1328 - Die Lust und der Tod
hatte ich mir das gedacht.«
»Das ist wunderbar. Sie wird so behandelt werden wie die anderen Hexen auch. Du wirst sie als neues perfektes Ausstellungsstück deklarieren, nicht wahr?«
»Richtig.«
»Und wann?«
»Wir haben doch Zeit – oder…?«
Bea Hunt beherrschte sich nicht mehr. Sie musste ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Sie begann zu lachen und klatschte in die Hände.
»Das ist einfach großartig«, lobte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas in dieser Nacht erlebe. Ich bin begeistert. Die Lust und der Tod. Wie dicht liegen beide doch zusammen.«
»Das stimmt.«
Jane Collins war klar, dass dieser Duval nicht bluffte. Er war ein Mensch, in dessen Innern die Flamme des Fanatismus loderte. Er ging keiner Arbeit nach, für ihn war es eine Berufung, die ihm der Teufel persönlich eingegeben hatte. Er hatte Spaß daran, andere Menschen unter seine Knute zu zwingen.
Jetzt wäre es für Jane Collins an der Zeit gewesen, zur Waffe zu greifen. Das hätte sie normalerweise auch getan, aber sie hatte sie nicht in Reichweite.
Jane hatte den Temperaturen Rechnung getragen und sich locker angezogen. Es wäre ihr schwer gefallen, die Waffe zu verbergen, und so war sie auf die Idee gekommen, die Pistole in den Rucksack zu stecken. An sie heranzukommen, war zwar nicht unmöglich, aber Duval und seine Geliebte würden es nicht zulassen.
Das war schlecht, aber Jane ließ es sich nicht anmerken.
»Dazu können Sie mich nicht zwingen«, erklärte sie mit fester Stimme. »So einfach laufen die Dinge nicht. Sie mögen es geschafft haben, andere Menschen in Ihren Bann zu ziehen. An mir jedoch beißen Sie sich die Zähne aus.«
»Du kennst ihn nicht, Jane.« Bea sprach für ihren Freund und Geliebten. »Er schafft alles, was er sich vorgenommen hat. Ich weiß das sehr genau, denn ich kenne ihn lange. Gerard ist ein Besessener. Er ist ein Dämon. Ein Meister. Er will der Welt besondere Kunstwerke näher bringen, und das schafft er auch.«
»Sie hat Recht«, erklärte Duval. »Ich gehe meinen Weg und lasse mich davon nicht abbringen. Auch wenn du dir Hoffnungen machst, Jane, es ist vorbei. Du hast dich verrechnet. Du schaffst es nicht. Du hast Bea nicht die Wahrheit gesagt. Zwar bist du allein gekommen, aber du bist trotzdem nicht allein. Nur wirst du dich auf deine Rückendeckung nicht verlassen können, denn die habe ich bereits ausschalten lassen. Jerry Ford ist ein sehr guter und loyaler Mann. Als ehemaliger Kampfschimmer weiß er, wie man mit Feinden umgeht. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Moment mal, Gerard. Sie ist nicht allein gekommen?«
»So ist es.«
Bea Hunt stieß einen Knurrlaut aus, der auch von einem Tier hätte stammen können. Sie wirkte wie jemand, der sich im nächsten Moment auf eine Beute stürzen will. Sie fühlte sich hintergangen, und damit wurde sie schlecht fertig.
»Ach«, flüsterte sie, »so ist das also. Du hast mich hintergehen wollen? Du hast auf deinen Trumpf in der Hinterhand gesetzt.«
Scharf lachte sie auf. »Da hast du dich geschnitten, Jane. Wir sind besser als du. Viel besser. Es gibt keine Chance für dich und…«
»Ich denke, Sie sollten mir zuhören!«, erklärte Jane mit fester Stimme. »Ob ich zu den Hexen gehöre oder nicht, ist in diesem Augenblick unwichtig. Ich denke eher nicht, aber egal – ich werde mich nicht als Kunstobjekt hinstellen lassen, das verspreche ich euch. Ich bin nicht so wie die anderen Frauen. Und es stimmt, was Duval gesagt hat. Ich habe mir eine Rückendeckung besorgt, weil ich nicht wusste, was mich hier erwartet. Aber diese Rückendeckung ist nicht irgendwer. Es ist jemand von Scotland Yard, und ich schwöre euch, dass es für euch nicht einfach werden wird.«
»Ach, wird es das nicht? Was sagst du dazu, Gerard?«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es gibt keine Probleme. Ich habe alles im Griff.«
»Dann zeig es.«
In diesem Moment wusste Jane Collins, dass es auf sie allein ankam. Wenn sie zu lange zögerte, würde sie völlig in die Defensive geraten, und das wollte sie auf keinen Fall. Sie musste sich einfach wehren. Da sie an ihre Waffe so schnell nicht herankam, blieben ihr nur die Hände und die Füße.
Duval war wichtig.
Bevor sich dieser versah, sprang Jane auf ihn zu. Leider war die Entfernung zu groß. Mit einem Sprung konnte sie ihn nicht erreichen, sie musste noch mal aufsetzen und sich dann abstoßen.
Alles lief in einer normalen Geschwindigkeit ab. Trotzdem bekam Jane jedes Detail mit, auch
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