1323 - Paladin VI
sank der Schmuggler unter Bewachung von zwei Kampfrobotern des Inspektionsschiffs zu Boden.
Windaji Kutisha empfand Belustigung beim Anblick des hominiden Wesens. Es paßte genau zu dem seltsamen Schiff, mit seinem grazilen Körperbau, seinem schlohweißen, bis auf die Schultern herabfallenden Haupthaar, dem ebenfalls weißen, bis zur Brust reichenden Bart, den dichten weißen Brauen und dem blassen, jugendlich glatten Gesicht.
Der Schmuggler war in ein kimonoartiges Gewand gekleidet, dessen graues Tonin-Ton-Muster eigenartige, beklemmend wirkende Szenen im Bewußtsein des Betrachters erzeugte. Dazu trug er dunkelgraue Stiefel und einen breiten Gürtel mit runder, silbergrauer, halbkugelig erhabener Schnalle.
Als der Jäger auf die Schnalle blickte, sah er sich plötzlich in einer Szenerie, die von einem großen kreisrunden Platz und von Silhouetten kuppelförmiger, quaderförmiger und zylindrischer Bauten beherrscht wurde und über der völlig fremde Sternkonstellationen leuchteten.
Unwillig schüttelte er diese Szenerie ab, die er sofort als Produkt holographischer Darstellungen auf der Gürtelschnalle einstufte, die hypnosuggestiv auf jeden Betrachter wirkten.
„Wie heißt du?" fuhr er den Weißhaarigen an.
„Peregrin", antwortete der Schmuggler und sah ihn vorwurfsvoll an, „Hör zu, mein Sohn, ich bin ein alter alter Mann, der von der Paratau-Ladung seiner RAFFAELE keinen Galax Profit bekommt, sondern nur die übliche Raumtransportgebühr, wie sie beispielsweise für elektronische Massenware bezahlt wird."
„Der Besitz von Paratau und der Handel damit sind verboten", entgegnete der Jäger streng. „Sei dankbar, wenn du mit der Beschlagnahme deiner Ladung davonkommst und nicht auch noch Schiff und Leben verlierst."
„Beschlagnahme der Ladung?" jammerte Peregrin. „Oh! Es ist zwar nicht mein Paratau.
Ich transportiere ihn nur aus Gefälligkeit für einen Freund und habe mir wirklich nichts dabei gedacht, aber für ihn wäre der finanzielle Verlust der Ruin."
„Später kannst du mir den Namen deines Freundes nennen, dann ‚trösten’ wir ihn über seinen finanziellen Verlust hinweg - und zwar so, daß er uns auf den Knien dafür dankt", erwiderte Windaji zynisch und winkte dem Schmuggler. „Folge mir!"
10.
Elisande Grel und Sid Avarit erstarrten förmlich, als sie hinter dem Schrecklichen Jäger völlig unerwartet jenen Mann auftauchen sahen, der ihnen vor rund drei Monaten beim „Unternehmen Götterschrein", also beim „Einbruch" in Stygians Hauptquartier im Tschomolungma-Territorium, entscheidend geholfen hatte.
Im ersten Moment dachte Elisande, er würde inzwischen mit dem Sotho zusammenarbeiten, bis sie aus Windaji Kutishas Vorstellung erfuhr, daß Peregrin sich diesmal als Paratau-Schmuggler betätigt hatte und von zwei Sotho-Inspektoren aufgebracht worden war.
Da war sie froh, daß Sid und sie nicht zu erkennen gegeben hatten, daß sie und Peregrin alte Bekannte waren. Peregrin selbst ließ sich ebenfalls nichts anmerken.
Elisande und Sid wechselten einen raschen Blick. Sie vermochten beide nicht daran zu glauben, daß Peregrin mit zehn Kilo Paratau rein zufällig ausgerechnet dann aufgetaucht war, als sie, beziehungsweise der Schreckliche Jäger dringend Paratau benötigten.
Windaji Kutisha dagegen schien es nicht merkwürdig zu finden. Er ließ die Paratron-Sicherheitsbehälter mit dem Psichogon bringen, wenn auch unterer schwerer Bewachung, und sorgte dafür, daß die beiden Paratensoren je fünf Tropfen Paratau bekamen.
Das war natürlich lächerlich wenig im Vergleich zu dem, was Elisande und Sid angefordert hatten. Dennoch protestierten sie nicht. Sie umschlossen den Paratau mit den Händen, heuchelten äußerste Konzentration - und berichteten anschließend wortreich von Geheimnissen der GOI, die keinen besonderen Wert besaßen und ihres Wissens nach dem Schrecklichen Jäger längst bekannt sein mußten.
Wie erwartet, reagierte er äußerst unlustig und forderte mehr und wichtigere Informationen.
„Um alle Sperren abzubauen, brauchen wir viel mehr Paratau", beteuerte Sid Avarit.
„Außerdem müßten Elisande und ich uns zu einem Geistesblock zusammenschließen."
„Einverstanden", entschied der Jäger.
„Aber mein Paratau!" jammerte Peregrin. „Was soll ich meinem Freund nur sagen, wenn ich mit leeren Händen zu ihm komme!"
„Das ist deine Sache!" höhnte Windaji Kutisha, dann wandte er sich an die beiden Paratensoren. „Nehmt euch aus den Behältern,
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