132 - Die Seelenfänger
stand im Banne der acht Janusköpfe. Doch diese beachteten sie nicht einmal.
„Der Kinddämon ist isoliert", sagte Pyko, der in der Maske der WitwenSprecherin aufgetreten war. „Jetzt kann uns nichts mehr an der Heimkehr hindern."
„Nehmen wir Baphomet mit auf die Reise nach Malkuth?" fragte Spyd.
„Selbstverständlich", antwortete Hesto. „Und den anderen Jungen auch. Er ist doch der Sohn von diesem Dorian Hunter und der Hexe Coco."
„Wir nehmen sie beide mit", wiederholte Ganta mit Nachdruck. „Sie können uns sehr nützlich sein, falls wir einmal vorhaben, mit Verstärkung zur Erde zurückzukehren."
„Wir kommen ganz bestimmt zurück!" rief Maled, und eine zornige Aura bildete sich um sein Knochengesicht. „Und wenn nur, um den abtrünnigen Varo zur Rechenschaft zu ziehen!"
„Ich würde Olivaro sofort gegen die beiden Kinder eintauschen", sagte Xyno. „Warum nur haben wir einen solchen Tauschhandel nicht in Betracht gezogen?"
„Weil Olivaro sich für zwei Menschenkinder nicht opfern würde", behauptete Ogliv. „Noch dazu, wo das eine ein Dämonensproß ist."
„Was redet ihr für sinnloses Zeug", erregte sich Zeno, der achte Januskopf. „Wir haben andere Probleme. Zum Beispiel, ob Chakras Angaben stimmen. Gibt es hier tatsächlich ein Tor in unsere Welt?"
„Ich habe das überprüft", sagte Pyko. „Das. große Fischsterben am Kap Finisterre ist ein Beweis dafür.
Hier ist wirklich das Ende
dieser
Welt - und der Beginn von Malkuth.
Ich habe auch noch andere Beweise gefunden. In den Gewässern dieser Gegend sind verschiedene Wasserbewohner von Malkuth aufgetaucht."
„Und stimmen die Berechnungen?" fragte Zeno; er war ein ewiger Zweifler, der alles in Frage stellte.
„O ja", bestätigte Spyd. „Darum habe ich mich gekümmert. Die Konstellationen sind günstig. In der kommenden Nacht wird unser großer Augenblick kommen. Der Leuchtturm wird das sogenannte Geisterschiff anlocken. Damit werden wir durch das Tor nach Hause fahren."
„Und wenn unsere Feinde…?" begann Zeno. Aber Hesto fiel ihm ins Wort.
„Wir haben keine Feinde dieser Welt zu fürchten!" rief er. „Wir werden mit ihnen allen fertig, auch mit allen Dämonen."
„Aber…", setzte Zeno von neuem an.
„Genug der Nörgelei!" befahl Pyko. „Wir sind gegen alle Eventualitäten gewappnet. Wir kehren heim. In dieser Nacht. Nach Einbruch der Dunkelheit wird das Geisterschiff kommen…"
Martin! Martin! rief die lautlose Stimme. Aber es war nicht seine Mutter. Zu seiner Mutter konnte er einfach keinen Kontakt bekommen.
Martin!
Er folgte der Stimme durch das Kinderdorf, bis er an ihren Ursprung kam. Die Sonne versank gerade im Meer. Die Dämmerung brach herein.
„Martin!' rief Theo, durch die Gitterstäbe des kleinen Fensters. „Jetzt wird es Zeit, daß
du
einmal etwas für
mich
tust. Warum bist du nicht eher gekommen?"
„Ich mußte aufpassen, daß Sebastian mich nicht entdeckte", sagte Martin eingeschüchtert. „Er hat mich den ganzen Nachmittag nicht aus den Augen gelassen."
„Schon gut." Theo schnitt eine Grimasse. Das ließ ihn mehr denn je wie einen zornigen Kobold aussehen. „Hast du den Schlüssel?"
Martin nickte und wies den Schlüssel für die Tür des Karzers vor.
„Gut, dann sperr' auf!"
Martin steckte den Schlüssel ins Schloß. Er mußte seine ganze Kraft aufwenden, um ihn zweimal im Schloß herumzudrehen. Die Tür sprang auf, aber Theo zog sie sofort wieder zu.
„So, jetzt verschwinde wieder, Martin!" befahl er.
„Willst du denn nicht heraus'?" wunderte sich Martin.
„Alles zu seiner Zeit", sagte Theo. „Die anderen dürfen nicht vorzeitig gewarnt werden. Die werden sich noch wundern, wenn erst Trigemus auftaucht!"
Martin war klar, daß Theo mit „die anderen" nur die Frauen meinen konnte, die sich als Witwen bezeichneten.
„Was sind das für Frauen?" fragte Martin. „Und was hat Sebastian mit ihnen zu schaffen? Ich dachte, er hört auf dich!"
„Das sind falsche Witwen", sagte Theo verbittert, und er wirkte auf einmal wieder uralt. „Sie haben zwei Gesichter und haben nur das Aussehen meiner Witwen angenommen. Natürlich beeinflussen sie auch Sebastian - diese Kröte!"
Theo wurde Martin auf einmal unheimlich. Er hatte nur noch eine Frage.
„Warum hast du den Witwen einen falschen Namen genannt?" wollte er wissen.
„So, habe ich das?" fragte Theo grinsend zurück. „Gefällt dir denn Baphomet nicht? So, jetzt verschwinde aber, Kleiner. Wenn der Leuchtturm zu blinken beginnt,
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