Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1328 - Die Harmonie des Todes

Titel: 1328 - Die Harmonie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Psi-Detektor maß den Grad des suggestiven Impulses, während an einem zugehörigen Bildschirmdisplay Kurven auf- und niederzuckten.
    „Das war alles", sang der unauffällige Ophaler. Erst dann schaute er auf den endgültigen Wert. Seine Armpaare kreuzten sich zu einer ungläubigen Geste, und der signalrote Ton seiner Haut wurde ein bißchen blasser. „Das ist unmöglich! Vielleicht ein Trick ...!"
    Salaam Siin setzte bereits zu einem beruhigenden Akkord an, da stellte der andere doch noch fest: „Aber nein - ich muß mich irren. Du bist ein Meistersinger, und du bekommst deine Räumlichkeiten. Zum Schluß noch für die Akten: Wie ist dein Name?"
    „Ich heiße Salaam Siin."
    Die Augenknospen des anderen weiteten sich verständnisvoll. „Ah, von dir habe ich gehört. Salaam Siin, der Troubadour."
    „Nein, jetzt nicht mehr. Jetzt bin ich Salaam Siin, der Singlehrer."
     
    *
     
    Noch bevor er die Räumlichkeiten seiner Singschule beziehen konnte, quartierte er sich in einem kleinen Hotel am Rand der Südpolstation ein. Von hier aus hatte er einen weiten Blick über die Ödflächen, die mit Geröll angefüllt waren und kaum Abwechslung boten. An manchen Stellen wurde gebaut - dort entstanden Kulissen für das nächste Spiel des Lebens.
    Gegen Abend erhielt er überraschend Besuch. Einer der Hotelangestellten konnte es nicht sein, denn zum einen wurden fast ausschließlich Roboter beschäftigt, und zum anderen hätte ein solcher sich zu erkennen gegeben. In diesem Fall blieb der Bildschirm vor Salaam Siins Tür allerdings leer.
    „Öffnen!" rief er dem Akustikservo unmoduliert zu. Er hegte nicht den geringsten Verdacht, wer von seiner Anwesenheit Kenntnis haben sollte.
    Als der ungewöhnlich kleine Ophaler dann vor ihm stand, erkannte Salaam Siin ihn nicht sofort.
    „Hallo, Salaam Siin!"
    Die Charakteristik des Gesangs schloß einen Kreis in seiner Erinnerung. „Kaleng Proo ... Woher weißt du, daß ich hier bin?"
    „Man hat überall seine Verbindungen. Ich leite noch immer die Belku namtal, und als solcher bin ich auf Mardakaan der Singlehrer mit dem größten Einfluß." Salaam Siin hörte förmlich die Selbstgefälligkeit aus den Worten des anderen heraus. Aber er spürte auch, daß Kaleng Proo sein psionisches Talent noch ausgebaut hatte.
    „Was willst du von mir?"
    „Ist das nicht offensichtlich? Du bist - nach mir! - der vermutlich stärkste Meistersinger auf Mardakaan. Konkurrenz kann die Belku namtal nicht brauchen. Wir wollen keine Grabenkämpfe zwischen den Singschulen, deshalb komme zu uns! Platz für einen fähigen Sänger ist immer ..."
    Salaam Siin überlegte eine Weile. Ihm war vollkommen klar, daß der andere seinen Haß keineswegs überwunden hatte, und er wunderte sich deshalb über Kaleng Proos Angebot.
    „Es wäre ein Platz unter deiner Aufsicht, nicht wahr?"
    „Natürlich. Du weißt sehr gut, Salaam Siin, daß ich die Belku namtal leite!"
    Jetzt verstand er endgültig. Sollte er jemals in die Singschule Kaleng Proos eintreten, würde es für ihn die Hölle auf Erden sein. Ihre Gegnerschaft und Abneigung zueinander war keineswegs im Lauf der Jahre verblaßt, onein ... Und die ausdruckslose Haltung des anderen stellte durchaus kein Zeichen von Kompromißbereitschaft dar. Im Gegenteil verbarg sich darunter unversöhnlicher Haß, von dem Salaam Siin nicht einmal wußte, wie er zustande gekommen war.
    Vielleicht steckte auch Neid dahinter, überlegte er; vielleicht mußte sich Kaleng Proo bloß immer wieder einreden, er sei der beste Sänger von Mardakaan. Ja, das war es: Kaleng Proo litt in Wahrheit unter der unbewußten Erkenntnis, nur der Zweitbeste zu sein.
    „Ich glaube", sang Salaam Siin höflich, „ich muß dein großzügiges Angebot ablehnen."
    Alle Ausdruckslosigkeit fiel plötzlich wie ein Schleier von Kaleng Proo ab. „Das wirst du bereuen, Troubadour. Ich wollte den Grabenkampf nicht, aber du wirst ihn bekommen!"
    Die Aggressivität, die den Gesang des anderen erfüllte, ließ Salaam Siin ein paar Schritte zurücktreten.
    „Unsere Unterredung ist beendet, Kaleng Proo."
    Der kleine Ophaler wandte sich mühsam beherrscht ab und rannte aus dem Hotelzimmer seines Gegners.
    Indessen ließ sich Salaam Siin schwerfällig in eine Sitzgelegenheit fallen und dachte nach. Der Grabenkampf hatte schon begonnen, das wußte er. Jedenfalls würde Kaleng Proo seine Handlungsweise als ausgesprochen unlauter auffassen ... Salaam Siin hatte bereits im Lauf des Tages Botschaften an all jene

Weitere Kostenlose Bücher