132 - Dr. Frankensteins unheimliches Labor
Lass das
Experiment nicht mit dir durchführen. Es wird - dein Tod sein!“
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Die Gestalt wandte sich um, nachdem sie
gesprochen hatte. Mables Blicke irrten von den anderen Teilnehmern auf
Petrellis Assistentin und von dieser auf den Magier. Keiner reagierte! Niemand
außer ihr hatte die Erscheinung gesehen. Da packte sie das Grauen. Sie wirbelte
auf dem Absatz herum und wollte davonlaufen. Robert Harton hatte ihr eine
eindeutige Warnung zukommen lassen. Mable hatte schon davon gehört, dass Tote
manchmal den Lebenden erschienen, um sie vor einem Unglück zu warnen. Und das
passierte ihr hier auf der Bühne. Sie hatte die Erscheinung heute Abend schon
wahrgenommen. Am Seiteneingang. Gerade so, als wolle Robert ihr zeigen, dass
dies der Weg war, den sie gehen müsse.
Mable lief die Treppe hinab und stürzte zum
Ausgang. Viele Leute lachten. Aber ihr war nicht zum Lachen zumute. Nur weg
hier, hämmerten ihre Gedanken.
„Aber Miss!“, dröhnte Petrellis Stimme hinter
ihr her. „Wohin so eilig?! Ich habe Ihnen doch nichts getan... Sie wollten eine
geheimnisvolle Reise unternehmen. Aber doch nicht auf diese Weise!“ Er zog
alles ins Lächerliche, und so glaubte jeder, dies gehöre zum Programm.
Mable kam nur bis zum Vorhang, hinter dem der
Seitenausgang lag. Da waren plötzlich die Flammensäule und der Rauch da. Mable
lief mitten hinein und schrie. Dieser Schrei war so wild und so verzweifelt,
dass es den anwesenden Menschen im Raum plötzlich eiskalt über den Rücken lief.
War das noch - Spaß? Schrie so ein Mensch, der zum Vergnügen an einem
Experiment teilnahm? Schrie vielmehr so nicht jemand, der - Schmerzen und Pein
erlitt?
Und genau so war es! Petrelli war sein
Experiment aus den Händen geglitten. Das Feuer fraß sich in den Vorhang.
Blitzschnell griffen die Flammen um sich und fanden in den umfangreichen
Stoffbahnen reichliche Nahrung. Alles sprang auf, schrie und rannte
durcheinander. Die Menschen strebten den Ausgängen zu, schubsten und stießen
sich gegenseitig und versuchten ins Freie zu gelangen, ehe das ganze Theater in
Flammen stand. Mächtige Rauchwolken wallten auf. Das Feuer fraß sich in die
Bühnenverkleidung, die Dekorationsstücke aus Holz und Plastik. Fauchend und
brüllend vermehrten sich die Flammen, als würde jemand Benzin in sie schütten.
Das Inferno und das Chaos waren perfekt. Die Menschen dort unten, die ins Freie
drängten, achteten nicht mehr auf das, was auf der Bühne geschah. Das Paar, das
sich oben noch aufhielt, wollte über die Bühne durch den Hinterausgang
entkommen. Das Feuer hatte die Bühne schon erreicht, und flackernder Schein
spiegelte sich auf den Wänden und an der Decke.
Petrelli aber brauchte seine Opfer. Hier oben
auf der Bühne beherrschte er sein höllisches ABC. Er hob die Arme in
beschwörender Geste, und neue Feuersäulen drehten sich im Kreis. Sie schlossen
die Frau und den Mann ein, die dem Inferno entrinnen wollten. Das Feuer, in
unmittelbarer Nähe des höllischen Boten, verbrannte sie nicht, hielt sie
lediglich auf und versetzte sie wie Iwan Kunaritschew - und zwar an den
gleichen Ort... in das Labor des Dr. Frankenstein.
Der falsche Petrelli hatte in dieser Nacht
eine Mission zu erfüllen. Nur am dritten Freitag im Juni konnte die Aktion durchgeführt
werden. In dieser Nacht jährten sich der Fluch, die Dämonenbeschwörung und die
Teufelsanbetung des Barons von Frankenstein. Und der böse Geist der Dämonen,
die Frankenstein damals zu Hilfe rief, wirkte nach wie vor. Obwohl die Knochen
des leibhaftigen Dr. Frankenstein in einem Sarkophag irgendwo im Gewölbe einer
alten deutschen Burgruine längst vermoderten. Frankensteins dämonischer Geist,
sein Wille, alles, was er je bewirkte, war in einer Handvoll Dämonen vereint,
die aktiv waren. Eines dieser Höllengeschöpfe agierte auf der in Flammen
stehenden Bühne des Soho-Theaters, ein anderes im Körper des Mannes, der in
diesen Sekunden den schweren Russen über den Boden schleifte. Iwan merkte von
allem nichts. Sein Widersacher zog ihn zu einem wannenähnlichen Behältnis, in
den eine blaugrüne Flüssigkeit eingelassen wurde. Ein Konservierungsmittel ...
Der Mann im weißen Kittel machte sich daran,
den Russen zu entkleiden. Er streifte im Jackett und Hemd ab. Der muskulöse
Oberkörper des PSA-Agenten lag entblößt vor ihm. Der Weißkittel löste die
Gürtelschnalle, als er auf ein Geräusch aufmerksam wurde. Nachschub war
eingetroffen: Der Mann und die Frau aus dem brennenden
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