1329 - Zombie-Nacht
nicht, das stufte sie als unwichtig ein. Sie wollte nur nicht, dass der Zombie zu nahe an sie herankam.
Shao ging einen Schritt nach vorn. In der Mitte des Flurs blieb sie stehen.
Plötzlich war sie cool bis in die Zehenspitzen hinein. Mit einer lässigen Bewegung holte sie einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn in die Rinne und spannte die Waffe.
»Bleib stehen!«, flüsterte sie nur…
***
Genau das tat der Zombie nicht!
Es hätte Shao auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
Diese Gestalten ließen sich durch irgendwelche Warnungen nicht aufhalten. Sie gingen ihren Weg weiter.
Das tat der Typ auch.
Die nächsten beiden Schritte legte er zurück, ohne dass etwas geschah. Er schaute auf sein Messer, dann blickte er wieder auf und ging wieder einen Schritt auf Shao zu.
Sie ließ ihn kommen.
Sie nahm ihn ins Visier.
Ihr Gesicht blieb dabei unbeweglich. Shao war eine Könnerin in der Beherrschung dieser Waffe. Sie wusste auch, dass die ihn treffen würde, aber sie wollte ihn richtig erwischen, um ihn auszuschalten. Dass dies vielleicht nicht so leicht war, darüber wollte sie gar nicht weiter nachdenken.
Der Schuss!
Mit einem leisen Fauchen löste sich der Pfeil von der Armbrust.
Shao wusste genau, wo er treffen sollte, und er traf. Hart jagte er in die linke Brustseite der Gestalt. Wahrscheinlich ragte er am Rücken noch hervor, denn er war mit sehr viel Wucht geschossen worden, aber das Ziel hatte Shao nicht erreicht.
Der Zombie brach nicht zusammen.
Er blieb auf den Beinen, stützte sich dabei an der Wand ab und blickte auf seine Brust, aus der der Pfeil hervorragte.
»Mist«, flüsterte sie.
Der Zombie hob seinen Kopf an. Er starrte Shao aus blicklosen Augen an. Tote Augen. Da gab es nicht die geringste Spur von Leben zu sehen.
Shao blieb gelassen, als sie den nächsten Pfeil auflegte und die Waffe wieder spannte.
Als neues Ziel hatte sie sich den Kopf ausgesucht, obwohl dieser im Verhältnis zum Körper schwerer zu treffen war.
Noch war die Gestalt nicht wieder vorgegangen. Gut fünf, sechs Schritte trennten die beiden noch.
Wieder schickte sie einen Pfeil auf die Reise, und abermals bewies Shao, wie toll sie mit der Waffe umgehen konnte. Der Pfeil jagte in den Kopf hinein. Es steckte so viel Wucht dahinter, dass der Schädel nach hinten ruckte und es beinahe so aussah, als würde er von den Schultern gerissen werden.
Die gesamte Gestalt kippte zurück. Plötzlich reagierten die Beine nicht mehr so wie es sein musste. Die Füße verhakten sich. Die Gestalt geriet ins Schlingern und konnte sich nicht halten.
Schwer prallte sie zu Boden.
Zwei Pfeile ragten aus dem Körper hervor. Einer aus der Brust, der andere aus dem Kopf.
Aber er war noch nicht endgültig erledigt, und das bereitete Shao Sorge. Zwar lag er für einen Moment starr, doch als sie sich bewegte, tat er es auch und versuchte, sich aufzurichten.
Die Ellbogen benutzte er als Stütze. Dass der Pfeil aus seiner Stirn ragte, sah lächerlich aus, aber es war eben so. Nichts zu machen!, dachte Shao, als sie sicherheitshalber wieder zurückwich. Das Zucken um ihre Mundwinkel verriet erste Zeichen von Unsicherheit.
Sie wusste nicht mehr, was sie noch machen sollte. Zumindest nicht hier im Flur und nicht mit der Waffe.
Es gab die Chance der geweihten Silberkugel. Die Waffe lag allerdings in der Wohnung.
Für Shao wurde es eng. Aber sie konnte die Dinge auch anders sehen. Wenn ihr der Zombie in die Wohnung hinein folgte, war sie noch immer vor ihm da und hatte Zeit genug, sich die Waffe zu holen.
Shao ging mit schnellen Schritten zurück, schloss die Tür auf, rammte sie wieder zu und rannte ins Schlafzimmer.
Shao schoss nicht gern mit der Pistole, aber hier ging es nicht anders.
Die Beretta hatte sie schnell gefunden. Ebenso schnell machte sie sich auf den Rückweg. Um ihre Lippen hatte sich ein kaltes Lächeln eingegraben, ihre Augen blitzten. Sie war wieder kampfbereit, doch diesmal mit einer Pistole.
Die Armbrust hatte sie im Wohnzimmer liegen gelassen und trug nur noch den Köcher mit den Pfeilen auf dem Rücken.
Im nicht sehr langen Flur wurde sie langsamer. Die Tür lag in ihrem Blickfeld. Sie wusste genau, dass der Zombie dahinter lauerte, doch er traf keine Anstalten, sie aufzubrechen.
Warum nicht?
Shao war ein wenig verunsichert. Eigentlich hätte er gegen die Tür schlagen müssen, denn so leicht gab ein Zombie nicht auf, wenn er Mensehen roch.
Was tun?
Warten, lauschen?
Sie hörte einen komischen Laut.
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