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1324 - Der Große Bruder

Titel: 1324 - Der Große Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schwarz den Verlauf der energetischen Stränge des Stygischen Netzes, die Stygstränge oder Stygfäden, wie Enza und Notkus sie nannten. Was dem Bild fehlte, war die Dimension der Tiefe. Auch einen Maßstab gab es nicht. Es war schwer zu schätzen, wie groß der Raumsektor war, den das Bild darstellte.
    „Ich sehe es besser", sagte Tirzo, nachdem er die Videofläche eine Zeitlang angesehen hatte. „Vor allen Dingen kann ich erkennen, daß sich hier ein Sonnensystem mit vier Planeten befindet." Er beugte sich nach vorne und wies mit ausgestrecktem Arm auf einen Punkt, an dem mehrere Stygfäden einander kreuzten. „Ich sehe die Himmelskörper deswegen, weil sie einen Teil der psionischen Energie reflektieren."
    „Gut beobachtet", rief Enza. „Gerade deswegen haben wir uns diesen Raumsektor für Experimentierzwecke ausgesucht. Im Bereich des Styg-Systems schneiden sich vier Stygstränge. Das bietet uns den Vorteil, auf festem Boden experimentieren zu können."
    „An dem Tasterbild wird noch gearbeitet", sagte Notkus Kantor. „Der Psi-Taster liefert die Daten in einer Form, die nicht leicht zu verarbeiten ist. Bis jetzt reicht's nur für eine zweidimensionale Darstellung. In ein paar Tagen haben wir ein besseres Bild, mit Orterdaten gekoppelt."
    „Ein ortsgebundenes Experimentalsystem", überlegte Sid Avarit. „Das bedeutet ein zusätzliches Risiko, nicht wahr?"
    „Weil wir nicht beweglich sind?" fragte Notkus. „Das mag richtig sein. Aber bis jetzt gibt es keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß unsere Tätigkeit von den Sotho-Anhängern bemerkt wird."
    Erstaunt sah Sid Avarit auf.
    „Das Stygische Netz wird von den Raumforts der Jägerbrigade aus überwacht, von den Feresh Tovaar. In der Nähe von Styx gibt es kein solches Fort?"
    „Soweit wir wissen, nein", antwortete Notkus.
    „Soweit ihr wißt?" Sid Avarit geriet langsam in Fahrt. „Was wißt ihr überhaupt? Sind euch die Koordinaten aller Feresh Tovaar in diesem Raumsektor bekannt?"
    „Nicht alle", gab Notkus zu.
    Sid kniff die Augen halb zusammen. Es war ihm anzusehen, daß ihm nicht gefiel, was er zu hören bekam.
    „Dann wollen wir das Beste hoffen", sagte er. „Ich fühle mich nicht wohl, wenn mir beim Arbeiten die Sotho-Truppen über die Schulter schauen. Welchen Planeten habt ihr euch ausgesucht?"
    „Styxvier", antwortete Notkus. „Er hat ideale Umweltbedingungen."
    „Styxvier", wiederholte Sid nachdenklich. „Einen Eigennamen hat er nicht?"
    „S'agapo", platzte Enza heraus, als hätte sie nur auf diese Frage gewartet.
    Sid stellte fest, daß sich ihr Gesicht dabei rötete. Es fiel ihm auch auf, daß Notkus Kantor sich abgewendet hatte - ganz so, als wolle er seine Verlegenheit nicht sehen lassen. Sid konnte sich darauf keinen Reim machen; denn von altterranischen Sprachen verstand er so gut wie nichts.
     
    *
     
    Was Notkus Kantor als ideale Umweltbedingungen bezeichnet hatte, das erwies sich als tropisch/subtropische Unberührtheit einer Urwelt. Styx-IV war in jeder Hinsicht erdähnlich. „Späte Kreide bis frühes Tertiär", klassifizierte Enza den Entwicklungsstand pflanzlichen und tierischen Lebens. Ansonsten hatten die beiden Wissenschaftler und ihre Mannschaft nicht viel Zeit für zoologisch/botanische Beobachtungen gehabt. Reptilien und Amphibien seien die häufigsten Vertreter der höherentwickelten Tierwelt, meinte Notkus. Es gebe auch ein paar primitive Säugetiere und Vögel.
    Die Experimentalstation lag in einem weiten, von dicht bewaldeten Bergzügen flankierten Tal. Das Tal verlief in nordsüdlicher Richtung, wie Enza erläuterte. Am Nordende türmten sich die Berge zu einem beeindruckenden Massiv, dessen Gipfel bis über die Grenze des ewigen Schnees emporragten. Ein Fluß zog sich das Tal entlang.
    Die Talsohle trug verfilzten Wald aus palmen- und pinienähnlichen Gewächsen. In den Dschungel war mit Desintegratoren eine Lichtung gebrannt worden, die groß genug war, um die Station und die gelandete IANUS aufzunehmen. Die IANUS war übrigens ein Kleinraumschiff vom Typ Korvette, ausgestattet mit einem leistungsfähigen Metagrav-Triebwerk, jedoch ohne Striktor.
    „Die IANUS dient uns lediglich als Fähre", erklärte Notkus. „Den Striktor haben wir dort unten in der Halle stehen."
    Die Sonne Styx lag dreihundert Lichtjahre von der Stelle entfernt, an der die BASIS beim Abflug ihren Standort gehabt hatte. Ob sie sich noch am selben Punkt befinden würde, wenn die IANUS zurückkehrte, hing von mehreren Parametern ab,

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