1328 - Die Harmonie des Todes
Sänger geschickt, denen er während seiner Tätigkeit als Troubadour und Talentsucher einen Platz auf Mardakaan hatte vermitteln können. Einige darunter waren auch in der Belku namtal untergekommen, und er zweifelte nicht daran, daß sie seinem Ruf folgen würden.
„Nimm dich in acht, Kaleng Proo", summte er. „Ich bin kein so leichtes Opfer wie die Leiter der anderen Singschulen."
*
Am Tag danach bezog er offiziell das einzige Kombigebäude seiner eigenen Singschule.
Die Planer hatten darin einen Akustikdom, mehrere Aufenthalts- und Schlafräume und frei verwendbare Flächen untergebracht. Natürlich war das Gebäude winzig, aber es sollte ja nur die Anfangszeit überbrücken. Je mehr Sänger Salaam Siin in seiner Schule vorweisen konnte, je höher das Qualitätsniveau lag, desto eher würde man ihm bessere Räumlichkeiten bewilligen.
Die Singschulen von Mardakaan fanden ihren Aufgabenbereich vor allem im Spiel des Lebens, und wer hier besondere Leistungen erwarten ließ, genoß auch alle Unterstützung.
Zwei Stunden vor Beginn der Abenddämmerung trafen die ersten Sänger in der Schule ein. Salaam Siin ließ sie in einem großen Raum warten, den er provisorisch zum Versammlungsplatz bestimmt hatte. Dort gab es zwar keine Sitzgelegenheiten, aber genügend Platz. Der Strom der Sänger riß nicht ab. Als die rote Riesensonne D'haan unter den Horizont gesunken war, hatten sich in der Versammlungshalle fast fünfzig Ophaler eingefunden. Salaam Siin kannte viele davon - er hatte ihnen ja persönlich Plätze in den Singschulen von Mardakaan vermittelt.
Endlich schien niemand mehr nachzukommen.
Salaam Siin trat vor seine zukünftigen Gefährten hin und sang: „Freunde! Viele von euch kenne ich, andere dagegen nicht. Ich freue mich, daß ihr meinem Ruf gefolgt seid; es dürfte ein erhebliches Risiko sein, einer neuen, unbekannten Schule beizutreten ..."
„Das ist es nicht, Meister!" unterbrach ein junger Ophaler, den Salaam Siin noch nie gesehen hatte. Er hörte aber das psionische Potential aus seiner Stimme heraus. „Wir alle wissen, daß du dich als einziger auf Mardakaan mit Kaleng Proo messen kannst. Der Ruf der Belku namtal ist nicht unbedingt der beste, was uns Sänger angeht. Dort geht es brutal und rücksichtslos zu ... Wir glauben, daß du uns bei gleicher sängerischer Qualität etwas anderes bieten kannst!"
Salaam Siin vernahm ein beifälliges Summen aus dem Auditorium.
„Jedenfalls will ich euch nichts vormachen", sang er, wobei er einen zur Vorsicht mahnenden Impuls in seine Stimme legte. „Wer aber bleiben will, soll bleiben. Wir können jegliche Unterstützung gut brauchen. Ich habe einige neue Gesänge entwickelt, und ich denke, daß wir schon bald zu den zehn führenden Singschulen aufschließen werden ..."
„Das sollte kein Problem sein!" warf wieder der junge Ophaler von vorhin ein.
„Aber es wird viel Arbeit kosten", wiegelte Salaam Siin ab. Er war angewiesen auf den Funken der Begeisterung. Es sollte jedoch niemand glauben, das Ziel ließe sich je ohne Zähigkeit und Fleiß erreichen. „Ihr und ich - wir müssen uns aufeinander einstimmen, bevor wir uns zu maximaler Wirksamkeit ergänzen. Und nun stelle ich euch die Frage: Wer wird bei mir bleiben? Wer gehen möchte, soll jetzt den Raum verlassen, und niemand soll schlecht über ihn singen!"
Salaam Siin musterte ein wenig furchtsam die fünfzig Ophaler, die noch immer dastanden und seinen Worten nachzulauschen schienen. Keiner von ihnen ging; und das bedeutete, daß er auf der ganzen Linie gesiegt hatte. Sie würden schon bald eine führende Rolle spielen, dessen war er vollkommen sicher. Neue Sänger würden hinzukommen. Mit ihnen würde auch die psionische Kraft des Chorgesangs wachsen.
„Dies also ist die Geburtsstunde unserer neuen Singschule", stellte er äußerlich ungerührt fest. In seinem Innern aber jubelte er. „Ihr alle seid nun Sänger der Schule Nambicu am wada - wir singen für die Ehre."
Irgendwo unter den fünfzig Ophalern entstand ein summender, freundlicher Gesang, und Salaam Siin begriff, daß er durch günstige Fügung einem erstklassigen Chor zur Gründung verhelfen hatte. Keiner seiner neuen Gefährten dachte allzu streng im Sinn des Kodex, dessen war er irgendwie sicher. Trotzdem würde er seine Mitgliedschaft im Bund der Netzgänger konsequent geheim halten.
*
Noch in derselben Nacht, als er allein seinen Schlafraum betreten hatte, fädelte sich Salaam Siin in den nächstgelegenen
Weitere Kostenlose Bücher