132 - Dr. Frankensteins unheimliches Labor
das Hirn. Ich werde das
richtige finden und den Charakter deiner Partnerin so gestalten, dass sie genau
zu dir passt... Und nun zu dem Mann: Leg ihn mir in die Wanne. Ich will seinen
Körper konservieren. Dann zu den beiden anderen Ankömmlingen: Die Prozedur muss
beginnen, ehe sie wieder zu sich kommen.“
Er wollte seinen Worten noch etwas
hinzufügen. Ein leises Geräusch im Hintergrund erregte jedoch seine
Aufmerksamkeit. Er wandte den Kopf, während das Monster sich bückte, den
schweren Körper des Russen packte und ihn ohne besondere Anstrengung
hochwuchtete. Iwan merkte nichts davon, wie sich die beiden großen Hände des
aus Leichenteilen zusammengeflickten Geschöpfes in seinen Gürtel krallten. Dies
geschah mit einer Leichtigkeit, als würde der Unheimliche sich nach einem Ball
bücken, um ihn aufzuheben. Dr. Frankenstein erblickte die weiße Gestalt, die
geduckt zwischen Säulen, Aufbauten und Tischen davonzuhuschen versuchte: Petra
Mahler!
Die junge Deutsche glaubte, den
entscheidenden Moment abgewartet zu haben. Sie wusste nicht, wie lange sie sich
schon in dem unheimlichen Labor befand. Nachdem sie aus der Hypnose erwacht
war, hatte sie sich noch eine Zeit lang schlafend gestellt, um unverdächtig
mitzubekommen, was hier eigentlich vorging und wessen Ruf sie gefolgt war. Dann
hatte sie zum ersten Mal den Mann gesehen, der sich Dr. Frankenstein nannte,
jenen bleichen Zeitgenossen mit dem schütteren weißen Haar und den glühenden,
besessenen Augen. Zunächst hatte sie geglaubt, einen Alptraum zu träumen, ehe
ihr klar wurde, dass dieser Alptraum Wirklichkeit war. Dr. Frankenstein suchte
das Gespräch mit ihr. Anfangs wehrte sie sich, und er hypnotisierte sie wieder
teilweise, um ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken und ihren Widerstand zu
brechen. Dr. Frankenstein ließ sie wissen, dass er nicht vorhätte, ihr ein Haar
zu krümmen. Wie das Geschöpf, das unter seinen Händen entstanden war und für
das er eine Partnerin auf die gleiche Weise formen wollte, schwebte ihm eine
Begleiterin vor. die seine Interessen teilte. Als Petra Mahler zum ersten Mal
diese Bemerkung hörte, reagierte sie mit wildem Schreien und eisiger Ablehnung
Dieser Mann war ein Teufel! Konnte er wirklich ernst meinen, was er sagte? Der
andere war wahnsinnig, er dachte in Bahnen, die sie verständlicherweise nicht
nachvollziehen konnte. Aber dann dachte sie darüber nach und erkannte die
einmalige Chance. Vielleicht war dies der Weg in die Freiheit. Wenn sie sich
noch länger an dem verwünschten Ort aufhielt, in dem ein Wesen von der Art des
Monsters und auch sein Schöpfer sich offensichtlich heimisch fühlten, verlor
sie selbst noch den Verstand. Ihr grauste in dieser Umgebung. Dieses Grausen
verstärkte sich noch, als Dr. Frankenstein ihr zeigte, was aus ihrem Begleiter
Jörg geworden war. Er war tot, aber sein Kopf lebte! Und wenn sie manchmal ihre
Blicke in die unheimliche Umgebung wandern ließ, bildete sich auf ihrem ganzen
Körper eine Gänsehaut. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Aber sie passte sich
der ungeheuerlichen Situation an. Das konnte sie sehr gut. Sie registrierte die
Bewachung durch das Monster und akzeptierte sie. Sie fing an, sich willig zu
zeigen, und dies wiederum registrierte Dr. Frankenstein. Sie hatte ihn darum
gebeten, sie nicht mehr zu hypnotisieren. Das hatte er getan. Noch in der
gleichen Stunde hatte er aus dem alten Haus ihre Kleider geholt. Sie hatte
endlich aus dem rosafarbenen Pyjama schlüpfen und sich etwas anderes anziehen
können.
Jörg war tot. Mit diesem Gedanken konnte sie
sich nicht abfinden. Sie überlegte, an welchem Ort sie sich befand und welche
Möglichkeiten jenem Unheimlichen, der von sich behauptete, Dr. F rankenstein zu
sein, zur Verfügung standen. Als Erstes hatte sie Klarheit darüber haben
wollen, ob er wirklich Dr. Frankenstein war. Dies konnte sie sich schlecht
vorstellen. Die Ereignisse um den genialen Arzt, Wissenschaftler, aber auch von
seiner Idee Besessenen lagen eineinhalb Jahrhunderte zurück. Gab sich hier ein
verrückter Mediziner nur für Frankenstein aus - oder hatte der echte Baron
einen Weg gefunden, die Zeit seit damals zu überstehen? Petra hatte sich davon
überzeugen können, dass er wirklich über außergewöhnliche Kenntnisse und
Fertigkeiten verfügte. Dr. Frankenstein hatte sie wissen lassen, dass er die
Zeit an einem ungenannten Ort verbracht hatte. Dort wartete er auf eine neue
Chance. Er gestand ihr, dass das Labor bereits hundertfünfzig
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