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1320 - Wolfsmond

1320 - Wolfsmond

Titel: 1320 - Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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des Wassers erreichte auch Glenda, und sie schauderte leicht zusammen. Trotzdem waberte in ihrem Innern noch die Hitze. Gern hätte sie einen Sprung in das Nass getan, das war in diesem Fall unwichtig. Zwei einsame Badeschlappen am Rand des Pools fielen ihr deshalb auf, weil sie rote Bänder hatten.
    Sie drehte sich wieder um und ging durch einen nicht sehr langen Flur dorthin, wo sich die geschlossene Tür des Ruheraums befand. Auch sie hatte eine Glasscheibe, die allerdings nicht durchsichtig war. Innerhalb des Materials waren Wolken zu sehen, die keine Sicht erlaubten.
    Glenda schaute auf die Klinke. Ihre Hand war schon vorgezuckt, als sie die Finger wieder zurückzog. Nein, noch nicht. Sie wollte erst lauschen, ob sich etwas tat.
    Glenda neigte ihr Ohr gegen das Glas.
    Nichts…
    So ganz glaubte sie das nicht, denn etwas hatte sie schon gestört.
    Nur waren es keine Stimmen gewesen. Dafür ein Laut, den sie nicht richtig einstufen konnte.
    Mit einer menschlichen Stimme hatte er wirklich nichts gemein.
    Es hörte sich eher an wie ein leises Heulen, als hätte jemand einen Hund mit in den Ruheraum genommen.
    Das war natürlich nicht erlaubt, aber Glenda wusste auch um den Garten, der das Haus umgab. Die Sauna selbst war in einer alten Villa untergebracht worden. Sie wiederum stand auf einem Grundstück, das man durchaus als Garten bezeichnen konnte. Zudem gab es Besucher, die nach dem Saunagang sogar ins Freie gingen und sich auf die Wiese legten, um die andere Luft zu genießen.
    Besonders im Sommer und an Tagen wie diesem im Juni. Es war schon verdammt heiß geworden. Da war die Hitze wie ein Schwall über den Süden des Königreichs geschwappt.
    Hatte jemand ein Radio migenommen?
    Glenda wollte das nicht glauben. Da hätten die anderen Frauen schon alle zustimmen müssen.
    Woher kam dann das Heulen?
    Das ungute Gefühl wollte nicht weichen. Noch hatte sie nicht versucht, die Tür zu öffnen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie möglicherweise vor einer schlimmen Entdeckung stand und sich besser zurückzog.
    Dann siegte jedoch die Neugierde. Sie wollte nur einen Blick in den Raum werfen, nur einen kleinen Blick.
    Falls die Tür nicht verschlossen war.
    Sie war es nicht.
    Glenda schob sie nach innen, und sie war froh darüber, dass sie keine verräterischen Laute hörte. Der Spalt verbreiterte sich und gestattete Glenda einen ersten guten Blick.
    Sie hatte mit vier Frauen zusammen geschwitzt. Und vier Frauen hielten sich auch im Ruheraum auf. Aber sie lagen nicht auf den Bänken, sondern standen als nackte Personen in der Mitte und schauten nach unten. Das Licht war heruntergedimmt worden, und doch reichte es aus, um diesen runden Raum zu erleuchten.
    Glenda hatte vorgehabt, die Tür so weit wie möglich aufzudrücken, als sie es sich noch mal überlegte, denn sie hatte etwas gesehen, was ihr nicht gefiel.
    Die Frauen umstanden einen Körper, der einem Mann gehörte.
    Sie sah die dunklere Haut, die möglicherweise von der Sonne so geworden war, und sie hörte das Heulen, das aus dem Mund des Mannes drang.
    Nein, nein, so heulte kein normaler Mensch. Das war unnormal.
    Das traute sie nur einem Tier zu.
    Umstanden die vier Frauen etwa ein Tier?
    Glendas Neugierde war noch mehr angestachelt worden. Sie wollte jetzt alles erkennen. Dazu musste sie die Tür weiter aufdrücken, was sie auch sehr vorsichtig tat. Und sie war froh darüber, dass sie noch immer keinen Laut von sich gab.
    Glenda schob sich in den Ruheraum hinein. Das Heulen war geblieben. Es wehte ihr entgegen, und der Schluss, dass es sich dabei um ein Tier handelte, festigte sich immer stärker in ihr.
    Dann drückte sie ihren Körper nach links, um einen besseren Sichtwinkel zu bekommen.
    Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Frauen umstanden tatsächlich einen nackten Männerkörper.
    Glenda hatte das Gefühl, einen Schlag bekommen zu haben. So etwas war unmöglich. Das konnte es nicht geben. Heute war Frauentag in der Sauna. Was tat da ein Mann?
    Glenda schob sich noch mehr vor. Keine ihrer Saunakolleginnen warf einen Blick zur Tür hin. Sie alle schienen von dem nackten Männerkörper fasziniert zu sein.
    Glenda erkannte jetzt, dass die Haut nicht unbedingt sonnenbraun war. Dass er so dunkel wirkte, lag an seinem Haarwuchs, der sich wie ein Pelz von den Füßen her nach oben ausbreitete und sicherlich erst auf der Brust endete.
    Den Kopf sah Glenda erst, nachdem sie ihren ein wenig nach rechts gedreht hatte.
    Sie riss den Mund auf. Es war ein Reflex.

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