1322 - Rebellion der Haluter
seines privaten Meditationszimmers und gab sich dann einen Ruck.
Mit schlenkernden Armen stolzierte er zur Tür und, nachdem die sich geöffnet hatte, auf den Korridor hinaus. Dort ging er zum Antigravlift, schnellte sich hinein und sank abwärts, während er seine Gliedmaßen extrem vom Rumpf abwinkelte.
Er schwebte in der Antigravröhre durch alle Etagen des Upanishad-Gebäudes und weiter durch die Subetagen hindurch. In der 10. Subetage stieg er aus. Das hieß, weiter ging es sowieso nicht, es sei denn, er hätte den speziellen Kodeimpulsgeber benutzt, wie ihn alle vier Panisha der MOJUG TORBED besaßen und damit die Sperre zwischen der 10. und 11. Subetage deaktiviert.
Unter einem inneren Zwang stolzierte Uth Brain zum Schott des Dashid-Raumes. Es war dringend erforderlich, wieder einmal den Geist der ESTARTU einzuatmen, um das Erschlaffen der Persönlichkeit zu verhindern.
Er berührte das Schott - und es öffnete sich.
Feierlich stelzte der Pterus in das fünf mal fünf Meter große Zimmer mit den nackten Metallwänden. Vom Gitter des Klimaschachts abgesehen, war ein Projektor das einzige Einrichtungsstück.
Der Projektor aktivierte sich automatisch, als Uth Brain den Raum betrat. Er projizierte ein transparentes Prallfeld über sich. Der Panish streckte sich darauf aus, schloß die Augen und versank im nächsten Moment in Trance.
Seine Brust hob und senkte sich stärker als sonst, und mit ekstatischer Gier atmete er den Geist der ESTARTU ein - die mit Kodexmolekülen gesättigte Luft, die aus dem Klimaschacht geblasen wurde. Über das Atmungssystem und den Blutkreislauf gelangten die Kodexmoleküle ins Gehirn, wo sie sich vor allem in der Limbischen Region ablagerten.
Da sie auf die in jeder Nervenzelle lagernden Gene wie Wahrnehmungsimpulse wirkten, die Lernvorgänge auslösten, wurden sie im Gehirn in Gedächtnisstoffe umgewandelt, in Proto-Peptide, die im Langzeitgedächtnis abgelagert wurden.
Die Auswirkung dieser Prozesse war eine doppelte beziehungsweise zweispurige.
Einerseits fühlte sich der Betroffene als Krieger und kannte den Inhalt des Kodex wie das Gebot des Gehorsams, das Gebot der Ehre und das Gebot des Kampfes - andererseits, ohne daß es dem Betroffenen bewußt wurde, beeinflußten die Kodexmoleküle den Thalamus, den Hypothalamus und die Hypophyse sowie die davon abhängigen Hormondrüsen und bewirkten dadurch ein Reflexverhalten, gegen das es keinen Widerstand gab. Außerdem sorgten die Kodexmoleküle für eine Intensivierung der Körperprozesse; der Betroffene reagierte schneller und exakter, war ausdauernder und stärker als je zuvor und konnte länger auf Nahrung, Flüssigkeit usw. verzichten.
Das alles geschah auch mit Selonkarh Uth Brain ...
Als der Vorgang abgeschlossen war, erwachte er aus seiner Trance und war im selben Augenblick wieder „voll da". Er schnellte hoch, sprang federnd auf die Füße und reckte sich. Ein ungeheures Hochgefühl und eine gewaltige Zuversicht erfüllten ihn. Alle Zweifel an dem Sinn der Upanishad auf Halut waren hinweggeschwemmt.
Uth Brain war sicher, daß die Haluter alle zu Kriegern werden würden - und gemeinsam mit ihnen war die Gewinnung aller Völker der lokalen Galaxiengruppe für den Kriegerkult und den Permanenten Konflikt nur noch eine Frage der Zeit.
Uth Brain verließ den Dashid-Raum, ging zum Antigravlift und schwebte zur Nulletage hinauf.
Als er den Liftschacht verließ, kam ihm Sathamon Var Deros entgegengelaufen. Var Deros wirkte aufgeregt.
„Bewahre stets Haltung!" forderte Uth Brain den anderen Panish auf. „Was für eine Nachricht hast du für mich?"
Var Deros blieb stehen und bemühte sich, ruhig zu erscheinen.
„Vier Haluter!" stieß er trotz aller guten Vorsätze erregt hervor. „Vier Haluter stehen draußen und begehren Einlaß!"
Uth Brain konnte nicht verhindern, daß er von Rührung ergriffen wurde.
„Vier Haluter!" flüsterte er. „Damit ist der Bann gebrochen! Sobald sie erst einmal die Shan-Weihe erhalten haben, werden Haluter zu Tausenden hierher strömen! Laß uns das Tor weit öffnen, Var Deros! Deshalb also sind die Haluter aus dem Galaktikum ausgetreten. Es war der erste Schritt ihrer Hinwendung zum Kriegerkult."
Beinahe wäre er losgestürmt, um das Tor zu öffnen. Doch er besann sich noch rechtzeitig. Mit hochgerecktem Oberkörper und stocksteif gestreckten Beinen stolzierte er durch den Korridor und in die Vorhalle hinein, in der die beiden anderen Panisha warteten: Yuthkarver Dis Shun und
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