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132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Vielleicht irgendeine unsichtbare Strahlung, wie die Bunkerleute sie messen konnten? »Sicher nicht«, antwortete sie. »Wer auf die Götter vertraut, den enttäuschen sie nicht. Du musst es nur immer wieder versuchen.«
    Er strahlte sie an, und Aruula merkte, dass er ihre Worte offenbar auf sie bezog. Hoppla, dachte sie. So war das aber nicht gemeint.
    »Ich bin ein guter Liebhaber!«, bekräftigte er. »Und ich werde meine Gefährtin auch bestimmt nicht verstoßen, wenn ich einen Nachkommen erwarte.«
    Aruula horchte auf. Jetzt kommen wir der Sache näher, dachte sie und fragte laut: »Verstoßen?«
    »Saad hat Faathme verstoßen!« Shachar schüttelte sichtbar fassungslos den Kopf. »Nie zuvor ist etwas Derartiges einer schwangeren Frau geschehen!« Der Zwerg legte beide Hände in den Nacken und schloss die Ellenbogen vor seinem Gesicht.
    »Und ich rede auch noch darüber! Die Götter werden mir meine Fruchtbarkeit nehmen!« In der eigenartigen Körperhaltung verneigte er sich dreimal rasch hintereinander.
    »Das werden sie nicht«, beruhigte Aruulaihn. »Nicht einem Mann wie dir, der noch viele Kinder zeugen wird.«
    Shachar ließ die Arme wieder sinken. »Meinst du wirklich?«, fragte er.
    »Warum hat dieser Saad seine Gefährtin verstoßen?«
    »Niemand weiß es. Niemand kann es sich erklären! Es ist ein beispielloser Vorgang in unserer Geschichte!« Shachar verlor wieder die Fassung. Sein Teint wurde um einige Nuancen blasser.
    »Und du hast keine Idee, warum er es getan haben könnte? Mir gegenüber kannst du ganz offen sein; ich gehöre schließlich nicht zu eurem Volk.«
    »Es gibt keine Rechtfertigung für das, was Saad getan hat! Nur einmal ist mir eine Erklärung zu Ohren gekommen, die vielleicht…« Er verstummte.
    »Erzähle mir davon!«, drängte Aruula.
    »Ich hörte sie aus dem Mund eines üblen Geschichtenerzählers, der mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt wurde, und ich werde seine Worte nicht wiederholen!«
    »Shachar«, begann Aruula, »ein Mann wie du hat doch keine Furcht vor…«
    Doch diesmal hatte sie keinen Erfolg. »Keinesfalls!«, unterbrach er sie. »Nichts, was du sagst…«, er stockte einen Moment und ein Ausdruck des Bedauerns huschte über sein Gesicht, bevor er mit trauriger Stimme hinzufügte, »… oder was du tust, kann mich umstimmen!«
    »Dann führe mich zu Saad!«, forderte Aruula. »Ich werde mit ihm reden.«
    Zu ihrem Erstaunen nickte Shachar.
    ***
    Honeybutt gelang es erst nach Sekunden, das Grauen abzuschütteln, das sie beim Anblick des monströsen Fischmauls gepackt hatte. Eine in dieser Situation unendlich lange Zeitspanne, die für Honeybutt das Ende bedeuten konnte.
    Sie warf sich im Wasser herum und vollführte hastige Schwimmbewegungen. Das Ufer war weniger als drei Meter entfernt – eine geradezu lächerliche Distanz. Und doch unendlich weit, denn in diesem Moment spürte sie einen Schlag in die Seite, der sie unter Wasser drückte.
    Die Bestie war heran!
    Das zähnestarrende Maul schnappte dicht neben Honeybutts Kopf unter Wasser zusammen. Die plötzliche Turbulenz ließ Honeybutt um die eigene Achse wirbeln und jegliche Orientierung verlieren.
    Die Kälte, die ihr noch vor Sekunden wie ihr schlimmster Feind erschienen war, spürte sie bereits nicht mehr. Sie war voll darauf konzentriert, diesem Monstrum zu entkommen, das größer war als sie selbst.
    Ihre Lungen brannten; die Luft wurde ihr knapp. Honeybutt brachte sich in eine senkrechte Position, stieß sich vom Ufergrund ab, und ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche.
    Tief sog sie den rettenden Sauerstoff ein.
    Die Fischbestie war an ihr vorbei geschwommen; nun musste sie für einen weiteren Angriff wenden. Honeybutt begriff, dass diese Sekunden ihre letzte Chance waren. Das rettende Ufer war in greifbarer Nähe. Honeybutt schwamm los, den Tod im Nacken.
    Tatsächlich erreichte sie die Insel, ehe das Monstrum wieder heran war. Sie zog sich an Land – doch ehe sie das linke Bein aus dem Wasser heben konnte, spürte sie, wie etwas in ihren Stiefel biss und daran zerrte.
    Sie versuchte den Fuß aus dem Lederschaft zu ziehen, doch es gelang ihr nicht; er steckte im Maul des Fischmonstrums wie in einer Schraubklemme. Das Tier zerrte sie unaufhaltsam zurück in den See! Es gab nichts am Ufer, an dem Honeybutt sich hätte festhalten können. Sie trat mit dem anderen Fuß zu und spürte, dass sie den Kopf der Bestie traf, doch sie erzielte keinerlei Wirkung. Die zahnbewehrten Kiefer blieben um den

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