieb er plötzlich stehen und deutete auf seinen Artgenossen.
„Vielleicht irre ich mich in Ijarkor", wetterte der Ewige Krieger. „Aber dann soll er mir das beweisen."
„Warum?" Diesmal knirschte Traicy mit seinem mächtigen Gebiß.
„Wenn du etwas behauptest, mußt du doch den Beweis antreten. Und nicht Ijarkor!"
„Was können wir tun?" Nastjor lenkte bewußt vom Thema ab.
„Ich habe einen guten Draht zu Ijarkor", meinte Traicy. „Ich brauche ihm keinen Stroboskopischen Danaiden zu schicken, um ihn in einer bestimmten Richtung anzuregen."
„In welcher Richtung?"
„Er soll uns den Beweis bringen, daß ESTARTU noch hier lebt. Das wäre das geeignete Mittel, um alle Gerüchte zum Verstummen zu bringen. Entspricht das deinen Wünschen?"
„Ja!" donnerte Nastjor. „Tu das! Ich will endlich Klarheit. Und jetzt kehre ich zurück zur NUOROTH. Wir hören voneinander."
„Bei ESTARTU." Traicy erhob sich. „Wir hören voneinander. Und von Ijarkor."
*
Krieger Pelyfor, an Bord des Flaggschiffs FORYNTH, an den Palast des Ewigen Kriegers Ijarkor auf dem, Mond Ijarkor des Siom-Systems.
Nachrichtlich an Krieger Granjcar, Absantha-Gom.
Nachrichtlich an Krieger Ayanneh, Absantha-Shad.
(Einfache Standardkodierung. Doppelte Übertragung. Empfangsbestätigung erbeten): Ich stehe vor einer wichtigen Mission, die mich längere Zeit voll beanspruchen wird. Ich werde die Mächtigkeitsballung ESTARTUS in Kürze für längere Zeit verlassen.
Anderenorts wartet eine wichtige Aufgabe auf mich.
Ich bin aber in Sorge. Ich möchte Muun nicht verlassen, ohne daß eine Angelegenheit bereinigt ist. Ein frevelhaftes Gerücht gewinnt immer neuen Boden. Es besagt, daß ESTARTU hier nicht mehr lebt. Ihr habt sicher auch davon gehört.
Es wäre an der Zeit, daß etwas geschieht, das diesem Frevel nachhaltig Einhalt gebietet. Meiner Meinung nach ist Ijarkor derjenige, der diesem Frevel ein Ende setzen könnte.
Die Zeit drängt.
*
Aufzeichnung Rottlar in sein persönliches Tagebuch (einfach kodiert), zugleich Auf Zeichnung für den Informationsträger der Netzgänger (speziell kodiert mit einer Löschautomatik im Fall des unbefugten Auslesens): Ich, habe diese Reaktion erwartet. Sie
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