Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
132 - Entführt!

132 - Entführt!

Titel: 132 - Entführt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Stiefel geschlossen, die Zugkraft ließ nicht nach.
    Honeybutt hätte nicht gedacht, dass der Anblick ihrer Entführerin sie einmal würde erfreuen können, doch genau das war in diesem Augenblick der Fall. Faathme eilte herbei.
    »Hilf mir!«, schrie Honeybutt verzweifelt.
    Die Zwergin hielt den Driller in den Händen. »Was soll ich tun?«
    »Schieß ins Wasser! Du kannst das Vieh gar nicht verfehlen!« Honeybutt lag mittlerweile wieder bis zu den Hüften im aufgewühlten See.
    Faathme zielte, krümmte den Finger… doch nichts geschah.
    Die Waffe war noch immer gesichert!
    »Der kleine Hebel hinten rechts!«, keuchte Honeybutt.
    »Schieb ihn nach hinten und schieß noch einmal! Schnell!«
    Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihr Bein. Sie blickte hinter sich und sah aus vor Panik geweiteten Augen, dass die Fischbestie nachgepackt hatte: Die spitzen Zahnreihen bohrten sich jetzt in die Stiefelstulpe, und an einer Stelle bohrten sie sich bereits in ihre Haut!
    »O Gott – mach schnell!«, flehte sie.
    Im selben Moment jagte ein Projektil aus dem Driller und traf zielsicher den Leib der Fischbestie. Die Explosivladung riss den hinteren Teil des Monstrums auseinander. Trotzdem warf es sich noch für Sekunden im Todeskampf hin und her und zerrte weiter an Honeybutts Bein.
    Dann war es vorbei. Der schuppige Körper erschlaffte, die Kiefer klappten auf. Das blutig schäumende Wasser beruhigte sich nur langsam. Faathme griff mit der freien Hand zu und zog Honeybutt auf den Strand hinauf.
    »Danke«, hauchte Honeybutt, als sie wieder zu Atem gekommen war. Sie untersuchte ihr Bein und stellte erleichtert fest, dass es außer einigen nadelfeinen Wunden und Kratzern unversehrt geblieben war. Dafür biss jetzt wieder die Kälte an ihr, und sie begann zu zittern. Ein Schüttelfrost überlief Honeybutt. Tropfnass war sie dem schneidenden Wind ausgeliefert.
    »Gehen wir zurück in die Hütte«, meinte Faathme. »Es gibt genügend Holz, um ein Feuer im Ofen anzünden zu können. Das wird dir gut tun.« Sie sah ihr gerettetes Opfer an. »Du hättest nicht fliehen sollen«, ergänzte sie vorwurfsvoll.
    Als das Feuer brannte und die Kälte aus ihren Gliedern vertrieb, kam Honeybutt wieder zur Ruhe. Bleierne Schwere und Müdigkeit breiteten sich zusammen mit der Wärme in ihren Gliedern aus. Sie legte die durchnässten Kleider bis auf die Unterwäsche ab und hängte sie über einen Stuhl, den sie in die Nähe des Ofens rückte. Auf dem Boden darunter sammelte sich eine rasch größer werdende Pfütze. Nach kurzem Zögern schlüpfte sie zusätzlich aus der Unterwäsche und griff nach einer Decke aus grobem Stoff, in die sie ihren nackten Körper hüllte.
    »Und was jetzt?«, fragte sie.
    »Es ist an der Zeit, dir meine Geschichte zu erzählen.«
    Faathme senkte den Blick. »Man will mich töten. Darum musste ich fliehen.«
    Honeybutt war geschockt über diese unvermittelte Eröffnung. »Was hast du getan, dass man dich verfolgt?«, fragte sie. Eben noch hatte sie ihre Augen kaum offen halten können, jetzt war sie wieder hellwach.
    Die Zwergin knickte in der Leibesmitte ein und richtete sich gleich wieder auf, wie Honeybutt es bereits mehrfach beobachtet hatte. Ihre Mundwinkel zuckten, und sie nieste heftig. Danach wischte sie sich die Nase an ihrem Ärmel ab.
    »Ich habe nichts getan«, meinte sie. »Zumindest nichts, das man mir vorwerfen könnte. Ich bin schwanger.«
    Honeybutt schüttelte ungläubig den Kopf. »Und deswegen sollst du getötet werden?«
    »Es ist schwer zu begreifen, nicht wahr? Sie wollen mich umbringen, weil ich schwanger bin. Mich und das Kind! Verstehst du jetzt, warum ich mit allen Mitteln um unser beider Leben kämpfe…?«
    ***
    Shachar führte Aruula zu einer besonders prunkvollen Hütte. Sie war größer als die anderen, und die verwendeten Materialien, vor allem ein dunkles, beinahe schwarzes Holz, sahen frischer und unverbrauchter aus.
    »Er wird sich wundern, dass jemand zu ihm kommt«, meinte Shachar. »Seit er… es getan hat, ist er nicht gerade gut gelitten in der Siedlung.«
    »Ich mag Außenseiter«, antwortete Aruula schlicht.
    Shachar trat die wenigen Stufen zur Eingangstür hinauf und pochte mit der Faust dagegen. Im nächsten Moment duckte er sich unter dem Lärm, den er machte, drehte sich hastig um und warf einen Blick den Weg entlang. »Hoffentlich merkt niemand, dass ich hier bin«, raunte er Aruula zu. Bei diesen Worten schien er noch kleiner zu werden, als er ohnehin schon war.
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher